Fast aus dem Nichts erschien mit „The spearwound salvation“ das Debüt der schwedischen Black Metaller ULTRA SILVAM, das vor Chaos, Melodie, Aggression und blutverkrusteter Atmosphäre nur so strotzte. Das Album hatte im Underground eine starke Resonanz und obwohl ich mich bei den ersten Durchläufen etwas schwer damit tat (weiß der Henker, warum…), gehört es heute doch zu meinen liebsten schwedischen Releases der letzten Jahre. Nun liegt der Nachfolger „The sanctity of death“ vor und ob der die nicht ganz geringe Erwartungshaltung zu erfüllen vermag, finden wir in den folgenden Zeilen heraus.
Schon während des ersten Durchlaufs fällt auf, dass die Produktion diesmal wesentlich klarer ist. Die Songs wirken dadurch nicht weniger brutal als auf dem Vorgänger, jedoch geht durch den geordneteren Sound einiges vom ursprünglichen Chaos verloren. Das kann man als Hörer natürlich bedauern, denn in der Rückschau war es für viele eben diese ungebändigte Urgewalt, die einen großen Teil des Charmes des Debüt ausmachte. Allerdings muss man der Band auch zugute halten, dass durch die neue Herangehensweise eine viel direktere Kommunikation zwischen der Musik an sich und der Aufnahmebereitschaft des Hörers stattfindet, fräsen sich die acht Tracks doch immer noch unerbittlich in die Gehörgänge und sind nach wie vor Lichtjahre von irgendeiner Anbiederung an die breite Masse entfernt. Wer hier jetzt Parallelen zu den ersten beiden Watain-Alben erkennt, liegt damit gar nicht mal so falsch, denn ebenso wie diese kanalisieren auch ULTRA SILVAM ihr Songwriting in chaotische und wüste, aber eben auch in melodische und beinahe schon zugängliche Strukturen.
„Zugänglich“ muss hier natürlich im Kontext gesehen werden, denn wer mit dieser Art von Musik bisher nicht warm wurde, dem wird auch „The sanctity of death“ kein Aha-Erlebnis bescheren. Vielmehr ist gemeint, dass man leichter in die Songs hineinfindet: So finden sich mehr Midtempo-Passagen, die Leads sind aussagekräftiger und auch die Vocals tönen etwas gesünder. Generell wirkt das neue Werk abwechslungsreicher und allgemein spannender, was aber wohl ein rein subjektives Empfinden sein mag, war doch schon das Debüt kein stumpfes Nach-vorne-Prügeln. Am beeindruckendsten ist aber ganz sicher die schiere Unbekümmertheit, mit der man treffsicher Riffs und Leads aus dem Ärmel zu schütteln scheint. Zu keiner Zeit in diesen 32 Minuten kommt das Gefühl auf, als wäre hier etwas in die Länge gezogen oder unnötig zugekleistert. Die Tracks haben in sich einen wunderbaren Flow und begeistern mit jedem weiteren Durchlauf immer noch ein Stückchen mehr, da man immer wieder neue Facetten entdeckt. Und genau das macht herausragende Musik aus: Es muss schließlich nicht gleich der neueste innovative oder progressive Scheiß sein, der einen aufmerksam an ein Album fesselt. Nein, es reicht schon, wenn die Band es versteht, aus herkömmlichen Genre-Zutaten einen aufregenden, gewalttätigen und bluttriefenden Klumpen zu formen und diesen mit der nötigen Überzeugungskraft in die willige Meute zu schmeißen. Davon kann es nie genug geben. Großartig!
Im Normalfall nutze ich das Fazit ja gerne, um noch einmal in aller Kürze die wesentlichen Punkte herauszustellen, warum dieses oder jenes Album empfehlenswert erscheint. Im Falle von „The sanctity of death“ muss ich diesmal darauf verzichten, denn der Release spricht vollkommen für sich selbst. ULTRA SILVAM gehören zu den aufstrebenden und spannendsten Bands im Black Metal, so dass man eigentlich nicht anders kann, als sich diesen Brocken blind zuzulegen. Selbst Schuld, wer darauf verzichtet.
KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Erschienen ist „The sanctity of death“ am 25.02.2022 via Shadow Records als CD, Tape (limitiert auf 150 Exemplare) sowie digital. Ende Juni wird das Album auch auf Vinyl veröffentlicht, Pre-orders sind bereits möglich.
ULTRA SILVAM – The sanctity of death
Black Metal from Sweden
Shadow Records
Running time: 31:46 minutes
Release date: February 25th, 2022 (CD / Tape / digital), June 26th, 2022 (Vinyl)
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Review © 2022 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation