ABSOLUTUM – II

ABSOLUTUM – II // © 2019 The Crawling Chaos Records / Absolutum

Im Großen und Ganzen gibt es nicht einmal eine Handvoll Releases, deren kurze Spielzeit von knapp 15 Minuten dazu einlädt, sie immer und immer und immer wieder auf Dauerrotation laufen zu lassen. Grind-Fetischisten mögen das natürlich anders sehen, aber das ist eh ein Stil, der auf Black Salvation nicht stattfindet und den ich bis heute nicht verstehe (und das auch gar nicht will, hat dieser doch meiner Ansicht nach nichts mit Musik zu tun). Von daher sehe man es mir bitte nach, wenn ich mich hier ausschließlich auf ’normale‘ Hörgewohnheiten stütze. Natürlich laufen auch bei mir relativ häufig EP’s und Demos, aber eben nicht in Dauerschleife. Zu den wenigen Ausnahmen gehört die im vergangenen Jahr veröffentlichte erste EP von ABSOLUTUM, für die sich Mitglieder von Fäulnis, Valborg und Total Negation zusammengefunden haben. „I“ ist in seiner Ruppigkeit nach wie vor absolut (sic!) faszinierend und nicht zuletzt durch den musikalsichen Hintergrund der Beteiligten etwas ganz Eigenes. Die Frage, ob man mit der im Oktober erscheinenden zweiten EP „II“ daran anknüpfen kann, durfte man sich also guten Gewissens stellen.

Die Antwort ist: Sowohl als auch. „II“ ist sowohl konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges als auch wieder etwas ganz Eigenes. Waren beim Debüt die Einflüsse aus dem Black Metal der Mid-Neunziger noch recht spürbar, verarbeitet man auf „II“ ein wesentlich breiteres Spektrum an Inspiration, wobei man durchaus auch die eine oder andere Paralle zu den Hauptbands ziehen kann. Besonders der stellenweise recht dominante Bass erinnert mehr als einmal an Valborg, was jedoch sehr gut ins Konzept passt, zumal nicht einfach sich selbst kopiert wird. Diese in den Magen drückende Soundwand ist es dann auch, die einen wesentlichen Reiz ausmacht, sich intensiv mit „II“ zu beschäftigen. Denn dass die wie immer extrem eigenständigen und sehr eigenen Vocals von Seuche bar jeder Kritik sind, dürfte sich von selbst verstehen. Ebenso das massive Drumming von Glanemann, der nicht nur rasend schnell kann, sondern generell technisch sehr fit ist, was man in den wenigen etwas langsameren Passagen an so manchem Pattern erfreut feststellen wird.

Neues hat man sich für den Aufbau der EP einfallen lassen: So werden die vier regulären Songs von fünf kurzen, zwischen Noise und Ambient pendelnden Stücken eingerahmt, denen es gelingt, für wenige Augenblicke der Ruhe zu sorgen und dennoch den Flow nicht zu behindern. Was uns zu den vier regulären Tracks bringt, die in erster Linie feinstes Geballer sind. Die Breaks zwischen Highspeed und oberem Uptempo sind dabei sehr fließend in die Songs integriert – was man vor allem am Drumming erkennt, denn die Gitarrenspuren verschwinden dann doch etwas zu sehr im Hintergrund, was auf Grund des hohen Energielevels allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt. Musikalisch erinnert man im Gegensatz zur ersten EP diesmal eher an brachialere Vertreter aus dem War Black Metal – oder, wie es meine Partnerin formulierte: Blasphemy in gut mit abgefahrenen Vocals, die an Mayhem in ihrer „Grand declaration…“-Phase erinnern. Guter Vergleich – kann man so stehen lassen. Denn auch, wenn der ABSOLUTUM’sche Wahnsinn ganz andere Formen annimmt und die Immersion in selbigen viel tiefer treibt, als es die Norweger je vermochten, ist die Beschreibung durchaus zutreffend. So braucht es vor allen Dingen sehr viel Zeit, um erstens mit der EP an sich wirklich warm zu werden und zweitens noch einmal genauso viel Zeit, um die Songs in ihrer Gesamtheit wirklich auf sich wirken lassen zu können. Doch genau das MUSS eine Veröffentlichung heute leisten können, um wirkliche Langzeitwirkung zu erzielen und nicht einfach nur eine weitere, schnell vergessene Episode zu sein. So bleibt nach diesen 30 Minuten vor allen Dingen eines über „II“ zu sagen: Nämlich dass es verflucht großartig ist!

Offen gestanden wusste mein Hirn nach dem ersten Hördurchlauf nicht, was es tun sollte: Einfach kapitulieren und abschalten oder explodieren und durch sämtliche Öffnungen auslaufen. Mit einem intensiven Hörerlebnis war zwar zu rechnen – nicht jedoch mit einem solchem Audio-Massaker, das wahrscheinlich einigen Boxen das Leben nehmen wird. Und das ist als Lob zu betrachten, haben ABSOLUTUM doch erneut eine großartige, wenn auch verflucht schwer zugängliche EP auf Band gezimmert, die dem extremen Underground mit Sicherheit gut reinlaufen wird, Gelegenheits-Black-Metal-Hörern oder solchen mit einer Vorliebe für melodische und symphonische Klänge dagegen das kalte Grausen einflößen dürfte. Nach einem guten Dutzend Durchläufen darf man „II“ jedoch getrost attestieren, ein Höhepunkt im extremen Metal zu sein. Ich bin schwer begeistert! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Bereits jetzt ist die EP im Vorverkauf erhältlich, und zwar als auf 100 Exemplare limitiertes Deluxe-Tape in einer Cardbox inklusive abweichender Tapefarbe und als auf 200 Exemplare limitiertes, reguläres Tape. Beide Versionen kommen mit einem Bandcamp-Download-Code. Am Releasetag selbst gibt es dann alle Infos noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu finden.

ABSOLUTUM – II
Black Metal from Germany
The Crawling Chaos Records
Running time: 29:23 minutes
Release date: October 11th, 2019 (all formats)

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Absolutum Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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