FLYKT – Charnel heart

FLYKT – Charnel heart // © 2019 Folter Records / Flykt

Wenn es etwas an diesem „Job“ gibt, den ich hier mit Black Salvation ausübe, das ich wirklich liebe, dann ist das nicht immer nur die Vorfreude auf neue Alben schon mehr oder minder bekannter Bands, sondern vor allem auch, dass quasi wöchentlich Material von bis dato unbekannten Bands auf meinem Schreibtisch oder in der Promo-Inbox landet. Klar, nicht alles passt stilistisch ins Konzept dieses Magazins und selbst bei den infrage kommenden Sachen muss ich alleine schon zeitlich bedingt irgendwo Abstriche machen. Im Zweifelsfalle entscheide ich mich jedoch immer für die noch eher unbekannten Bands, sofern mich diese überzeugen können.
So geschehen mit den Schweden FLYKT, die seit 2016 existieren und Ende März ihr erstes Album „Charnel heart“ via Folter Records auf die Meute loslassen. Rein stilistisch ist man eindeutig im Black Metal verortet, bürdet sich jedoch durch diese Klassifizierung keine Grenzen auf: Rasend schnelle Attacken sind ebenso vertreten wie das Abdriften in untere Midtempo-Regionen. Auch die Produktion ist sehr solide und erinnert mehr als nur einmal an die Arbeit der Necromorbus Studios, obwohl „Charnel heart“ in einem kleinen Stockholmer Studio aufgenommen wurde. Apropos Necromorbus Studios: An die dort für gewöhnlich aufnehmenden Bands erinneren auch FLYKT grundsätzlich, wozu das bereits erwähnte abwechslungsreiche Songwriting erinnert.

Das fängt schon beim Opener „Compendium of sacrilege“ an: Von der ersten Note ab gibt man gehörig Gas und zeigt, dass man besonders die schwedische Schule verinnerlicht hat. So erinnern die Tempiwechsel immer wieder an das gesamte Spektrum schwedischer Bands im extremen Black und Death seit ca. Mitte der Neunziger. Dissection-Leads treffen auf Watain-artiges Riffing, allerdings ohne etwas abzukupfern. Dass man um diese eigene Note bemüht ist, zeigt auch „The great assassination“, dass durch sein eher schleppendes Midtempo gleich mal den ersten Kontrast zum Opener setzt. Und hier kommen auch die rauen Vocals viel besser zur Geltung als in den pfeilschnellen Passagen. Generell funktioniert man als Band immer dann am besten, wenn das Tempo herausgenommen wird. So ist „As hunters to havoc (Diatribe)“ mit seinem Wechselspiel aus Mid- und Uptempo ein perfektes Beispiel dafür, selbst wenn die Stilistik an sich nichts Neues mehr darstellt. Und dankenswerterweise gibt man dem Midtempo genügend Raum: So folgt mit „The great collapse“ der vom Riffing her wahrscheinlichst spannendste Track auf dem Album, der sich in seiner Intensität nicht hinter den etablierten Genrekollegen verstecken braucht. Mit „Derelict“ setzt man einen ähnlich gearteten Song hinterher, der jedoch nicht ganz die Klasse des Vorgängers hat. „Cadaver of doubt“ fährt dagegen mit seinem wieder angezogenen Tempo ein ganz anderes Geschütz ins Feld, dass sofort aufhorchen lässt. Natürlich arbeitet man auch wieder mit den mittlerweile gewohnten Tempiwechseln, die in diesem Track allerdings extrem gut funktionieren, was so auch auf „Sent to destroy“ zutrifft. Die Krönung des Ganzen ist jedoch der Titeltrack und Albumcloser „Charnel heart“, der alle diese Elemente auf die Spitze treibt und nach Verklingen der letzten Note den Gedanken zurücklässt, dass einiges auf diesem Album zwar noch ein wenig zu generisch klingt, das Ganze allerdings mit viel Herzblut komponiert wurde.

„Charnel heart“ ist sicher nicht der Mega-Überflieger und geht man rein nach dem Stil, sind die aktuellen Alben von Thron oder auch Valkyrja um einiges stärker. Allerdings – und das sage ich mit aller Deutlichkeit – ist es ein starkes Debüt ein ambitionierten Band. Ich bin zudem zuversichtlich, dass man weiter daran arbeiten wird, in Zukunft etwas eigenständiger zu werden und sich dadurch auch von den Genregrößen lösen zu können. Wenn man dann noch der Produktion ein wenig mehr Druck verpassen kann, steht künftigen Großtaten nichts mehr im Wege! Wer einer neuen Truppe also eine Chance geben möchte: hier ist eure Gelegenheit! GEHEIMTIPP!!! +++ 7 / 10 Punkten

Wer möchte, kann sich das Album bereits jetzt im Webshop des Labels vorbestellen. „Charnel heart“ wird als Digipack sowie digital erhältlich sein.

FLYKT // © 2019 Flykt

FLYKT – Charnel heart
Black Metal from Sweden
Folter Records
Running time: 48:12 minutes
Release date: March 29th, 2019 (all formats)

Folter Records Webshop
Folter Records Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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