SUN WORSHIP – Emanations of desolation

SUN WORSHIP – Emanations of desolation // © 2019 Vendetta Records / Sun Worship

Faszination Black Metal aus hiesigen Landen: Gerade erst rollen Verheerer mit ihrem fantastischen neuen Album die Szene auf, schon steht das neue, dritte Album der Berliner SUN WORSHIP bereit, die Ohren der willigen Hörerschaft zu verwöhnen. Seit dem letzten Release vom Trio zum Duo geschrumpft, legt man mit dem fast eine Stunde dauernden „Emanations of desolation“ einen Release vor, der nicht nur seines für Black-Metal-Verhältnisse doch recht ungewöhnlichen Covers neugierig macht. Denn zwei Fragen sind es vor allem, die man sich stellt: Wie geht man mit der veränderten Bandkonstellation um und ist die Spielzeit nicht zu ausufernd, waren die bisherigen beiden Alben mit jeweils gut 37 Minuten doch eher moderat lang?

Zwei Dinge stellt man schon beim ersten Durchlauf erfreut fest: Weder sind die sieben Songs plus Intro trotz ihrer relativen Länge zu ausufernd oder gar repetitiv komponiert, noch ist man im puren Black Metal verhaftet geblieben. Natürlich finden sich nach wie vor hauptsächlich Einflüsse aus dem Black Metal der Neunziger Marke Norwegen sowie aus dem US-Black Metal modernerer Prägung. Jedoch hat man dem Ganzen eine gehörige Portion zeitgemäßen Death Metal beigemengt, was den Songs eine ordentliche Dynamik und Durschlagskraft verleiht. Das Intro „Zenith“ wirkt mit seiner schamanistischen Rhythmik direkt hypnotisierend, was die Riffs im späteren Verlauf des Albums auch immer wieder aufnehmen werden. Denn genau dies ist es, was die Songs darauf so unfassbar gut macht: Sie wirken hypnotisch, schalten das bewusste Denken weitgehend aus und aktivieren primitivste Urinstinkte. Dass ein Opener wie „Void conqueror“ diesen Zustand von Beginn an so intensiv erzeugen kann, ist nicht nur dem Songwriting an sich geschuldet, dessen Ineinanderfließen von Black- und Death-Metal-Strukturen eine sehr stimmige Atmosphäre erzeugt, sondern sicherlich auch der Erfahrung, die man miteinander in SUN WORSHIP oder aber auch (im Falle von Gitarrist und Sänger Lars Ennen) in Ultha sammeln konnte. Besonders das Riffing sollte man sich genauer unter die Lupe legen, finden sich doch gerade hier die interessantesten Details, die einen großen Unterschied zu den eher straight gehaltenen Vorgängern ausmachen. So ist ein Song wie „Devoured“ schon nicht mehr eindeutig in ein Genre zu packen, bewegen sich die Riffs, unterstützt von kleinen, dissonanten Licks, doch sowohl im Schwarz- wie im Todesstahl. Der Abwechslung tut dies außerordentlich gut, bleiben die Tracks so doch über ihre jeweilige Distanz spannend und – im besten Sinne – unterhaltsam. Grundsätzlich ist das zu begrüßen, da sie sowohl für sich selbst als auch im Albumkontext funktionieren. Ob man sich nun „Torch reversed“, „Soul harvester“ oder „Coronation“ herauspickt: Jeder einzelne dieser Songs besitzt neben seiner Kontinuität innerhalb des Albums auch eine Art Eigenleben, da sich die Riffs tief ins Hirn fräsen und man sich nur noch auf den gerade laufenden Track fokusiert und diesen losgelöst von irgendeinem Albumflow wahrnimmt. Die einzige wirkliche Ausnahme stellt das auf „Soul harvester“ folgende, sehr ambient-lastige Instrumental „Pilgrimage“ dar, das gewissermaßen der Ruhepol des Albums ist und durch seine sehr spärliche Soundlandschaft einen wohltuenden Kontrast schafft. Den krönenden Abschluß fährt man schließlich mit dem schweren, zu Beginn leicht doomigen Closer „Without end“: Nicht nur bündelt man hier nochmals sämtliche Elemente der vorigen Songs zu einem gewaltigen Zwölf-Minüter, man gibt auch einen winzigen Ausblick auf das, was da in naher oder weiter Zukunft noch kommen mag. Denn die eingestreuten, akkustischen Parts sowie die beschwörenden Vocals machen definitiv Appetit auf mehr davon. Dass hier grandiose Musiker am Werk sind, sollte spätestens jetzt jedem klar sein, der sich mehr als nur oberflächlich mit dem Songmaterial auseinandersetzt!

Eines darf – nein: sollte! – man Vendetta Records an dieser Stelle ruhig attestieren: Und das ist ihr Händchen für ausgezeichnete Bands und Releases, die alle ihren Teil zum Wachsen und zur Faszination der Black-Metal-Szene beitragen. Dass man sich mit SUN WORSHIP nun die nächste Sahneschnitte an Bord geholt hat, wundert da wenig, haben diese mit „Emanations of desolation“ doch nun ein Album vorgelegt, dessen Mix aus Black- und Death Metal für zahllose Stunden Begeisterung sorgen wird. Denn wer eine Stunde Musik so zu füllen weiß, dass sich weder Langeweile, Lückenbüßer oder – noch schlimmer! – ständig repetitive Passagen einschleichen und dafür lieber ein von vorne bis hinten natürlich klingendes, durchkomponiertes Gesamtwerk vorlegt, dem gebührt mein tiefster Respekt! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Schon jetzt kann man sich das Album im Webshop des Labels sowohl als CD wie auch als 12″-Doppel-LP im Gatefold auf schwarzem Vinyl als Pre-order sichern. Daneben gibt es natürlich auch noch den digitalen Release, den ihr neben den physischen Formaten auf Bandcamp erwerben könnt. Am Releasetag selbst gibt es alle Infos dazu noch einmal wie gewohnt auch auf der Facebook-Seite von Black Salvation.

SUN WORSHIP // © 2019 Sun Worship

SUN WORSHIP – Emanations of desolation
Black / Death Metal from Germany
Vendetta Records
Running time: 59:10 minutes
Release date: October 18th, 2019 (all formats)

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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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