Seit zwei oder drei Jahren ist immer wieder von den „jungen Wilden“ die Rede, kommt die Rede auf die aktuelle Nachwuchsgeneration im traditionellen Metal. Nicht ganz zu Unrecht, sind doch die Energie, das kreative Potential sowie die Liebe zu unser aller Lieblingsmusik so stark wie noch in keiner Generation zuvor vorhanden. Man muss schon mit der Lupe suchen, um wirkliche Ausfälle zu finden, was besonders hinsichtlich der – leider – nur beschränkten Kaufkraft der meisten Fans ärgerlich ist, reißen die hochklassigen Releases doch regelmäßig große Löcher ins Portemonaie. Anfang August dürfen sich auch die Finnen EXCUSE in die Liste der hoffnungsvollen Newcomer einreihen, obwohl man bereits seit 10 Jahren aktiv ist und auf eine Demo, zwei EP’s sowie je eine Split und eine Compilation zurückblicken kann. Mit „Prophets from the occultic cosmos“ erscheint nun jedoch endlich das Debüt und das ist – wie zu erwarten war – eine lupenreine Granate geworden!
Alleine schon der relativ ruhige Einstieg in den Opener „Black crystal visions“ ist verdammt atmosphärisch – in Zeiten, in denen die meisten Releases schon in den ersten Sekunden von 0 auf 100 starten, sind diese ersten 80 Sekunden eine wahre Wohltat, die den Song langsam aufbauen. Danach jedoch gibt es die von den vorigen Veröffentlichungen schon bekannte Mischung aus Speed und Thrash um die Ohren geknallt, deren Gitarrenarbeit allerdings eine pure Verneigung vor klassischem Heavy Metal ist. Gerade die Solo-Arbeit ist absolut zum Niederknien und würde als Jahr nicht 2019 da stehen, könnte man auch an 1985 oder früher denken. Großartig! Auch die variable Geschwindigkeit tut ihr Übriges zu dieser grandiosen Stimmung bei, wirken die Breaks doch niemals aufgesetzt, sondern allesamt kunstvoll integriert. Bei aller Nostalgie und technischem Können wird jedoch nie vergessen, dass es in erster Linie auf packende, mitreißende Songs ankommt. Ein Track wie „Blade of Antichrist“ ist daher ein absoluter Höhepunkt, da er in seinen nicht ganz viereinhalb Minuten soviel Energie und Esprit freisetzt, dass man aus dem Staunen gar nicht herauskommt. Die Riffs und Leads fliegen einem nur so um die Ohren, was dank der erstklassigen Produktion in einer Weise geschieht, die man nur knackig nennen kann. Hier ist nichts glattpoliert oder geschliffen, sondern als Rohdiamant belassen worden. Im Mix wurde darauf geachtet, die Instrumente ins richtige Verhältnis zu setzen, so dass nichts dominierend wirkt – im Gegenteil ist sogar der schön trocken produzierte Bass jederzeit herauszuhören und die mit leichtem Hall versehen Vocals wirken dazu noch authentisch. Man höre sich nur das in seinen Tempi wieder sehr variable „Prophets from the occultic cosmos“ an: Einen solchen Titeltrack bekommt wahrlich nicht jede Band hin; egal, in welchem Genre sie unterwegs ist. Wer zudem, wie in „Goddess injustice“ die ersten zweieinhalb Minuten komplett instrumental unterwegs ist und dem Track somit immer mehr Spannung verleiht, bis sich endlich die Vocals über dem Hörer entladen, macht etwas verflucht gut. Überhaupt gehört die Instrumentalfraktion mit zum Besten, was ich in den letzten Monaten gehört habe und – beschränkt man sich an dieser Stelle nur mal alleine auf den Stil – erzeugt eine Immersion wie das zuletzt bei der letzten Attic der Fall war. Gerade der aggressiv-melodische Stil von „Sworn to the crimson oath“, was im vergangenen Jahr mein erster Berührungspunkt mit EXCUSE war, kann vom ersten Takt an überzeugen und hat das wahrscheinlich einprägsamste Lead des gesamten Albums, was in in gewisser Hinsicht doch ein ganz schönes Kunststück ist. Der nahtlose Übergang zum Albumcloser und mit seinen zehn Minuten längsten Stück des Albums ist einfach nur atemberaubend gelungen. „Watchtower of the trans-dimensional pathway“ ist gewissermaßen das bisherige Meisterstück der Finnen, das alle vorher genannten Punkte in einen Song packt und daraus ein Speed/Heavy-Epos schnürrt, dessen Energie sich Note für Note Bahn bricht und die Boxen schier explodieren lässt! Anders kann man ein solch fantastisches Album einfach nicht beenden. Ich bin mal wieder schwer begeistert und werde „Prophets…“ wohl auch die nächsten Monate noch rauf und runter hören…
So langsam kann es einem schon Angst machen, dieses Riesenpotential, das die Szene derzeit aufweist. Egal, in welche Richtung man schaut, überall tummeln sich die Talente, die einen gnadenlosen Brecher nach dem anderen veröffentlichen. Zu diesen Bands kann man nun auch EXCUSE zählen, die mit „Prophets from the occultic cosmos“ einen lupenreinen Bastard aus Speed, Heavy und Thrash Metal kredenzen, der so voller Energie und songwriterischer Klasse steckt, dass es bei anderen Bands für mehrere Alben reichen würde. Ausnahmslos jeder Kuttenträger sollte mit diesem Album seine helle Freude haben und wer die Finnen bis dato noch nicht kennt: Reinhören ist oberste Pflicht! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Schon jetzt ist das Album als Pre-order sowohl im Webshop des Labels als auch über Bandcamp erhältlich. Die Qual der Wahl fällt dabei entweder auf die CD, das auf 500 Exemplare limitierte schwarze Vinyl oder den digitalen Release. Oder – wenn man so verrückt ist wie die Autorin – gleich auf alle Formate.
EXCUSE – Prophets from the occultic cosmos
Speed / Heavy Metal from Finland
Shadow Kingdom Records
Running time: 38:34 minutes
Release date: August 2nd, 2019 (all formats)
Shadow Kingdom Records Webshop
Shadow Kingdom Records Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation