Seit einiger Zeit darf man sich durchaus kritisch mit der Frage auseinandersetzen, wohin uns der Release von zwei bis vier hochklassigen Alben pro Woche führen wird. Wird dieses hohe Niveau bald zum Standard, so dass selbst „nur noch“ gutklassige Alben lediglich Mittelmaß bilden werden, obwohl man sie einige Jahre früher noch viel positiver aufgenommen hätte? Ganz so einfach lässt sich das nicht beantworten, denn es gibt viele Faktoren und Indikatoren, die in diese Entwicklung mit hineinspielen. Eine Band wie die 2014 gegründeten HALPHAS gehört derzeit zu der Sorte Bands, die sich auf genau diesem Scheideweg befindet. Ende 2017 konnte man ein wirklich gutes Debüt vorlegen, das trotz seiner Qualitäten zu wenig Aufmerksamkeit fand. In wenigen Wochen erscheint mit „The infernal path into oblivion“ nun der zweite Streich, der an die Qualitäten des Debüts anknüpft und sich sogar noch steigern kann.
Ein atmosphärisches Intro leitet den Opener „Into eternity we ride“ ein, der nach zwei Minuten mit voller Wucht auf den Hörer einprügelt. Der Sound wirkt rauher, jedoch auch um einiges wuchtiger als noch auf dem Debüt. Man gibt ordentlich Gas, bewegt sich im oberen Midtempo und behält das Drumming dabei schön variabel. Die dadurch entstehenden Tempiwechsel funktionieren wunderbar natürlich und wirken zu keiner Zeit aufgesetzt. Die Riffs perlen melodisch und aggressiv aus den Boxen, lassen jedoch auch den Wunsch aufkommen, dass der Gitarrensound an sich etwas differenzierter sein könnte. Jedoch: Das ist Kritik auf hohem Niveau. Wer eine Granate wie „Monuments of blood“ im Gepäck hat, braucht sich keine Sorgen wegen einem perfekten Sound zu machen, solange das Wutpotential hoch genug ist und den Hörer unbarmherzig nach vorne peitscht. Dass der finnische Sound dabei wieder einmal Pate stand, muss auch nichts Schlechtes sein, denn kurioserweise gibt es genügend heimische Bands, die diesen Stil mittlerweile besser beherrschen als die Originale. HALPHAS kann man gut und gerne in diese Riege einreihen, reißen „Bones and dust“ sowie die epischen „Temple of oak“ und „A grave in the sands“ doch ordentlich die Hütte ab. Die Jungs haben Spaß an dieser Art von Musik, was man ihnen zu jeder Zeit abnimmt, ist das Songwriting trotz der relativ ähnlich klingenden Riffs doch schlüssig und auf den Punkt gebracht. Und das ist doch im Endeffekt genau das, was ein Album hörenswert macht. So ist das Interludium „The narrow descent“ eine nette Auflockerung, die den Hörer vor dem Schlusspunkt „Forever spellbound“ noch einmal Luft holen lässt, bevor sich das Album mit einem Knall verabschiedet. Das Quintett lässt sämtliche Stärken noch einmal zusammenfließen und zeigt, wieviel Gespür man für das Wechselspiel von schnellen und atmosphärischeren Parts hat. Davon das nächste Mal bitte mehr! Ein starker Abschluss eines starken Albums…
Es gibt sie also noch: Die Bands, die ohne großen Schnickschnack unaufgeregten, soliden Black Metal spielen, der dem Hörer einerseits den Schälten spaltet, andererseits mit einer tollen Melodieführung zu begeistern vermag. „The infernal path into oblivion“ ist zwar kein Meisterwerk, aber definitiv die Sorte von Album, die man auch nach Jahren immer noch gerne aus dem Regal ziehen wird. HALPHAS haben somit ein Album vorgelegt, das von der ersten Sekunde an mitreißt und das man sich als Fans des Stils definitiv zulegen sollte. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Wie vom Label gewohnt, kann man sich das Album schon jetzt via Pre-order sichern. Erscheinen wird es als CD, als 12″-LP auf schwarzem sowie dunkelrot/schwarz-marmoriertem Vinyl und als aufwendige Holzbox. Ein digitaler Release wurde zwar noch nicht bekannt gegeben, ich gehe aber trotzdem davon aus, dass es ihn geben wird. Vorbestellungen sind daher nur im Webshop möglich. Am Releasetag selbst gibt es alle Infos dazu noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu lesen.
HALPHAS – The infernal path into oblivion
Black Metal from Germany
Folter Records
Running time: 41:32 minutes
Release date: December 13th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation