Gerade mal einige Wochen ist es her, dass das schwedische Ein-Mann-Projekt VANANIDR mit der Erstveröffentlichung des gleichnamigen Debüts auf CD hier für respektvolles Ohrenschlackern sorgen konnte. Die Zeit zwischen digitalem Erstrelease vergangenes Jahr wurde bis dahin ohrenscheinlich gut genutzt, um sich ans Songwriting und die Aufnahme für den Nachfolger zu machen. Der wird Ende Mai erscheinen und ist mit „Road north“ sehr puristisch und treffend betitelt. Denn eines fällt direkt auf, sobald man das Album das erste Mal in seiner Anlage rotieren lässt: Der klassische Mix aus Black und Death ist einem sehr doomigen Grundton gewichen – immer noch melodisch, aber dennoch wesentlich düsterer als noch auf dem Vorgänger.
Das zeigen bereits die ersten Takte des Openers „Cold dead skin“, der zwar immer noch in bester Swe-Death-Tradition steht, was Riffing und Songaufbau angeht – allerdings löst man sich hörbar ein gutes Stück von den allzu offensichtlichen Vorbildern, obwohl auch diese hin und wieder in ähnlichen Gefilden wüteten (Sacramentum, Lord Belial). Der Schwenk hin zum Doom wird im folgenden „Melancholy march“ schließlich perfekt gemacht: Der Track strahlt pure Kraft und Dunkelheit aus, immer wieder unterlegt von Chören, die sich sehr harmonisch in das Gesamtbild einfügen, ohne aufgesetzt oder peinlich zu wirken. Mit „Bleak and desolate“ zieht man das Tempo zwar wieder an, ändert jedoch nichts an der dunkleren Ausrichtung, so dass der Black-Metal-Anteil hier so spürbar ist, wie in keinem der vorigen Songs und somit die Brücke zum Debüt schlägt. Das trägt viel zur Abwechslung bei, so dass sich die Songs doch ziemlich voneinander unterscheiden – wenn teils auch nur in Nuancen. So geht man in „Drowned in hells fire“ erneut eher melancholisch ans Werk, drückt das Tempo in „Raining fire“ noch weiter hinunter, nur um mit „Plains of extinction“ einen wieder zackigeren und spürbar leichter im Ton klingenden Track folgen zu lassen. Mit „Shadow of the past“ drückt man das Gaspedal wieder richtig durch und lässt den Black/Death-Wurzeln freien Lauf. Besonders gut gefällt hier auch das kleine Klavier-Intermezzo nach etwas mehr als der Hälfte des Songs, was zu diesem Stil stets passt, wie die Faust aufs Auge. Man beherrscht sein Handwerk, was auch dank der guten Produktion hörbar ist: Denn selbst nach mehreren Durchläufen lassen sich keine Schwächen finden. Das letzte Albumdrittel wird bestimmt von der etwas doomigeren Ausrichtung: So steht mit „Beneath the glimmering surface“ ein Track, der sowohl melancholisch und anmutig zugleich im Riffing ist und den Hörer zumindest unwillkürlich zwanzig Jahre zurück versetzt, als man majestätischen Riffs noch viel mehr Raum eingeräumt hat. Den Höhepunkt des Albums hat man sich mit „Ancient powers“ sowie dem vorangestellten „Introduction to Ancient powers“ für fast den Schluss aufgehoben. Man verbindet den doomigen Grundsound mit den hymnischen Riffs und den auch hier immer mal wieder verwendeten Chören zu insgesamt neuneinhalb Minuten voller Epik, dunkler Schönheit und Eleganz, denen man einfach Tribut zollen muss, so gnadenlos gut ist das Songwriting hier geraten. Dem kann das Ambient-Outro „Purgatory“ natürlich nichts entgegensetzen, so dass der Abschluss des Albums somit eher beiläufig ausfällt.
Wer ein reines Melodic Black/Death Metal-Album erwartet hat, wird vermutlich enttäuscht sei oder zumindest dumm aus der Wäsche schauen. Das gleichnamige Debüt war eine tolle Reminiszenz an die Neunziger, die man mit „Road north“ im Grunde weitestgehend hinter sich lässt. Die Entwicklung hin zu einem dunkleren Sound tut VANANIDR zudem spürbar gut, so dass trotz der langen Spielzeit von 66 Minuten keine Langeweile aufkommt. Auch sind Songwriting und Produktion auf einem entsprechend hohen Niveau, die schlussendlich nur zu einem führen können: KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Das Album wird sowohl auf CD als auch digital erscheinen. Alle Infos zu den Releaseformaten gibt es natürlich wie immer am Releasetag auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
VANANIDR – Road north
Black / Death / Doom Metal from Sweden
Purity through Fire
Running time: 66:00 minutes
Release date: May 31st, 2019 (all formats)
Purity through Fire Webshop
Vananidr Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation