Denkt man heutzutage an Black Metal aus den Vereinigten Staaten, fallen einem wohl zuerst Bands wie Nachtmystium oder Wolves in the Throne Room ein und eventuell noch Absu und Profanatica. Bands also, die jede für sich etwas völlig Neues mitbrachten und auf Myriaden anderer Bands nach wie vor einen großen Einfluss haben. Eher unbeachtet und zum Teil auch belächelt stehen dagegen Initiatoren des US-Black-Metal wie zum Beispiel Summon, Judas Iscariot oder auch BLACK FUNERAL, die dem Stil in ihrem Kern seit den frühen Neunzigern huldigen (bzw. gehuldigt haben) und selbst im ansonsten wohlinformierten Underground nur eine „ach, die gibt es ja auch noch“-Rolle spielen. Doch gerade Letztgenannte sollte man ihrer zahlreichen Dark-Ambient-Spielereien wegen nicht unterschätzen – davon, dass man bereits seit 1993 ununterbrochen aktiv ist, gar nicht zu sprechen. Mit „Scourge of Lamashtu“ steht nun Album Nummer 10 bereit, auf die schwarze Meute losgelassen zu werden. Und das schauen wir uns jetzt in aller Ruhe einmal an.
Der Einstieg in den Opener „Kassaptu Lemuttu“ ist sehr klassisch: Windgeräusche im Vordergrund, die nach und nach von der einsetzenden Band verdrängt werden, bis sie sich vollends entlädt und mit brachialer Gewalt einsteigt. Im angezogenen Tempo prescht man nach vorne, unterlegt den nur leicht verrauschten Sound mit Orgelsounds (die von Kirchen- wie gleichermaßen von Kirmesorgeln stammen könnten – interessant!) und mündet am Ende in den ersten Ambientpart, der nahtlos in das folgende „The vampyric Rabisu at the threshold“ übergeht. Gerade hier macht sich bemerkbar, wie gut die Ambient-Sounds zum Black Metal generell zu passen scheinen, besonders in seiner US-Ausprägung, da das Riffing nie einer gewissen Melodik entbehrt. Zu jeder Zeit aggressiv nach vorne peitschend würden die meisten Tracks auch funktionieren, wäre der schon genannte Sound etwas differenzierter. Doch auch so lässt sich das meiste an Riffs und Drumpatterns ohne groß zu überlegen nachvollziehen, was bei puristischen Black-Metal-Rasereien wie „Nergal (Lord who prowls the night)“ oder „Seven Udug-Hul“ deutlich wird. Und auch wenn ich das nicht oft sage: Der Sound ist genau richtig, so wie er ist, da ansonsten doch einiges an Atmosphäre verloren gehen würde, wie der starke Titeltrack „Scourge of Lamashtu (She who strangles the lamb)“ beweist. Leider fallen das schleppende „Gidim Hul (Bloodthirst of the demonic dead)“ sowie der Schlusstrack „Pazuzu king of the Lilu-demons“ dagegen etwas ab, da das Energielevel hier nicht mehr gehalten wird. Schade, da das Album ansonsten etwas konsistenter wirken würde. Dennoch ist dies Meckern auf hohem Niveau, denn der Rest begeistert dafür umso mehr.
Bewegt man sich nur lange genug in der „Szene“, fällt dem aufmerksamen Beobachter immer wieder auf, dass viel zu oft gerade die Bands die geringste Aufmerksamkeit generieren, denen eigentlich ein höheres Maß zuteil werden müsste. BLACK FUNERAL sind so ein Beispiel: Innerhalb von gut 30 Jahren hat man sich einen respektablen Backkatalog erarbeitet, der zwar auch ein, zwei Stinkerchen bietet, aber im Großen und Ganzen immer von hoher bis sehr hoher Qualität ist. „Scourge of Lamashtu“ fügt dem nun einen weiteren sehr guten Baustein hinzu, ist doch der gebotene US-Black-Metal puristisch bis zum Anschlag und somit ein Fest für alle diejenigen, die eher auf Tradition denn auf Innovation setzen. Und das ist in diesem Fall wirklich positiv zu bewerten! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Ab dem Releasetag wird das Album als CD und LP im Webshop des Labels sowie digital via Bandcamp erhältlich sein. Alle Infos rund um die Formate gibt es dann noch einmal wie gewohnt auf der Facebook-Seite von Black Salvation zum Nachlesen.
BLACK FUNERAL – Scourge of Lamashtu
Black Metal from the United States
Iron Bonehead Productions
Running time: 38:18 minutes
Release date: July 3rd, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation