Es ist mal wieder soweit: Erneut darf ich das Hohelied auf die heimische Szene singen, die seit einigen Jahren so vital ist, wie das zuletzt vor 25 Jahren der Fall war. Gemessen an der Qualtität sind die heutigen Bands bzw. deren Releases um ein Vielfaches stärker als seinerzeit die „alten“ Helden. Mit SCYTHE LORE macht sich nun das nächste Trio auf, dieser These gehörigen Nachdruck zu verleihen und zeigt bereits mit ihrer ersten Veröffentlichung, der im Juni 2019 erscheinenden EP „Through the mausoleums of man“, dass man ein außergewöhnlich gutes Händchen für spannendes Songwriting sein Eigen nennen kann. Denn der gebotene Death Metal mit Versatzstücken aus Dark und Doom Metal funktioniert ausgezeichnet.
Diese fließen jedoch erst nach und nach in die Songs ein. So ist der Opener „Eschatology speaks all tongues“ noch überwiegend im Death Metal der Ursprungszeit angesiedelt und öffnet sich erst zum Ende hin einem melodischen Lead, das bereits deutlich aufhorchen lässt. Das gerade einmal anderthalb Minuten kurze „Jhator“ ist hingegen ein wütender Ausbruch, bevor man mit „Behind 7 walls and 7 gates“ ein kleines Meisterwerk abliefert: Grundlage ist auch hier wieder purer Death Metal, jedoch öffnet man sich relativ schnell zu einem Funeral-Doom-artigen Lead, wie man es bis heute immer wieder im Doom/Death finden kann. Das lockert das Klangbild deutlich auf und lässt die Highspeed-Attacken umso energischer erscheinen, was das nicht mal zwei Minuten dauernde „Absonus“ eindrucksvoll unterstreicht. Mit „Established death“ hat man zudem eine echte Doom-Walze auf die EP gepackt, die sich rein atmosphärisch äußerst gut in den Gesamtsound einfügt. Grund dafür ist sicherlich auch die sehr puristisch gehaltene Produktion, die sehr an die Frühwerke des Stils Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger erinnert. Der Sound drückt sich regelrecht aus den Boxen und die tiefen, leicht verhallten Growls lassen selbst strahlendsten Sonnenschein düster und unwirklich erscheinen. Das ist großes Kopfkino, das der Albumcloser „With our rotting flesh“ nochmals richtig befeuert.
Trotz einiger verdammt starker Newcomer im heimischen Death Metal und dem einen oder anderen, Ende des vergangenen Jahres erschienen Album bereits etablierter Bands hat mich kein Release so sehr mitgerissen wie „Through the mausoleums of man“ von SCYTHE LORE. Die düstere Atmosphäre der Songs verkommt hier nicht zum Selbstzweck, sondern schafft einen unheilvollen Kosmos irgendwo zwischen Doom und Death Metal, der sich sowohl seines Ursprungs bewusst ist als auch absolut zeitlos klingt. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, die Band in Albumlänge aufschlagen zu sehen – den ersten positiven Eindruck hat man mit dieser EP auf jeden Fall schon mehr als deutlich hinterlassen. Große Klasse! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Alleine schon des Covers wegen sollte man sich „Through the mausoleums of man“ in die heimische Sammlung holen – besonders natürlich im LP-Format. Daneben wird es noch auf CD sowie digital erscheinen. Alle Infos hierzu wird es wie immer am Releasetag auf der Facebook-Seite von Black Salvation geben.
SCYTHE LORE – Through the mausoleums of man
Dark Death Metal from Germany
Iron Bonehead Productions
Running time: 19:30 minutes
Release date: June 21st, 2019 (all formats)
Iron Bonehead Productions Webshop
Iron Bonehead Productions Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation