MEUCHELMORD – Waffenträger

MEUCHELMORD – Waffenträger // © 2019 Purity through Fire / Meuchelmord

Für die meisten Leser hier auf Black Salvation ist es wahrscheinlich eher ungewöhnlich, auch mal Bands aus den hiesigen Landen gefeatured zu sehen. Das ist natürlich in erster Linie meinem Musikgeschmack geschuldet, aber auch dem Umstand, dass Black Metal für mich persönlich ideologiefreies, kreatives Hinterfragen des Lebens in all seinen Formen sein sollte. Misanthropie, Lebensfeindlichkeit und eine gewisse Fuck-off-Attitüde gehören natürlich genauso dazu und sind mir auch wichtiger als klischeebeladenes Devil-Worshippen. Hinsichtlich der Ideologiefreiheit habe ich nun ziemlich oft Bedenken bei heimischen Bands, da es genügend Rotz aus dem braunen Umfeld gibt, dessen Message absolut nichts mit der ursprünglichen Ausrichtung im Black Metal zu tun hat. Versteht mich nicht falsch: Ich lehne JEDEN Extremismus, ob nun von links oder rechts, komplett ab und wer damit ein Problem hat,… Nun, das ist sein Problem und nicht meins. Extreme Inhalte gehören natürlich in den Black Metal, aber gerade mit sensiblen Themen wie Krieg sollte man sich dennoch kritisch auseinandersetzen, wie das zum Beispiel auf der aktuellen Totalitarian der Fall ist. Will heißen: Es ist wichtig, beide Seiten einer Medaille auszuleuchten. So, wie das auch auf der in wenigen Tagen erscheinenden fünften Full-length von MEUCHELMORD, „Waffenträger“, der Fall ist.

Schon das Intro „Anmarsch“ macht deutlich, dass der Stechschritt der aufs Pflaster schlagenden Stiefel einem Metronom gleicht, was man auch als übergreifende Markierung der Ausrichtung der folgenden 47 Minuten sehen kann. Denn genauso unbarmherzig wie der stete und immer gleiche Impuls des mechanischen Taktgebers ist auch der unbarmherzig nach vorne prügelnde Black Metal MEUCHELMORD’s die Norm, wie im Opener „Wolga-Bataillon“. Jedoch ist man auch melodischeren Ausflügen wie im folgenden „Ostfront“ nicht abgeneigt, was schon in den ersten Minuten für ein gutes Maß an Abwechslung sorgt. Eine große Stärke der Band sind jedoch besonders die tempomäßig reduzierten Tracks wie „Kaltes Land“: Gerade hier kommt die sehr rohe, aber druckvolle Produktion gut zum Tragen, die schon rein atmosphärisch ein wichtiges Bindeglied zur Musik darstellt, was hier auch ohne Kompromisse einzugehen funktioniert. Das Gaspedal drückt man anschließend in „Grabenkampf“ wieder ordentlich durch, bringt durch das zuweilen etwas dynamischere Drumming jedoch auch eine neue Note in den Sound mit ein, was diesem spürbar gut tut. Apropos Sound: Der weist generell eine spürbare Note finnischen Einflusses auf, wie das bei vielen heimischen Bands der Fall ist. Allerdings ist hier keine Anbiederung oder völlige Übernahme eines Soundbildes zu spüren, sondern man nutzt dieses lediglich als einen Einfluss unter vielen, wie man bspw. in „Feuersturm“ oder dem recht ungewöhnlichen Riffing in „Flakfeuer“ entnehmen kann. Mit „Sieben Tage“ sowie „U-Boote vor!“ stehen zum Abschluss der regulären Songs noch zwei sehr straighte Tracks, die beispielhaft die Kompromisslosigkeit der Band unterstreichen. Zu den Höhepunkten gehören jedoch die beiden Bonustracks: Mit „Firestorm“ hat man eine englische Version von „Feuersturm“ auf das Album gehievt, die mit den Vocals von Thy Dying Light’s Hrafn exzellent unterlegt wurden und zudem rein textlich das Gegenteil zu den deutschen Lyrics bilden. Auf für „Kylmä maa“, das die finnische Version von „Kaltes Land“ darstellt, hat man Gastvocals in Form von Malum’s Tyrant gewinnen können, der sich ebenfalls wunderbar in den Sound einfügt. Beide Tracks gewinnen so nochmals an Intensität und besonders „Firestorm“ erweckt erneut in mir den Wunsch, dass sich mehr Musiker die Mühe machen würden, statt plakativem Provozieren eine sinnvolle und konstruktive Auseinandersetzung mit ihren Themen zu suchen – auch oder gerade bei extremen Inhalten.

„Krieg ist der Vater aller Dinge“. Dieser berühmteste und 2500 Jahre alte Ausspruch Heraklits ist aktueller denn je, denn nach wie vor bringt er Tod, unendliches Leid, Hunger und Zerstörung mit sich. So gesehen gibt es wohl kaum einen Ausspruch, der besser zum Black Metal passen würde, als dieser. Moderner formuliert: Krieg ist Scheiße, in welcher Form auch immer. Als Essenz kann man diese Aussage durchaus aus „Waffenträger“ mitnehmen, so plakativ die Songtitel auf den ersten Blick auch erscheinen mögen. MEUCHELMORD’s Black Metal ist aggressiv und extrem und somit auch ein Spiegelbild aller Schlachtfelder, auf denen gekämpft und gelitten wird. Letzten Endes gewinnt stets nur einer: der Tod. Im Falle dieses Albums aber vor allem der Hörer, dem ein intensiver Parforceritt geboten wird, dem man sich schlichtweg nicht entziehen kann, wenn man auf geballtes Aggressionspotential im Black Metal steht. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten

Das Album ist bereits jetzt im Pre-Sale im Webshop des Labels zu finden, wo man es entweder als reguläre CD oder aber als auf 99 Exemplare limitiertes A5-Digipack erwerben kann.

MEUCHELMORD // © 2019 Meuchelmord

MEUCHELMORD – Waffenträger
Black Metal from Germany
Purity through Fire
Running time: 47:32 minutes
Release date: May 31st, 2019 (all formats)

Purity through Fire Webshop

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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