Da wären wir also nun, bei Album Nummer 19 der norwegischen Legende DARKTHRONE. Mitte, Ende der Neunziger hätte ich mir nicht mal im Ansatz vorzustellen vermocht, dass das Duo jemals diese Anzahl an Alben erreicht. Geschweige denn, dass es Fenriz und Nocturno Culto stets schaffen würden, völlig unberechenbar zu bleiben. Und doch geht man seit spätestens „F.O.A.D.“ (2007) komplett eigene Wege und macht sich keinerlei Gedanken mehr um irgendwelche Stilzuordnungen. Ob man nun in kauzigen Proto-Metal-Regionen wildert, zwischendrin mal wieder ein eher Black Metal-affines Album raushaut oder – wie zuletzt – ein absolutes Riffmonster auf die Hörerschaft loslässt: Man muss entweder auf alles gefasst sein oder gleich komplett ohne Erwartungshaltung an ein neues Album herangehen. „Eternal hails……“ heißt nun der neueste Streich, und das steht ganz im Zeichen des Doom Metals……
Gleich mit dem Opener „His masters voice“ macht man diese Marschrichtung fest, der wie eine Zusammenkunft von Trouble mit den Black Metal-Vorreitern der zweiten Welle klingt. Trocken, fast schon staubig produziert, mit einem dazu passenden Drumsound (der Punch der Snare!) und einem zwar deutlich verzerrten, aber klar erkennbaren Gitarrenton startet man einigermaßen flott, nur um alsbald das Tempo zu kippen und stattdessen puren Doom darzubieten, der im Grunde kaum noch etwas von den ursprünglichen Death- und Black-Metal-Roots mehr innehat. Und das ist auch gar nicht weiter schlimm, wie das folgende „Hate cloak“ beweist: Wie ausgeprägt das Gespür der beiden Musiker für das richtige Riff an der richtigen Stelle ist, ist ja kein Geheimnis mehr; auch, dass man musikalisch wesentlich mehr auf dem Kasten hat, als man zu zeigen bereit ist. Doch dieser Track schafft es sogar, diesem Understatement noch die richtige Würze zu verleihen. Ich habe keine Ahnung, wie sie das geschafft haben, doch das im Grunde recht repetitive Riffing ist so dermaßen episch, dass es die Band gleich nochmal ein kleines Stück mehr auf der Reputationsleiter nach oben schafft. „Wake of the awakened“ holt zur Halbzeit dann mal wieder die Retro-Keule aus dem Sack. Black- und Death Metal bilden den Einstieg, nur um nach einem schönen Break in rohen Heavy Metal zu verfallen. Der übrigens auch diesmal wieder eine wichtige Rolle spielt, wie man an den zahlreichen, klar gespielten Leads heraushören kann. Überhaupt die Gitarrenarbeit: Nach dem puren Riffmonster „Old star“ wirkt „Eternal hails……“ deutlich schlanker und leichter, ohne dass die Band dabei irgendwelche Kompromisse einzugehen braucht. Was sich auch an der Spielzeit der Songs zeigt, die allesamt zwischen sieben und zehn Minuten lang sind. Der 10-Minüter „Voyage to a Northpole adrift“ ist dabei gleichzeitig der am schwersten zugängliche Track. Zunächst in allem sehr reduziert (Tempo, Riffing, Songaufbau), prescht er nach einem Break nach vorne los und öffnet sich schließlich zu einem richtigen Monster, dass die Essenz des Albums wohl so gut einfängt, wie kein anderer Track. Mit dem Albumcloser „Lost arcane city of Uppakra“ dreht man diese Stimmung dann noch einmal: Das Eröffnungsriff ist wieder sehr direkt und überhaupt geht man hier bis in Proto-Doom-Regionen zurück, was dem Album dann auch den abschließenden Kick in Form einer sehr sphärischen zweiten Songhälfte gibt.
Ich höre sie jetzt meckern, die Ewiggestrigen, die stilistische Weiterentwicklung für Teufelswerk halten und denen nur die ersten Alben etwas gelten. Auch ich halte „Panzerfaust“ und vor allen Dingen „Soulside journey“ sehr hoch in Ehren – das hat mich aber nicht davon abgehalten, 2019 die Höchstpunktzahl für den Vorgänger zu zücken. Und ja, das man nicht „plötzlich“ den Doom für sich entdeckt hat, dürfte auch klar sein, gerade wenn man an Fenriz‚ Projekt Isengard denkt. Was „Eternal hails……“ jedoch in der DARKTHRONE-Diskographie einen Sonderplatz einräumt, ist die schlichte Tatsache, dass das Duo jederzeit als sie selbst zu erkennen ist. Dieser Punkt sowie das erstklassige Songwriting in Verbindung mit einer authentischen und rundum gelungenen Präsentation führen schlicht und einfach zur folgenden Wertung: PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Erschienen ist „Eternal hails……“ am 25.06.2021 via Peaceville Records als CD, digital, in diversen 12″-LP-Varianten sowie als schickes Boxset.
DARKTHRONE – Eternal hails……
Black / Doom / Heavy Metal from Norway
Peaceville Records
Running time: 41:23 minutes
Releae date: June 25th, 2021 (all formats)
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Review © 2021 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation