Es ist schon interessant, wie sehr einem so manche Bands fehlen, die nur alle Schaltjahre mal etwas veröffentlichen, oder wenn sie gerade Bock darauf haben. Zum Beispiel die schwedischen Rabauken Nifelheim, deren letztes Album auch schon wieder 12 Jahre alt ist. Ganz in dieser Tradition – und stilistisch verdammt nahe an den Schweden – stehen die brachialen US-Sensemänner von SLUTVOMIT. Deren Debüt „Swarming darkness“ ist zwar nur sechs Jahre alt; doch in dieser schnelllebigen Zeit ist das schon eine kleine Ewigkeit. Der Nachfolger „Copulation of cloven hooves“ ist nicht nur passend betitelt, was die lyrischen Ergüsse der zum Quartett angewachsenen Horde angeht, sondern lässt sich auch mit einem verschmitzten Augenzwinkern lesen. Auch hier geht man konsequent den Weg schon erwähnter Schweden, die auch nicht alles mega-ernst nehmen, was mit Satan, etc. zu tun hat. Dass man von der Szene dennoch in hohem Ansehen gehalten wird, liegt schlicht und ergreifend an der musikalischen Qualität (das gilt für beide Bands). Was als erstes auffällt, vergleicht man das Debüt mit der aktuellen Scheibe, sind die längere Spielzeit bei weniger Songs: Bot der Erstling noch elf Tracks in 35 Minuten, sind es nun neun Tracks in 45 Minuten. Wie man im folgenden noch sehen wird, profitieren davon vor allem die trashigen Parts sowie Solos und Leads. Der zweite Punkt, der nach dem ersten Hördurchlauf heraussticht, sind die dadurch um einiges packenderen Songs. War das Debüt zwar noch ein Ausbund an roher und blutiger Energie, die sich unaufhaltsam Bahn brach, lenkt man diese nun in zwar etwas strukturiertere Bahnen, was dem Energielevel jedoch keinen Abbruch tut, sondern wohl der Erweiterung vom Power-Trio zum Quartett geschuldet ist.
Bereits Intro und Opener „Command for triumph/Genocide lust“ zeigen, dass die relativ lange Pause nichts an der straighten Ausrichtung geändert hat: Die Gitarren sind immer noch ordentlich angezerrt, die Drums bollern verdammt amtlich und die rausgekotzten Vocals erinnern zwar stark an Watain’s Erik, haben aber dennoch genügend Eigenständigkeit, gerade in den tieferen Passagen. Dass man den Vocals zudem auch eine gute Portion Hall verpasst hat, passt ebenfalls richtig gut zu der nach vorne preschenden Ausrichtung. Auch sollte man sich nicht von dem zunächst ziemlich chaotischen Sound in die Irre führen lassen. Denn darunter, das merkt man relativ schnell, hat man ziemlich viel Ahnung von ausgefeiltem Songwriting. Was ein wenig schade ist, ist der ab dem zweiten Track „Endless graves“ etwas reduziertere Soundpegel. Das tut zwar den Boxen und natürlich auch den Ohren gut, reißt den Hörer aber dennoch ein wenig aus der in den ersten Minuten erzeugten Immersion. Macht aber nichts, im Zweifelsfalle kann man die Anlage ja wieder hochdrehen. Besagter Track ist nun etwas aufgeräumter und weniger chaotisch, was das Können der Band an den Instrumenten noch weiter herausstellt. Gerade die Leads machen enorm viel Spaß in diesem beinahe schon klassisch zu nennenden Blackthrasher. Überhaupt ist es schön zu sehen, dass der Schwerpunkt eindeutig auf diesem Genre liegt und man die Death-Metal-Einflüsse fast nur noch in den Solos und Leads findet. Ein Track wie „Scythe of mass damnation“ ist daher ein Referenzbeispiel dafür, wie gut diese im Grunde verschiedenen Stile miteinander harmonieren können, finden sich die richtigen Musiker dafür zusammen. Dass man sich auch in den langsameren Gefilden zuhause fühlt, beweist man mit dem Titeltrack „Copulation of cloven hooves“, das zu Beginn irgendwie so ein „Remember the fallen“-Gefühl in mir wachruft, obwohl man beide Tracks eigentlich nicht miteinander vergleichen kann und Sodom oberflächlich betrachtet wohl auch nicht zu den offensichtlichen Einflüssen zählen. Nach einem ordentlichen Break zieht man das Tempo wieder an, behält die aufgebaute, recht düstere Grundstimmung jedoch bei, was für die Abwechslung unter den Tracks positiv zu bewerten ist. Zumal sich der Track im letzten Drittel nochmals steigert und ein richtig starkes Solo einfügt, dem man auch die Ehre erweist, indem man es mitsamt dem Song ausfaden lässt. Das vorab schon vorgestellte „Baphomet’s call“ kann man guten Gewissens in den Fundus der Black/Thrash-Standards einfügen, ohne dass dies negativ konotiert wäre, ist doch das Energielevel verdammt hoch und schweißtreibend. Alleine schon der headbang-kompatible Mittelpart steht auf dem Album fast ganz für sich alleine und das anschließende Solo fügt sich da ohne Weiteres ein. Für den Albumflow ist das ganz große Klasse! „Evil commands you“ kann man mit einem Wort beschreiben: diabolisch! Ein unbarmheriger Track, der sich gnadenlos nach vorne drückt und dem aggressiven Black Metal Anfang der 2000er Tribut zollt. Daran knüpft „Total possession“ im Anschluss nahtlos an. Es ist erstaunlich, wieviel Power dieses Album bisher aufweisen kann und dass es nicht einen einzigen Ausfall gibt. Denn auch ein Song wie „Sepulchral dawn“, der wie eine Mischung aus alten Watain und Nifelheim klingt, lässt den unbedarften Hörer vielleicht etwas ratlos zurück, aber für den sind SLUTVOMIT generell sowieso nichts. Auch hier gibt es wieder einen am klassischen Thrash orientierten Mittelpart, der jedoch nicht ganz so stark ausfällt wie in „Baphomet’s call“. Den Vogel schießt man zum Abchluss jedoch verdammt zielgerichtet ab: „Acolyte of death’s destruction“ ist im ersten Drittel eine pure Verbeugung vor Dissection zur „The somberlain“-Phase. Songaufbau und vor allem die melodischen Leads erinnern ein ums andere Mal an die schwedische Legende, was man auch noch ein Stück weiter im Track beibehält, klingt man da doch wie eine rohere Version derselben. Den Unterschied macht dann allerdings die wieder sehr black/thrashige zweite Hälfte, die nach einem kaum spürbaren Break einsetzt und dem Album ein verdammt starkes Finale verpasst.
Heilige Scheiße, ist dieses Album ein Geschoss! Ich hatte das Debüt zwar noch irgendwie im Ohr, aber auf diese brachiale Gewalt war ich dann doch nicht gefasst gewesen. SLUTVOMIT erzeugen auf „Copulation of cloven hooves“ ein dermaßen hohes Energielevel, dass es auch gut und gerne für zwei Alben gereicht hätte. Sei es die Black-Metal-Grundlage in Verbindung mit ursprünglichem und rohem Thrash sowie den Death-Metal-Leads und -Solos: Auf diesem Album fügt sich zusammen, was zusammen gehört! Und auch, wenn man es im extremen Metal ja nicht gerne hört: Es macht einfach höllisch viel Spaß, dieses Teil auf Dauerrotation laufen zu lassen. Wer also mal wieder richtig Lust auf solch ein explosives Gemisch hat, der ist hier goldrichtig. Alle anderen sollten sowieso zumindest einmal reinhören! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Das Album wird sowohl als CD, 12″-LP auf schwarzem und limitiertem blutrotem Vinyl sowie digital erhältlich sein. Alle Infos dazu wird es am Releasetag auf der Facebook-Seite von Black Salvation geben.
SLUTVOMIT – Copulation of cloven hooves
Black / Death / Thrash Metal from the United States
Invictus Productions
Running time: 45:25 minutes
Release date: October 4th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation