Mit jedem neuen Black-Metal-Album, das aus Griechenland erscheint, wächst meine Vorfreude auf Releases aus diesem Land, so dass ich oft schon schweißnasse Hände nur beim Lesen der Promos bekomme. Sicher, nicht jede Band ist Gold wert und es gibt genügend von ihnen, die sich stur an die Vorbilder der Neunziger halten, ohne neue Impulse zu setzen. Auf der anderen Seite jedoch überwiegen diejenigen Bands, die trotz dieser Anlehnungen einen für sie ganz eigenen Sound schaffen. Eines der prominentesten Beispiele dafür sind ganz sicher die Athener EMPIRE OF THE MOON, die 1997 bereits ein vielbeachtetes Demo unters Volk brachten und 2014 mit einem sehr starken Debütalbum aufwarten konnten. Dass man dabei den Bandnamen, den Albumtitel „Πανσέληνος“ (Full moon) und sogar das Logo in ein Gesamtkonzept einbettete, spricht dafür, dass sich das Trio viele Gedanken um ein stimmiges Gesamtkonzept machte. Das führt man auch auf dem kommende Woche erscheinenden Zweitwerk „ΕΚΛΕΙΨΙΣ“ (Eclipse) fort und wir nehmen dieses Album jetzt einmal Track für Track auseinander, um zu hören, ob man das hohe Niveau des Vorgängers halten kann.
Bereits das Intro „Arrival“ macht deutlich, dass dies ohne Schwierigkeiten geschieht und sogar eine gewaltige Steigerung zu verzeichnen ist. Ein langsamer, majestätischer Aufbau, dessen Thema nach und nach vom akustischen ins verstärkte wechselt und man kurz vor dem Übergang in den Opener „Imperium tridentis“ einen Chor einbaut, sorgt für die richtige Stimmung. Die beiden Tracks wechseln fließend ineinander über, bilden somit eine Einheit und erschaffen direkt einen leichten Flow. Man hält sich weitestgehend im treibenden Midtempo, startet zunächst relativ routiniert mit typischem Griechen-Black-Metal, nur um nach gut der Hälfte des Songs das Riffing in Richtung klassischer Metal zu verschieben. Alleine schon die melodischen Leads im letzten Drittel sorgen für eine gewaltige Gänsehaut, was den erneuten Umschwung in den Black Metal umso stärker aufallen lässt. Die Lautstärke hochdrehen ist hier absolute Pflicht! Damit ist bereits die große Stärke des Albums vorweggenommen: Diesen Abwechslungsreichtum hätte man in dieser Form dann doch nicht erwartet, zumal man sich nicht auf diese Formel stützt, sondern die Varianz eher durch geschickte Tempiwechsel aufrechterhält. „Per aspera ad luna – I: The resonance within“ spielt mit eher getragenem Tempo zunächst wieder den dunklen Künsten in die Hände, nur um ein mit Chören unterlegtes Lead als Finale zu verwenden, dessen Melodik beinahe schon lichtdurchflutet zu nennen wäre. Denial of God kommen einem da unwillkürlich in den Sinn, obwohl die Dänen natürlich in ihrer ganz eigenen Klasse spielen. Das folgende „Per aspera ad luna – II: Two queens appear“ erinnert mit seinen Vocalphrasierungen sehr an gewisse Bands aus dem symphonischeren Bereich Mitte der Neunziger, kann dies jedoch ohne Kitsch und Pathos und reduziert als reines Stilelement zur Geltung bringen. Gerade hier fällt auf, wie fließend die stilistischen Übergänge sind, so dass das sehr melancholische „Per aspera ad luna – III: Descending“ ein weiteres Puzzlestück in diesem Gesamtkunstwerk darstellt. Man zieht das Tempo hier erstmals richtig an und lässt den Keyboards freien Lauf, die trotz ihrer Opulenz sehr angenehm im Hintergrund agieren. Und selten zuvor habe ich solch perfekte Chöre wie am Ende dieses Tracks gehört, die extrem frappierend an Bathory’s „Hammerheart“-Phase erinnern. Großartig! Erwähnen sollte man an dieser Stelle auch die ziemlich starke Produktion, die jedem Instrument den ihm gebührenden Raum gibt, obwohl die Gitarren natürlich stets dominieren. Mit „Devi maha devi“ taucht man schließlich noch in die okkulteren Regionen ein, was einen interessanten Kontrast darstellt, ist der landestypische Stil doch sonst eher unbeeinflusst von der dritten Welle. Den absoluten Höhepunkt bildet abschließend der Albumcloser „Per aspera ad luna – IV: Son of fire“: Der langsame Aufbau, ein Break mit Tempiwechsel in zackigere Regionen, tolle Leads und schließlich das Ineinanderfließen sämtlicher Einzelteile des Bandsounds in ein großes Ganzes machen diese zehn Minuten zur ersten kleinen Offenbarung in diesem noch jungen Jahr. Ich bin extremst begeistert!
Ich hatte mir wirklich fest vorgenommen, in diesem Jahr meine Begeisterung bei neuen Releases etwas zu zügeln – aber verdammt, das ist schier unmöglich bei einem Album wie „ΕΚΛΕΙΨΙΣ“. Oberflächlich betrachtet ist es zwar in erster Linie extrem solider griechischer Black Metal, jedoch sind es Kleinigkeiten wie das sehr starke Songwriting, die tolle Gitarrenarbeit, eine natürlich klingende Produktion sowie die Leidenschaft, die man aus jeder Note heraushört, die „Eclipse“ zu etwas Besonderem machen. Dabei muss man sich auch nicht vor etablierten Größen verstecken, sondern erschafft sich seinen ganz eigenen Stil. EMPIRE OF THE MOON gehören somit zu jenen Bands, die man dieses Jahr ganz oben auf die Liste der Top-Alben im Black Metal setze muss, soviel steht fest. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Ab dem Releasetag ist das Album im Webshop des Labels als CD, LP und als Tape erhältlich sowie digital via Bandcamp. Alle Infos dazu gibt es natürlich wie gewohnt dann auch wieder auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu lesen.
EMPIRE OF THE MOON – ΕΚΛΕΙΨΙΣ (Eclipse)
Black Metal from Greece
Iron Bonehead Productions
Running time: 38:42 minutes
Release date: January 10th, 2019 (all formats)
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Empire of the Moon – Bandcamp
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation