Schweden war schon immer ein Land, dass vor musikalischem Potential nur so strotzte: Jedes Jahr schießen unzählige neue Bands aus dem Boden aus allen nur denkbaren Stilrichtungen. Und ob es sich dabei nun um Black, Death oder Trash handelt oder klassischer Heavy Metal bedient wird, ist dabei auch relativ egal. Denn ein Großteil der Bands kann dabei auf ein meist relativ hohes spielerisches Niveau bauen. Ob am Ende dabei auch ein gutes Songwriting steht, soll an dieser Stelle jedoch einmal offen bleiben. Zu diesen noch relativ jungen und hungrigen Bands gehören die 2011 in Stockholm gegründeten BEASTIALITY, die im vergangenen Dezember ihren ersten Longplayer namens „Worshippers of unearthly perversions“ auf die Meute losgelassen haben. Bis dahin konnte man auf zwei Demos, eine Split sowie einen Live-Release zurückgreifen, die alle schon dafür sorgten, dass man sehr gespannt auf dieses Debüt wartete.
Mit dem instrumentalen Intro „The mist of mayhem“ steigt man mit viel Atmosphäre, und zu Beginn auch ziemlich creepy, in die knapp 35 Minuten ein. Schon diese ersten paar Minuten machen deutlich, dass man seine Instrumente beherrscht und Wert auf einen abwechslungsreichen und spannenden Songaufbau legt. Der Opener „Witchblood“ könnte zudem nicht besser gewählt sein: Mit diesem typisch schwedischen Sound spielt man in den sechs Minuten so manch andere Combo gnadenlos an die Wand. Vom Riffing und von der Atmosphäre her erinnert mich das Quartett ein ums andere Mal an Dissection. Etwas weniger melodisch, etwas mehr Anteile aus dem Thrash, aber grundsätzlich hätte dieser Track ohne Weiteres auch auf „The somberlain“ stehen können. Das folgende „Sadistic fornication“ wirkt durch das ausgeprägte Black / Thrash-Element um einiges aggressiver und wer mit so viel angepisster Attitüde „…fucking bitch…“ ins Mikro schreit, hat eh schon ein Stein bei mir im Brett. Den Vogel schießt allerdings das Solo zum Ende hin ab, dass man langsam ausfaden lässt. Denn das versprüht so viel Proto-Metal-Atmosphäre, dass man am liebsten gleich mal die ganzen alten Motörhead-Platten aus dem Regal ziehen möchte (ja, Motörhead sind kein Metal, ich weiß, aber wir wollen jetzt mal nicht kleinlich sein). „Riders of imminent death“ ist ein wahnwitziger Bastard aus Black und Death, der alles in unmittelbarer Nähe zu Staub zermahlt. Unfassbar, wie man das eh schon hohe Energielevel noch um einige Spannen weiter anhebt. Das bereits von der „Evil spells…“-Compilation bekannte und neu aufgenommene „Apocalyptic storm“ ist ein ebensolcher Klopfer wie der vorige Track. Wenn man beide Tracks miteinander vergleicht, kann man gut die Entwicklung nachvollziehen, die man in den drei dazwischen liegenden Jahren hinter sich hat. Er wirkt noch etwas roher und fügt sich dennoch sehr gut in das Album ein, da die Leads und Soli einfach super sind und keine Spur von Langeweile aufkommen lassen.
Das letzte Albumdrittel wird von einem weiteren Instrumental, „Hill of crucifixion“, eingeleitet, dass zwar ganz nett ist, aber in einen regulären Song eingebaut wesentlich mehr Wirkung hätte. Die Minute ist jedoch schnell vorbei und tut auch nicht weh. Den Abschluss bilden die beiden vom 2016er „Demons from Niflhel“-Demo bekannten und ebenfalls für das Album neu aufgenommenen Tracks „Stanken av uråldrig död“ sowie „Shadowside path“. Ersteres ist dabei am atmosphärischsten und wies beim Erstrelease noch mehr die Richtung für das nun vorliegende, vollständige Album. Die Mischung aus Black, Thrash und Death Metal kommt hier am besten zur Geltung und ist einfach nur ein kompromisslos nach vorne preschendes Biest. Das abschließende „Shadowside path“ hat dafür wieder diese leicht unterschwellig vorhandene Melodieführung im Riffing, die gerade in den Leads gut erkennbar ist. Da man zudem auch ohne große Sprünge im Tempo arbeitet, beendet man würdig und völlig ohne Hektik ein richtig starkes Album.
Absolut großartig! Obwohl ich ja sonst eher nicht auf die Vermengung von mehr als zwei Stilen stehe (und auch dann nur, wenn es ein schlüssiges Ganzes ergibt), ist „Worshippers of unearthly perversions“ ein mehr als nur gelungener Einstand. Wer stilistisch über genügend Offenheit verfügt oder sich einfach gerne mit einem der besten Alben 2017 beschäftigen müsste, der sollte sich diesen kleinen Schatz unbedingt in die Plattensammlung stellen. Und wenn beim nächsten Album noch der Endmix lauter ausfällt, ist auch eine höhere Wertung drin (es ist wirklich ganz schön leise und man muss die Anlage um einiges höher drehen). Musikalisch jedoch lässt man schon jetzt nichts anbrennen. PFLICHTKAUF!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Um der heimischen Plattensammlung dieses wirklich gute Debütalbum einzuverleiben, besucht ihr entweder den Webshop von Invictus Productions oder deren Bandcamp-Shop, wo ihr euch wie gewohnt auch den Download sichern könnt.
BEASTIALITY – Worshippers of unearthly perversions
Death / Thrash / Black Metal from Sweden
Label / Distribution: Invictus Productions (CD) & Bandcamp (Download)
Running time: 34:51 minutes
Release date: 15.12.2017 (all formats)