Die Fülle an verdammt starken Underground-Acts seit einigen Jahren erstaunt mich jedes Mal aufs Neue. Da flattert mir gerade völlig unvorbereitet die Debüt-EP des österreichischen Projekts SANGUINARY TRANCE ins Promo-Postfach und bereits nach dem ersten Durchlauf war mir klar, dass da unbedingt dieses Review her muss. „Wine, song and sacrifice“ erschien bereits im vergangenen Juni als Tape sowie digital und bietet mit drei Tracks in gut 23 Minuten eine spannende Bandbreite durch diverse Black Metal-Subgenres, die sich zu etwas ganz eigenem verbinden.
Denn man wirft nicht einfach Elemente aus allen nur möglichen Ecken und Enden des Spektrums in einen Topf, rührt diesen gut um und lässt sich überraschen, was dabei herauskommt. Nein, man geht durchaus strukturiert vor und schafft es somit, den Tracks sowie der EP im Ganzen fast so etwas wie Formvollendung zu geben. Das zeigt bereits der Titeltrack als Opener: „Wine, song and sacrifice“ schwebt zwischen okkultem Black Metal und der melodischeren Variante hin und her, so dass sich diese 13 Minuten beinahe wie ein vollständiges Album anfühlen. Sicherlich, dieser Eindruck ist subjektiv; man braucht allerdings auch einige Hördurchläufe, um den Song im Ganzen erfassen zu können. Dazu trägt auch bei, dass man sich textlich nicht mit den üblichen Tod und Teufel-Klischees aufhält, sondern stattdessen unter anderem den Surrealisten Georges Bataille als Inspiration aufführt. Das folgende „Carvings“ geht dagegen einen ganz anderen Weg: Nordisch und kalt fügt man der EP eine weitere Facette hinzu, ohne jedoch die eigene Melodieführung im Sound zu vernachlässigen. Der Track ist zudem der beste Beweis, dass längst nicht alles aus Norwegen kommt, was norwegisch klingt. Interessant hierbei ist, dass man temporär immer mal die eigene Melodieführung durchblitzen lässt und somit kontinuierlich am Gesamtsound arbeitet. Mit dem die EP schließenden „The Dionysos whip“ stellt man den beiden vorigen Tracks zudem einen Closer an die Seite, dessen Rhythmik in der Gitarrenarbeit man eher von neueren Abigor kennt. Und dennoch schafft man es, auch dieses Element zu etwas ganz Eigenem zu verarbeiten und bringt somit „Wine, song and sacrifice“ zu einem sehr befriedigenden musikalischen Schluss.
Es ist gut zu sehen (und zu hören), dass die österreichische Szene nach wie vor so vital ist und man sich nicht auf die Großen und Etablierten im Genre zu beschränken hat. Und trotz des viel zu leisen Sounds (den ich in der Wertung mal nicht berücksichtige, da Mix und Mastering ansonsten gut gelungen sind) liegt hier eine EP vor, die sich vor deren Alben in keinster Weise zu verstecken braucht, sondern manchem Altmeister deutlich zeigt, worauf es heute ankommt: Passion und Eigenständigkeit sind hier die Schlagwörter, die sich SANGUINARY TRANCE ohne Zweifel auf die Fahnen geschrieben haben. Ich für meinen Teil bin sehr zuversichtlich, dass man in Zukunft weiterhin mit diesem Projekt rechnen sollte. KAUFEMPFEHLUNG! +++ 8 / 10 Punkten
Die EP kann man nach wie vor als auf 50 Exemplare limitiertes Tape auf der Bandcamp-Page des Projekts ordern bzw. sich das digitale Format zulegen
SANGUINARY TRANCE – Wine, song and sacrifice
Black Metal from Austria
Self-released
Running time: 22:58 minutes
Release date: June 14th, 2018 (all formats)
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation