Es überrascht mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sehe (bzw. höre), wie unterschiedlich Bands aus verschiedenen Ländern an ein Genre herangehen. Beispiel Atmospheric Black Metal: Oft lässt sich hier schon alleine an Faktoren wie Produktion, Songaufbauten oder dem transportierten Image festmachen, woher eine Band stammt. So ist es eher wahrscheinlich, dass man die Chicagoer VUKARI ohne großes Vorwissen als in den Staaten angesiedelte Truppe erkennen würde. Zu klar und gleichzeitig düster ist der dargebotene Sound, zu unscheinbar und unwichtig die nach außen gezeigte Präsenz. Was zählt, ist alleine die Musik. Und die ist auf den bisherigen beiden Alben ausgezeichnet gewesen, was die Warterei auf das in wenigen Tagen erscheinende dritte Album „Aevum“ zu einer spannenden Angelegenheit machte.
Und diese drei Jahre haben sich durchaus gelohnt, drückt einen das Album doch schon mit den ersten Takten des Openers „Abrasive hallucinations (Reality hemorrhaging“ tief in sich selbst hinein und zieht diese Immersion immer ein Stück tiefer, bis man nach dem Albumcloser „Vacating existence (The final departure)“ völlig ausgelaugt ist. Die Intensität, die das Quartett in diesen 55 Minuten aufbaut, ist dabei mit wenigen anderen Bands zu vergleichen; denn so einfach viele der einzelnen Songparts auch erscheinen mögen, so ist deren Wirkung jedoch viel komplexer. Jede Note, jedes Wort haben ihren festen Platz in diesem Gefüge, dessen monolithischer Aufbau eine beeindruckende Eleganz aufweist. Hier werden nicht einfach Songs aneinander gereiht, es wird ein Gesamtkunstwerk erschaffen, das durch die großartige visuelle Umsetzung in den Gemälden, die das Digipack zieren, noch vervollständigt wird. So ist das Abdriften in die einzelnen Songs eine einzige Reise bis in den Kern des Wesens des Hörers, dessen Imagination zu keiner Zeit unterbrochen wird. Ob nun rasend schnelle, flirrende Soundwände über ihm hereinbrechen, atmosphärische Midtempoparts eine Flut von Emotionen herbeirufen oder scheinbar stillere Momente für eine kurze Atempause sorgen: Es ist höchst beeindruckend, wie sich die eigene Stimmung im gerade Gehörten niederschlägt. Das hohe musikalische Niveau, das hier geboten wird, in Verbindung mit einer fantastischen Produktion, sucht ganz sicher seinesgleichen und ist mitverantwortlich dafür, dass das Album eine einzige Zelebrierung der Musik ist. Ich bin begeistert und tief berührt zugleich!
Wahrscheinlich ist dies das kürzeste Review eines doch relativ langen Albums, das ich dieses Jahr verfasst habe. Mit gutem Grund: Selten genug landet ein Album in meiner Anlage, dessen Musik so sehr für sich selbst spricht und das in seiner Schlichtheit so komplex, immersiv und bildreich wirkt, das Worte nur sehr ungenau ausdrücken können, welche Kraft in diesen Songs steckt. Wo sich andere Atmospheric-Black-Metal-Alben mit der Zeit ein wenig totlaufen, geschieht hier das genaue Gegenteil: „Aevum“ steckt so voller kleiner Details, die sich erst nach und nach entfalten und dem Album eine beinahe schon unheimliche Langzeitwirkung verpassen. VUKARI haben somit das wahrscheinlich beste Atmospheric-Album in diesem Jahr präsentiert, das auch noch mit vielen Jahren Abstand zu den essentiellsten Veröffentlichungen zählen wird. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Im Webshop des Labels lassen sich CD und LP bereits jetzt als Pre-order sichern, das digitale Format über die Bandcamp-Seite der Band. Am Releasetag gibt es nochmals alle Infos dazu auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
VUKARI – Aevum
Atmospheric Black Metal from the United States
Vendetta Records
Running time: 55:07 minutes
Release date: October 1st, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Sielder / Black Salvation