Klassischer Black Metal der ersten Welle spielt in der heutigen Zeit – leider – eine nur noch geringe Rolle. Zwar würde es niemand wirklich wagen, die Relevanz der Bands aus den Achtzigern des letzten Jahrhunderts auch für die heutige Szene infrage zu stellen; jedoch ist zu beobachten, dass sich rein musikalisch nur noch relativ wenige aktuelle Bands an der Entstehungsphase dieses für die Musik allgemein so wichtigen Genres orientieren. Mit THE RITE wird diesem Umstand ein wenig abgeholfen – obwohl auch hier erfahrene Musiker am Werke sind, die in Szenegrößen wie Denial of God und Black Oath ihre Haupttätigkeitsfelder haben. Das ändert jedoch nichts daran, dass man mit „The Brocken fires“ ein sowohl frisch klingendes wie auch nah an den Ursprüngen agierendes Metal-Kleinod geschaffen hat, dem wir uns im Folgenden ausführlicher widmen werden. Zuvor jedoch noch der Hinweis, dass diese EP einen Re-release darstellt: Ursprünglich wurde sie bereits im vergangenen Oktober ausschließlich auf Tape veröffentlicht, was eine Neuveröffentlichung nötig macht, stellt man sich die hohe Qualität vor Augen.
Bereits der Titel des Intros macht unmissverständlich klar, in welche Richtung sich THE RITE lyrisch bewegen: So ist es auch kein Wunder, dass „Prayer to Satan“ in erster Linie eine von unheimlichen, dunklen Winden unterlegte Beschwörung ist, deren dürrer Glockenschlag am Ende einen schönen Kontrast zum Opener „A pact with hell“ darstellt. Das Riffing ist zwar sehr an Bands wie frühe Mercyful Fate angelehnt, jedoch durch die härtere Verzerrung ungleich brutaler und durch die Doom-Einflüsse auch gar nicht mal so sehr zu vergleichen. Der Band gelingt es, die Einflüsse nur an der Oberfläche hier und da durchschimmern zu lassen, um so einen eigenen Sound zu kreieren, was ihr auch äußerst gut gelingt. Alleine schon der Geschwindigkeitsausbruch in der zweiten Hälfte des Tracks fügt sich so gut in das eher schleppende Tempo ein, dass es eine wahre Freude ist. Das Eröffnungsriff des Titeltracks „The Brocken fires“ ist noch eine Spur langsamer und drückt der EP endgültig das Prädikat DOOM auf. Trotz des unbarmherzigen Downtempos wirkt der Song unglaublich brutal, was natürlich auch der extrem guten Produktion zu verdanken ist. Drums und Gitarre sind sich absolut ebenbürtig und geben sich gegenseitig genügend Raum, so dass auch die immer wieder eingestreuten Keyboards reichlich zur Geltung kommen. Das Zusammenspiel kommt besonders klar zur Geltung, wenn man das Tempo dank eines Breaks urplötzlich wieder anzieht. Überhaupt ist das Energielevel extrem hoch, was sich auch in den Vocals von Ustumallagam niederschlägt, die hier um einiges kräftiger rüberkommen als bei seiner Hauptband Denial of God. Interessant ist auch, dass sich reine Doom-Vocals à la Messiah Marcolin oder Rob Lowe ebensogut einfügen würden, was für das ausgezeichnete Songwriting an sich spricht. Dazu muss man sich nur mal „Head the devil’s call“ mit eben jenen Vocals vorstellen, da dieser Track noch am ehesten in den puren Doom passt, da es hier nicht nur die schon bekannten Tempiwechsel gibt, sondern auch eine ganz eigene Atmosphäre aufgebaut wird. Etwas aus der Reihe schlägt lediglich der Closer „Acid orgy“, ein Cover der US-Death/Doom-Rabauken Goatlord: Zwar passt der doomige Sound hervorragend ins Bandkonzept, lediglich das Riffing ist für meinen Geschmack dann doch zu monoton, als dass es der Qualität der Band an sich gerecht werden würde. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, und da es ein Cover ist, sollte man es auch nicht gar so eng sehen. Alles in allem lädt die EP jedoch dazu ein, sie stundenlang auf Dauerrotation laufen zu lassen. Großartig!
Selten genug kommt es vor, dass der Re-release einer EP nur zehn Monate nach der Erstveröffentlichung so viel Sinn macht, wie im Falle von „The Brocken fires“: Der Mix aus schwerem Doom, klassischem Heavy Metal sowie den Anflügen von Proto-Black-Metal gehört mit zum Besten was man in diesem Bereich momentan zu hören bekommt. Dagegen kommt auch die aktuelle Denial of God-EP nicht ganz heran – auch, wenn der Vergleich etwas hinken mag. Die Intensität, die in diesen 26 Minuten steckt, ist unfassbar. Der drückende, dunkle und zugleich warme Sound tut sein Übriges, um THE RITE all jenen zu empfehlen, die eine Mischung aus alten Samael, Mercyful Fate und Celtic Frost für das Spannendste halten, was es geben könnte. Wenn das Debütalbum diesen hohen Standard halten kann, steht der Band definitiv eine rosige Zukunkft ins Stammbuch geschrieben! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Ab dem Releasetag steht dem willigen Hörer die EP als 12″-MLP, MCD und digital zum Kauf bereit. Alle Infos dazu gibt es dann selbstverständlich auch auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
THE RITE – The Brocken fires
Black / Doom Metal from Denmark & Italy
Iron Bonehead Productions
Running time: 26:14 minutes
Release date: August 2nd, 2019 (all formats)
Iron Bonehead Productions Webshop
Iron Bonehead Productions Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation