Betrachtet man sich die Label-Historie von Osmose Productions genauer, so kristalliert sich relativ schnell heraus, mit welcher Art von Black Metal zu rechnen ist, ist als Ursprungsland der jeweiligen Band Schweden angegeben. So verwundert es nicht, dass auch die Stockholmer AVSLUT, die seit ihrem Debüt „Deceptis“ Anfang letzten Jahres Bestandteil des französischen Label-Rosters sind, in die Kerbe aggressiven Black Metals schlagen, den in den Neunzigern vor allem eine Band sehr dominant geprägt hat: Marduk. Haben diese sich in den letzten anderthalb Dekaden jedoch ein ganzes Stück weit von diesem Stil entfernt, gibt es immer noch genügend andere Bands, die diesem frönen – und diesen dankenswerterweise nicht einfach kopieren, sondern eine eigene Note einbringen. So wie vorliegende Band, die in all die Raserei eine gehörige Portion Düsternis einbringt. Die Spannung auf das in wenigen Wochen erscheinende Zweitwerk „Tyranni“ durfte also durchaus groß sein; und wir finden jetzt einmal heraus ob diese auch gerechtfertigt war.
Mit dem Titeltrack und Opener „Tyranni“ steigt man auch sofort direkt und unbarmherzig ein: Extrem nach vorne treibendes Drumming, die Riffs düster und bösartig, kraftvolle Vocals und ein ziemlich abwechslungsreiches Songwriting, was sich in diesen ersten Minuten bereits bemerkbar macht und sich durch das gesamte Album zieht. Man feuert nicht einfach Riff um Riff heraus, sondern packt jede Menge Atmosphäre in diese Raserei. Und genau das ist die große Stärke der Band, die bereits auf dem Debüt für viele hochgezogene Augenbrauen sorgen konnte und der Band eine durchaus beachtliche Fanbase schaffte. Und spätenstens mit „Stigens ände“ dürfte das Quintett auch jeden neu hinzugekommenen packen, vertieft man hier doch die rasend schnell hochgezogene Soundwand. Und nein, im Hintergrund spielen keine Synths – das ist eine weitere Gitarrenspur. I like it! Dass man dermaßen unbekümmert drauflosholzt und dennoch nicht den klaren Fokus verliert, spricht ebenfalls für die Qualität, die man sich mittlerweile erarbeitet hat, stehen doch auch „Likvidering“, „Alt förgås“ sowie das verflucht zackige „Den eviga flamman“ dem Eröffnungsdoppel in nichts nach. Zugute kommt dem Ganzen auch die drückende Produktion, die sowohl eine starke Neunziger-Kante aufweist, als auch eine leichte, klare Note, die jedoch nie so ausgeprägt ist, als dass man dem Album Poliertheit vowerfen könnte. Wer außerdem einen Track wie „Underjordens apostlar“ auf sein Album packt, den man durchaus auch auf den letzten beiden Marduk-Alben mit Legion am Mikro hätte finden können, hat definitiv etwas richtig gemacht. Ja, die ewigen Querverweise nerven, mich genauso wie alle anderen. Zum Glück finden die sich jedoch nur äußerst selten, stehen AVSLUT doch für sich selbst. „Pestens lärjungar“ und „Dråp“ läuten dann langsam das Ende des Albums ein und bereiten unausweichlich auf den Höhepunkt vor: den Albumcloser „Ändlöst slaveri“: Dieser bündelt in seinen achteinhalb Minuten nicht nur sämtliche Stärken der Truppe, sondern baut auch eine so vielschichtige Atmosphäre auf, dass einem die Länge des Tracks nicht als solche vorkommt. Die relative Vielschichtigkeit, die hier zu finden ist, mag ein Ausblick darauf sein, wohin es die Band einmal ziehen mag. Und das dürfte nicht der schlechteste Weg sein. Ich bin begeistert!
Einerseits mag es in 2019 sehr vorhersehbar erscheinen, sind die Schlagworte zu einem Album „Schweden“ und „Black Metal“. Andererseits jedoch darf und sollte man auch nicht vergessen, dass die pure Leidenschaft für den aggressiven Stil, den AVSLUT fahren, der Hauptgrund für die Stärke der aktuellen Szene ist, die nicht weiter von der Trendreiterei der Mitt- und Spätneunziger entfernt sein könnte. So ist es kein Wunder, dass auch mit „Tyranni“ ein weiteres spannendes Album vorliegt, das jedem Black-Metal-Fan vorzüglich munden wird, der Wert auf Aggression und ausgefeiltes Songwriting legt. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Bereits jetzt ist das Album als Pre-order im Webshop des Labels erhältlich, und zwar als Digipack-CD und als 12″-LP im Gatefold auf schwarzem (300 Exemplare) sowie auf dunkelblauem Vinyl (200 Exemplare). Natürlich ist auch bereits eine digitale Vorbestellung via Bandcamp möglich. Am Releasetag selbst gibt es alle Infos dazu wie gewohnt noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu lesen.
AVSLUT – Tyranni
Black Metal from Sweden
Osmose Productions
Running time: 47:12 minutes
Release date: November 29th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation