Zu den wichtigsten Bands in meiner eigenen Entwicklung als Mensch, Musikerin und nicht zuletzt als Fan gehört ohne den Hauch eines Zweifels die niederländische Black Metal-Legende CIRITH GORGOR, die in Kürze ihr siebtes Album „Sovereign“ veröffentlichen werden. Warum diese Band so wichtig für mich ist, könnt ihr hier nachlesen. Was beim ersten Durchlauf des neuen Albums sofort auffällt, ist die Entwicklung, die man seit dem Release des letzten Albums, „Visions of exalted Lucifer“ 2016 durchlaufen hat. Obwohl dieses noch relativ nah am ursprünglichen Bandsound dran war, so hat man stellenweise doch bereits gespürt, dass der eigene Klangkosmos etwas zu eng geworden ist. Es finden sich bereits dort einige Gratwanderungen zwischen Black und Occult Black Metal, die aufhorchen ließen. Und auch wenn die folgende EP „Bi den dode hant“ wieder ziemlich Old School daherkam, so gab es doch nicht den Hauch eines Zweifels, dass das folgende, nun bald vorliegende, Album sich eher an „Visions…“ orientieren wird. Was auch zutreffend war, legt man diesem Gedanken die aktuellen Songs zugrunde.
Bereits die Eröffnung des Albums mit „Funeral march for modern man“ ist sehr ungewöhnlich für CIRITH GORGOR-Verhältnisse, da der Track eher als Intro zu verstehen ist, was in der Bandhistorie auch erst einmal in dieser Form verwendet wurde (2011 auf „Der Untergang“). Mit „Hellbound“ steigt man dann allerdings sofort in gewohnte Regionen ein: Pfeilschnelles Drumming in Verbindung mit stets an der Grenze zum Occult Black Metal sirrenden Riffs und sehr variablen Vocals, die stets zwischen klassischem Kreischen, den etwas tiefer gelegenen Stimmarten sowie beschwörendem Rufen pendeln. Der folgende, zunächst im stampfenden Midtempo gehaltene Titeltrack „Sovereign“ ist der wohl deutlichste Beweis der stilistischen Offenheit, die die Band mittlerweile prägt und ihr sichtlich gut tut. „Luciferian deathsquad“ erinnert in seinem Riffing dann eher an die mittlere Phase der eigenen Discographie, was eine enorme Abwechslung schafft und keine Langeweile aufkommen lässt. Die stilistische Bandbreite, die man abdeckt, ist wirklich bemerkenswert, wenn man sich die im Grunde engen Grenzen im Black Metal vor Augen führt. In „Deathcult“ hält dann die Dunkelheit in Form eines sehr zurückgenommenen Intros endgültig Einzug, bevor sich der Track in ein zwischen Midtempo und Raserei wechselseitig befruchtendes Monster wandelt und einen der stärksten Songs des Albums darstellt. „Legio Luporum“ ist so etwas wie der heimliche Höhepunkt des Albums: Extrem treibend prescht der Track nach vorne, frei von jeglicher stilistischer Grenze. Wie der Titeltrack zu großen Teilen im Midtempo gehalten, schafft man hier eine Atmosphäre zwischen beinahe marschartigem Rhythmus und sich anschließender Raserei, stets unterlegt von einer relativ unverzerrten Gitarre. Etwas klassischer wird es anschließend wieder mit „Dominion“, das Black Metal in seiner pursten Form und typisch CIRITH GORGOR ist. Das Schöne an der Band ist ja, dass sie zu jener Sorte gehört, die man aus jedem noch so großen Wust an Bands heraushören kann, ist man auch nur ein wenig mit dem Material vertraut. Etwas düstere Töne schlägt man in „Manifestation of evil“ an, das durch die durch das gesamte Album hindurch verwendete, unverzerrte Gitarrenspur immer wieder die Bezüge zum Occult Black Metal in den Vordergrund stellt. Zudem ist der Track das beste Beispiel für die eigene Weiterentwicklung und dient damit auch als perfekter Anspieltipp für das Album, wenn man mit der Band bereits vertraut ist und sie vielleicht neu entdecken möchte. Der Albumcloser „Blood and iron“ verbindet beide Welten miteinander und hat einige der intensivsten Drumpatterns zu bieten, die den Bezug zu den alten Alben immer wieder wachhalten, was auch nach dem x-ten Durchlauf einfach nicht langweilig werden wird. Im Grunde gibt es abschließend nur noch eines zu sagen: Trotz der ausgezeichneten Produktion ist das Album zu leise abgemischt. Das ist zwar Kritik auf hohem Niveau, aber die muss dennoch sein. Im Zweifelsfalle heißt es halt einfach: Anlage aufreißen!
Im Grunde ist „Sovereign“ exakt das Album, das ich erwartet habe: Ein spannendes Black Metal-Album, das sowohl die Vergangenheit der Band im Auge behält, den Fokus jedoch deutlich auf die eigene Weiterentwicklung als Musiker legt. Und die gelingt ausgezeichnet: Selbst, wenn man mehrere Durchläufe benötigt, bis man das Album in seiner Gesamtheit durchleuchtet hat, so bedeutet das nur, dass es alles richtig macht: Vielschichtige Songs, abwechslungsreiches Songwriting und eine sehr ausgewogene Produktion schaffen somit ein weiteres hochklassiges Album in der daran sowieso nicht armen Discographie CIRITH GORGOR’s. Wer der Band in den letzten 20 Jahren die Treue gehalten hat, wird auch von diesem Release nicht enttäuscht werden; allen anderen sei es als Einstieg wärmstens ans Herz gelegt! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Bereits jetzt ist „Sovereign“ im Vorverkauf sowohl auf der Bandcamp-Seite des Labels als auch in dessen Webshop in den folgenden Formaten erhältlich: als reguläres, schick aufgemachtes Digibook, als auf 300 Exemplare limitierte 12″-LP (200 davon auf schwarzem, 100 auf ultra-klarem Vinyl) sowie als auf 200 Stück limitierte Tape-Version. Daneben gibt es das Album natürlich auch digital zu erwerben.
CIRITH GORGOR – Sovereign
Black Metal from the Netherlands
Hammerheart Records
Running time: 44:29 minutes
Release date: April 5th, 2019 (digital) / April 26th, 2019 (CD, LP, Tape)
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Hammerheart Records Bandcamp
Cirith Gorgor Bancamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation