Ohne das Aufschlagen der ersten OFERMOD-EP anno 1998 wäre die Black-Metal-Welt heute womöglich eine andere. Mit wahrlich okkulter und satanischer Boshaftigkeit setzte man ein unüberhörbares Statement gegen die ganzen Trendreiter, die in den vorangegangenen drei Jahren den Stil mehr und mehr verwässerten, ins Lächerliche zogen oder ihn sogar für die erweiterte Masse halbwegs ansprechend machten. Die Unnahbarkeit des Stils, der sich nur für die wahrhaft Eingeweihten öffnete, schien verflogen zu sein. Ich selbst war damals eine ausgemachte Individualistin, der jegliches Anbiedern oder Mitschwimmen auf irgendeiner Welle zutiefst zuwider war, weshalb auch ich bereits 1995 zu der Sorte Mensch gehörte, die sich mit ihren Darkthrone-, Emperor– und Mayhem-Scheiben einschloss und „guten, alten Zeiten“ hinterhertrauerte. Mit gerade mal 16! Der Grund war: Black Metal war plötzlich überall, jeder fühlte sich dazu berufen, sich über die Musik zu äußern oder – schlimmer noch – diese zu spielen. Und ich muss wohl keinem Leser erzählen, was ab Mitte der Neunziger für erbärmlicher Scheißdreck als Black Metal verkauft wurde (danke an dieser Stelle an die unsäglichen Leute von Last Episode…). Als dann jedoch völlig aus dem Nichts besagte EP erschien, keimte der Hoffnungsschimmer auf, dass es da draußen doch noch Menschen mit der wahren Passion für Black Metal gibt – zumal in etwa derselben Zeitspanne auch Bands wie Deathspell Omega und Watain ihre schwarzen Schwingen auszubreiten begannen. Auf Grund der bekannten persönlichen Umstände von OFERMOD-Mastermind Belfagor dauerte es schließlich leider bis 2008, bis wir endlich das sehnsüchtig erwartete Debüt in Händen halten konnten… Doch Halt! Denn das eigentliche Debüt sollte nicht „Tiamtü“ sein, sondern das zu diesem Zeitpunkt schon längst aufgenommene „Pentagrammaton“, mit Teitanblood’s Moloch an den Vocals, wozu es durch schon erwähnte Umstände nicht kommen sollte. Nun jedoch können wir dieses Album in all seiner Pracht genießen und man darf mit Fug und Recht behaupten: Diese Wartezeit hat sich definitiv gelohnt!
Denn nicht nur das unbarmherzig durchgezogene Tempo, dass keine Ruhepausen kennt, macht „Pentagrammaton“ zu einem Spitzenalbum, sondern auch die wirklich dynamische und druckvolle Produktion, die jedem Instrument seinen Platz lässt und lediglich der Bassdrum in ihren schnellen Momenten ein wenig zu viel Platz einräumt (das typische, bis heute vorhandene Markenzeichen der meisten Aufnahmen aus dem Necromorbus-Studio). Auch die tiefen Vocals von Moloch passen hervorragend zum Sound und hätten ob der für damalige Verhältnisse im Black Metal untypischen Klangfarbe schon alleine für Begeisterungsstürme im Underground gesorgt. Völlig egal, ob man tempomäßig aufs Gas drückt oder seine okkulten Messen im Midtempo zelebriert: Die Energie, die aus jeder einzelnen Note heraus spürbar ist, ist eine wahrhaft unheilvolle und sehr kathartische, die den Hörer nicht nur zurück zum Kern des Black Metals an sich führt, sondern auch deutlich macht, wie relevant gerade dieser Stil in der heutigen Zeit immer noch ist. Rein vom Gefühl her (und auch nach dem x-ten Durchstöbern der Plattensammlung) gibt es auf diesem Album nicht einen einzigen Song, den man herausgreifen könnte, ohne damit die anderen zu entwerten. Das spielerische und künstlerische Niveau ist selbst für das, was wir heute kennen, erschreckend hoch; und das darf man so sagen, schließlich sprechen wir hier von ca. 15 Jahre altem Material. Denn es ist höchst beeindruckend, beschäftigt man sich mit diesem Punkt einmal ausführlicher: Egal, wie lange man hin und her überlegt, so kommt man jedesmal aufs Neue zu dem Schluss, das „Pentagrammaton“ anno 2005 genauso gut funktioniert hätte, wie es das heute tut. Und das ist wahrscheinlich das größte Kompliment, das man einem Album machen kann, das mit einer solchen Verspätung aufschlägt. Übrigens wird es als Doppel-Album erscheinen: eine Version mit Moloch und eine weitere mit Belfagor an den Vocals. Da diese jedoch nicht zum Reviewen vorliegt, fließt sie natürlich auch nicht mit in die Wertung ein (wobei man davon ausgehen kann, dass sich an dieser auch nichts ändern würde).
Nach gut zwei Dutzend Durchläufen finde ich immer noch keine einzige Schwäche: Das Songwriting ist exzellent, die musikalische Darbietung über jeden Zweifel erhaben und rein atmosphärisch kann man wohl kaum näher am okkulten Black Metal agieren, wie dies OFERMOD tun. Wie könnte dies auch anders sein, habe ich in der Vergangenheit doch selbst oft genug in meinen Reviews Vergleiche zu den Schweden gezogen, wenn ich auf artverwandte Bands zu sprechen kam. Doch so gut wie keine andere Truppe kommt so gut an die Intensität heran, wie man sie auf „Pentagrammaton“ findet und ich bin mehr als geneigt, dieses Album (rein subjektiv) zum besten zu machen, was wir von der Band zu hören bekommen haben. Warum es dennoch ziemlich hart an der Höchstwertung vorbeischrammt? Es gibt nun mal einige wenige Bands, die das Level doch noch ein Stückchen gehoben haben (Funeral Mist zum Beispiel). Nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einem Meisterwerk zu tun, das man sich ohne Wenn und Aber einverleiben sollte. Daher: PFLICHTKAUF!!! +++ 9,5 / 10 Punkten
Bereits jetzt kann man sich das Album als Pre-order sichern, wahlweise in folgenden Formaten: Als Doppel-CD, als auf 150 Exemplare limitiertes Tape (jeweils 75 schwarz oder weiß), digital und als 12″-Doppel-LP im Gatefold auf schwarzem (400 Exemplare) sowie rotem Vinyl (100 Exemplare). Alle Infos dazu gibt es am Releasetag natürlich noch einmal wie gewohnt auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
OFERMOD – Pentagrammaton
Black Metal from Sweden
Shadow Records
Running time: 44:39 minutes
Release date: June 22nd, 2020 (all formats)
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Shadow Records Bandcamp (distributed by Helter Skelter Productions)
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Review © Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation