Vor gut 13 Monaten veröffentlichten die Koblenzer ILLUM ADORA ihr im Underground vielbeachtetes Debüt „…of serpentine forces“, das nicht nur eine Rückschau auf den Black Metal der Neunziger war, sondern durch das kompromisslos durchgezogene Konzept auch für die heutige Szene seine Relevanz bestätigte. Denn nur den wenigsten Bands gelingt es, diese ganz besondere Atmosphäre ins Hier und Jetzt zu transportieren – unabhängig davon, ob man diese in ihren Ursprüngen miterlebte und -gestaltete (wie in diesem Falle mit Zarathustra) oder erst viel später dazustieß. Und auch wenn Reputation in der heutigen Zeit, in der selbst die obskursten Bands und Projekte auf Knopfdruck zu finden sind, immer unwichtiger wird, so sollte man diese nicht unterschätzen. Denn mit über 20 Jahren als aktives und allseits respektiertes Szene-Urviech ist Aushängeschild Hurricane Hellfukker auch diesmal wieder zentraler Schaffenspunkt. „Diesmal“ – das bedeutet, für die Songs der neuen EP „Infernum et necromantium“ verantwortlich zu sein, die stark ans Debüt anknüpfen, aber dennoch als eigenständiger Release funktionieren.
So ist man noch einen halben Schritt weiter in die Vergangenheit gereist und hat sich in Regionen begeben, die man nicht immer im puren Black Metal verorten würde. Die Bathory-artigen Chöre im Opener und Titeltrack „Infernum et necromantium“ sprechen hier eine deutliche Sprache, wirkt der Track dadurch doch wie ein Bindeglied zwischen der Viking-Phase der Schweden sowie frühem Neunziger-Black-Metal. Diesem huldigt man anschließend ausgiebig in „Oscurita medievale“ und fügt diesem mit punktuell gesetzten, atmosphärischen Keyboards eine weitere Note hinzu und entführt den Hörer somit in Zeiten, in denen Unterkategorisierungen im Black Metal absolut unbedeutend waren. Das relativ hohe Tempo steht zudem in schönem Kontrast zum eher gemäßigten Opener, was die Varianz im Songwriting gut unterstreicht. Die war schon auf dem Debüt ein großer Pluspunkt, so dass es niemanden verwundern darf, dass sich auch auf dieser EP ein Blackthrasher reinster Form befindet: „Master of contempt“ prügelt so derbe und so unwiderstehlich unbekümmert drauflos, dass es eine wahre Freude ist. Wer unbedingt Vergleiche braucht: Man stelle sich heutige Desaster mit dem Sound von vor zwanzig Jahren (inklusive Okkulto als Sänger) vor. Dass man bei allen Vergleichen jedoch vor allen Dingen einen ureigenen Sound besitzt, zeigt man mit „Heroine des Grauens“. Düsteres und rasend schnelles Riffing bauen eine Atmosphäre auf, die den meisten Bands leider völlig abgeht. Leicht verhallte Vocals sowie das streckenweise Herunterbrechen des Tempos sind ein wesentlicher Bestandteil des Ganzen – davon darf es beim nächsten Mal gerne noch etwas mehr sein. Abgerundet wird die EP von einem Behemoth-Cover. Ja, von DEN Behemoth, die im Black-Metal-Underground sicherlich nicht mehr die allerhöchste Relevanz genießen (um es mal vorsichtig auszudrücken). Dass man sich für „Blackvisions of the Almighty“ vom klassichen „…from the pagan vastlands“ entschieden hat, sollte jedoch niemanden verwundern, der bis hierhin gelesen hat. Genausowenig wie der Fakt, dass man dessen ursprüngliche Atmosphäre sehr gut ins Hier und Jetzt holt und auch Nachzüglern einen Eindruck davon vermittelt, wie unwichtig Zeit für eine Szene ist, in der die Passion und das richtige Verständnis für die Musik über allem steht.
Man kann es sich im Fazit einfach machen: Wer bereits auf das Debüt hohe Stücke hält, kann sich auch „Infernum et necromantium“ unbedenklich ins Regal stellen. Punkt. Erneut hat man es mit einer Veröffentlichung zu tun, die sich nicht krampfhaft an alte Zeiten klammert, sondern diese LEBT und für alle Zu-spät-Geborenen zu neuem Leben erweckt. Und das ist etwas, was in Zeiten medialen Overkills nicht hoch genug geschätzt werden kann: Dass es ILLUM ADORA gelingt, dem Underground, wie er einmal verstanden wurde, wieder einen Funken neuen Lebens einzuhauchen. Denn diese Musik hier ist vor allen Dingen eines: kraftvoller und ungezügelter METAL, der dir ins Gesicht springt, die Augen herausreißt und deine Seele frisst. Genauso sollte es sein – Danke dafür!!! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Bereits jetzt ist die EP im Vorverkauf erhältlich – sowohl im Webshop des Labels als auch via ILLUM ADORA’s Bandcamp-Shop. Folgende Formate werden bedient: Neben dem Release als Mini-CD sowie dem digitalen Format wird es noch eine auf 300 Exemplare limitierte Version als 12″-LP in den Farben schwarz, weiß und grün geben (je 100 Stück pro Farbe).
ILLUM ADORA – Infernum et necromantium
Black Metal from Germany
Folter Records
Running time: 22:33 minutes
Release date: March 27th, 2019 (CD & digital) / April 14th, 2020 (LP)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation