Zu den Black-Metal-Bands, die immer ein wenig in der zweiten Reihe standen, gehören mit ziemlicher Sicherheit die ehemals in den Staaten ansässigen, seit zwanzig Jahren jedoch in Deutschland lebenden CRIMSON MOON, was sicherlich auch an den eher unregelmäßig erschienen Alben liegt. Erschien das Debüt 1996, so folgte der Zweitling in 2005 und das dritte Album satte 11 Jahre später in 2016. Es ist daher schön zu sehen, dass die Wartezeit auf das in wenigen Wochen erscheinende vierte Album, „Mors vincit omnia“, erträgliche drei Jahre betrug. Dieser schnellere Rhythmus hat vor allem dem Songwriting extrem gut getan, wirken die Songs trotz der langen Spielzeit von gut 54 Minuten eher kompakt und durchstrukturierter als in der Vergangenheit. Auch produktionstechnisch hat man sich nicht lumpen lassen und – zumindest meinem Empfinden nach – eine ordentliche Schippe Aggression und Energie hinzugefügt.
Alleine schon der Opener „Vanitas“ mit seinem stampfendem Eröffnungsriffing sowie dem sogleich anziehenden Tempo macht dies mehr als deutlich. Ebenso wirken die Chöre neben den Black-Metal-Vocals sehr organisch und natürlich in den Sound eingebunden, was in dieser Form nicht einmal von gewissen Norwegern auf deren letzten beiden Alben zufriedenstellend bewerkstelligt werden konnte. Apropos Norwegen: CRIMSON MOON sind deutlich von der zweiten Welle ca. Mitte der Neunziger beeinflusst, was die symphonischen und epischeren Elemente angeht – was nicht verwundert, gründete die Band sich doch bereits 1994, war also zur Hochzeit des Genres bereits aktiv. Allerdings wirkt man dank des druckvollen Sounds sehr zeitgemäß, ohne wirklich „modern“ zu klingen. Das Break kurz vor dem letzten Drittel fügt sich ebenfalls ohne einen Bruch zu hinterlassen ein und sorgt für eine erste Verschnaufpause, in der man die Musik ungefiltert auf sich wirken lassen kann. Mit dem folgenden „Altars of Azrael“ fügt man dem Soundgewand eine okkulte Komponente hinzu, die in Verbindung mit den beinahe allgegenwärtigen Chören eine enorme Machtdemonstration in Sachen düsterem und brutalem Occult Black Metal darstellt. Das nur leicht angezogene Midtempo führt dazu, sich vollends in den Track zu versenken und somit die für den Stil so wichtige Immersion zu schaffen. Das man dies noch weiter verstärken kann, beweist man mit „Godspeed angel of death“, das vollends im okkulten Bereich angekommen zu sein scheint und in seinem Tempo sehr variabel von düster und langsam hin zum gehobenen Midtempo und zurück agiert. Die Gastvocals von Absu’s Proscriptor und Archgoat’s Lord Angelslayer sind ebenfalls so kunstvoll integriert, dass sich fast kein Unterschied zu den bandeigenen Vocals finden lässt. Das genaue Gegenteil davon ist das extrem nach vorne treibende „Upon a pale horse“, dem man ein gewisses Watain-Feeling nicht absprechen kann. Dieses zusammen mit den so wunderbar okkult wirkenden Hintergrundchören ergibt eine fantastische Klangcollage aus wütender Raserei und epischen Midtempo-Parts, die den Hörer vor Wollust erschauern lassen! Auch hier sind Gastvocals zu finden: Diesmal von Demoncy’s Ixithra, die sich anders als im vorigen Track deutlich abheben (was kein Wunder ist, ist dessen Stimme doch unverwechselbar). Verstärkung für die Chöre in „Parcae – Trinity of fates“ hat man sich mit Phaesphoros (ex-Kawir) ins Haus geholt, der ebenfalls eine Bereicherung darstellt und dem eher episch angelegten Track einen soliden Unterbau verschafft. Der Song an sich ist erneut ein straighter Midtempo-Stampfer, der genügend Abwechslung in das Album bringt, so dass die relativ langen Tracks sich nicht allzu sehr ziehen. Mit dem Titeltrack „Mors vincit omnia“ sowie „Funeral begotten“ leitet man eindrucksvoll das langsam heraufziehende Ende des Albums ein. Ist ersteres noch als Fortführung der vorangehenden Tracks zu betrachten, so steht der zweitgenannte etwas außerhalb aller bisherigen Tracks dieses Releases: Die beinahe schon morbide Grundstimmung zieht einen stellenweise noch tiefer in den Abgrund hinein, in den man bisher nur leicht eingesunken war. Das ist verdammt starkes Songwriting und ein würdiger Abschluss eines verflucht starken Albums. Wenn da nur das Outro „Tempus fugit“ nicht wäre: Das ist zwar ebenfalls recht stimmig und atmosphärisch arrangiert, fügt sich jedoch nur bedingt in das bisher Gehörte ein. Zwar ist der Übergang zwischen Albumcloser und Outro fließend, jedoch hätte man es meiner Ansicht nach beim Ausfaden der Orgel belassen sollen. Die folgenden Windgeräusche und Totenglocken können dem Ganzen schlicht nichts mehr hinzufügen.
Zugegeben: Als ich die Promo erhielt, erwartete ich ein zwar solides neues Album, aber dass CRIMSON MOON mit „Mors vincit omnia“ dann doch einen solch gewaltigen Sprung nach vorne gemacht haben, hat mich schließlich extrem überrascht – und zwar positiv! Denn obwohl es ein extrem nach vorne treibendes Stück Black Metal ist, nimmt man an den genau richtigen Stellen das Tempo heraus, fügt hier und da sinnvoll gesetzte Breaks und Tempiwechsel ein und tut im Grunde alles Nötige, um das Album von der ersten bis zur letzten Note spannend zu halten. In dieser Form darf man in Zukunft gerne weiter agieren! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Das Album ist bereits jetzt als Pre-order im Webshop des Labels bzw. auf dessen Bandcamp-Page verfügbar. Erhältlich sein wird es als CD, als 12″-Doppel-LP in verschiedenen Ausführungen (195 Exemplare in diversen Farben sowie unlimitiert auf schwarzem Vinyl) und digital. Am Releasetag werden alle Infos zu den Formaten natürlich wie immer auch auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu finden sein.
CRIMSON MOON – Mors vincit omnia
Black Metal from Germany
Debemur Morti Productions
Running time: 53:45 minutes
Release date: August 30th, 2019 (all formats)
Debemur Morti Productions Webshop
Debemur Morti Productions Bandcamp
Debemur Morti Productions Facebook
Crimson Moon Bandcamp
Crimson Moon Facebook
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation