In der ersten News zum Album schrieb ich ja bereits, dass die Beschäftigung mit Napoleon nicht gerade zu den typischsten Themen im Black Metal zählt; durch seine Erhebung zum fleischgewordenen Antichristen durch weite Teile der damaligen katholischen Kirche ergibt dies allerdings auch wieder Sinn, da man hier nicht mit mystischen (anti)-religiösen Ideen konfrontiert wird, sondern eine ganz konkrete Person im Fokus hat, über die sehr viel geschrieben wurde und wird und die zudem eigene Texte hinterlassen hat. Natürlich steht bei der kanadisch-amerikanischen Kollaboration DEPARTURE CHANDELIER auch die religiöse Erhebung im Mittelpunkt, wie der Albumtitel „Antichrist rise to power“ schon so schön suggeriert. Finden wir also heraus, ob wir es hier mit einem wahrlich kaiserlichen Album zu tun haben.
An erster Stelle ein Wort zur Produktion: Die ist sehr an den Sound Mitte bis Ende der Neunziger angelehnt, was ein wenig schade ist, denn meiner Ansicht nach hätte gerade dieses Konzept zu ein wenig mehr Bombast eingeladen. Das soll nicht falsch verstanden werden; jederzeit lassen sich Instrumente und Songstrukturen klar heraushören und mit ein wenig Feintuning an der heimischen Anlage kann man auch etwas mehr Druck aus der Aufnahme herauskitzeln. Aber allgemein ist der Sound einfach zu kratzig, was gerde hinsichtlich der Untermalung durch die Keyboards sehr schade ist. Die ist größtenteils zwar nur punktuell und die Songs unterstützend, aber leider wirkt das streckenweise einfach viel zu dünn. Für die Zukunft gilt, hier noch mal nachzubessern.
Die Songs an sich sind für ein Deübt sehr gut gelungen. Solides Songwriting, klar und strukturiert auf den Punkt gebracht: Die Mischung aus Neunziger-Jahre-Black Metal mit starken Einflüssen der französischen Schule funktioniert einfach gut. Die sechs regulären Songs plus Intro und Outro fügen sich in ihren 34 Minuten zu einem festen Ganzen zusammen und sind gerade durch diese Kompaktheit ein gutes Beispiel dafür, dass der Trend hin zu etwas kürzeren Alben als in der Vergangenheit der richtige Weg ist, um ein Album spannend zu halten. So führt man mit dem Intro „Napoleon’s sword“ den unbedarften Hörer noch ziemlich in die Irre, da man eher an ganz alten Dungeon Synth erinnert, denn an straighten Black Metal. Das macht Spaß und lässt den Opener „Life escaping through the candle’s smoke“ richtig durchstarten.
Das bereits vorab vorgestellte „Forever faithful to the emperor“ erinnert in seiner Grundstruktur an ganz alte Emperor (ob das Wortspiel beabsichtigt war??) und lässt den Hörer sich das erste Mal vorstellen, wie das Album mit einer Produktion wie der der ersten Limbonic Art-Alben klingen würde. In der Band steckt Potential, so viel steht fest, denn die Keyboards versprühen hier viel Atmosphäre und machen den Track zu dem Höhepunkt des Albums.
Und nein, die Qualität lässt jetzt nicht plötzlich nach, sondern hält sich auf diesem Niveau, auch wenn man die Aggressivität nun doch noch ein wenig anzieht. „Catacombs beneath the castle of the Marquis“ und „Departure chandelier“ sind zwei nach vorne treibende Tracks, die keine Zeit zum Luft holen lassen und soviel Energie ausstrahlen, dass man einfach nicht anders kann als unwillkürlich immer mal wieder anerkennend zu nicken. „A sacrifice to the Corsica Antichrist“ und „Re-establish the black rule of France“ schliessen hier quasi den Kreis, da man nun zuweilen wieder etwas atmosphärischer und entspannter zu Werke geht. Mit dem wieder sehr Dungeon Synth-orientierten Outro „Exile on the jagged cliffs of Saint Helena“ verlässt man schließlich erhobenen Hauptes das Schlachtfeld und dies erweckt im Hörer den Wunsch, doch noch mal Play zu drücken.
Eines sollte nun klar sein: Bei allen Macken, die „Antichrist rise to power“ in Bezug auf den Sound hat, macht das Album vor allem eines: Spaß nämlich! Denn obwohl man so sehr um die 23 Jahre in der Vergangenheit lebt, hat man es ohne Weiteres geschafft, den Spirit nach 2019 zu transportieren, ohne antiquiert oder lächerlich zu wirken. Und lieber höre ich mir ein solches Album an, als irgendeinen glattgebügelten Scheiß oder undifferenziertes Rauschen der portugiesischen Schule. Wenn DEPARTURE CHANDELIER den Sprung hin zu etwas mehr Druck in der Produktion schaffen oder vollziehen, dann könnte hier ein neuer Klassiker entstehen. Denn der Enthusiamus, der aus jeder Note trieft, ist mir vor allem eines wert: nämlich die KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 7,5 / 10 Punkten
Ab dem 15.02.2019 steht das Album in den Läden, dann werden wohl auch Details zu den veröffentlichten Formaten bekannt, die wir natürlich direkt bei Release auch auf Black Salvation kommunizieren.
DEPARTURE CHANDELIER – Antichrist rise to power
Black Metal from Canada & USA
Nuclear War Now! Productions
Running time: 34:22 minutes
Release date: 15.02.2019 (all formats)
nuclearwarnowproductions.bandcamp.com
shop.nwnprod.com
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation