Zu den Bands im deutschen Black Metal, die innerhalb der letzten beiden Jahre durch die Decke gegangen sind, gehören zweifelsohne DAUþUZ, die 2016 mit „In finstrer Teufe“ eines der beeindruckensten Debüts vorlegten, die man hierzulande je gesehen hat. Nicht nur das textliche Konzept, das so weit ab von den üblichen Szene-Klischees ist, wie es nur sein kann, sondern vor allem die unbändige Spielfreude mit aggressiv nach vorne treibenden als auch melodischen Parts sorgten für reichlich Abwechslung und einen Spannungsbogen, der das Album auch nach -zig Durchläufen immer noch absolut hörenswert macht. Kein Wunder, dass alle Versionen des Albums rasend schnell vergriffen waren und selbst die erst noch in diesem Frühjahr erscheinende LP-Neupressung bereits nicht mehr erhältlich ist. So ist es kein Wunder, dass man voller Erwartungen auf den Nachfolger wartete. Im vergangenen Oktober erschien „Die Grubenmähre“ endlich und man durfte gespannt sein, ob man sich selbst treu geblieben war. Musikalisch gibt es keine großen Veränderungen. Man ist handwerklich noch ein wenig besser geworden und hat das Songwriting an kleineren Stellschrauben verbessert. Nach wie vor bildet das Album durch ein durchgehendes textliches Konzept eine Einheit, die auch musikalisch ihren Niederschlag findet.
Mit dem akkustischen Intro „Reminicere“ steigt man recht ruhig in die 49 Minuten ein, und das sogar recht stilvoll. Habe ich bei den meisten Intros dieser Art so meine Schwierigkeiten, so sind diese zwei Minuten eine mehr als nur stimmige Einleitung. Denn das Inferno, dass sich mit dem Opener „Extero metallum“ entlädt, ist der komplette Gegensatz zu den zunächst beschaulichen Klängen. Von der ersten Sekunde an mit einer unglaublichen Aggressivität rasend schnell nach vorne treibend, nur um alsbald das Tempo zu zügeln und den im Hintergrund stets präsenten Synths ein wenig mehr Raum gebend, baut man eine unfassbar dichte Soundwand auf. Das sich daran anschließende „Drachensee“ ist mit achteinhalb Minuten nicht nur der längste Track des Albums sondern durch die sehr geschickten Tempiwechsel auch mit einer der atmosphärischsten. Meist eher im oberen Midtempo angesiedelt und durch die sehr variablen Vocals (variabel für Black Metal-Verhältnisse) schon sehr intensiv, fügt man nach circa der Hälfte einen ruhigen Part ein, der sich langsam wieder bis zur vollen Intensität steigert. Ohne Scheiß: Ich hatte Gänsehaut! Vor allem, da man den Track mit demselben ruhigen Part beschließt, was eine Brücke baut zum kurzen Instrumental „Trinitatis“, was wieder eine nette akkustische Klampferei ist.
„Kerker der Ewigkeit“ nutzt die Stärken seiner Vorgänger und kann sie sogar noch ein wenig steigern. Wird man atmosphärisch an den Opener erinnert, ist es diesmal vor allem die Synth-Untermalung, die für Spannung sorgt. Das Händchen fürs Songwriting ist definitiv nicht verloren gegangen, das muss an dieser Stelle eigentlich auch der größte Banause erkennen. Mit „Dem Berg entrissen“ stellt man einen kleinen Hymnus an prominente Stelle in die Mitte des Albums. Die Leads sind stellenweise so melodisch und gleichzeitig eine Melancholie versprühend, dass es einem fast schon das Herz zusammenziehen möchte. Gerade wegen solch kleiner Akzente gelingt es der Band immer wieder, die Spannung auf dem Album aufrecht zu erhalten. Selbst ein Instumental wie das folgende „Crucis“ reißt nicht aus dem Albumfluss heraus, sondern dient lediglich als weiterer Brückenschlag zum zweiteiligen Titeltrack „Die Grubenmähre“. Diese 13 Minuten und 23 Sekunden sind das Beste, was sich das Duo je aus dem Ärmel geschüttelt hat. Der erste Teil, „In die Schwärze“, fügt dem Bekannten zwar keine neuen Elemente mehr hinzu, wirkt durch das Riffing allerdings deutlich intensiver als alle vorigen Tracks. Man hält es zwar kaum noch für möglich, aber Teil zwei, „Hoffnungstod“, setzt da noch einen drauf. Man nimmt das Tempo ein wenig zurück, erhält dadurch einen durchgehenden Midtempo-Track, der die Leads noch besser zur Geltung kommen lässt und fügt dem Ganzen noch mal ein Break hinzu wie im Opener und schon hat man das, was einem ’schönen‘ Track im Black Metal wohl am Nächsten kommt. Das Outro „Luciae“ untermalt mit seiner erneut auf der akkustischen Gitarre gespielten Melodie abschließend die letzten Zeilen von „Hoffnungstod“…
Was für ein Album! Da heißt es immer, der deutsche Black Metal hätte nichts Eigenständiges und es gibt durchaus Bands, denen man dies auch ohne Weiteres attestieren kann. DAUþUZ jedoch darf man schon jetzt gerne in eine Reihe mit Bands wie Nagelfar, Lunar Aurora oder Dark Fortress stellen, die alle auf ihre ganz eigene Weise Impulse setzen konnten. Alleine, dass man seinen textlichen Fokus auf historischen Bergbau legt, stellt die Band heraus und macht die Beschäftigung mit den Lyrics zu einer wahren Freude. Wenn man diesen hohen Standard halten kann, dürfte dem Duo noch Großes aufwarten. Ich jedenfalls bin restlos begeistert und würde mir solche Alben viel häufiger wünschen. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
„Die Grubenmähre“ könnt ihr entweder im Webshop des Labels oder aber auf deren Bandcamp-Seite käuflich erwerben, entweder als CD oder (noch) als limitiertes A5-Digibook. Sämtliche LP-Versionen waren bereits vor der regulären Veröffentlichung dank Preorder ausverkauft. Da dieses Album ebenfalls sehr gut ankommt, solltet ihr euch beeilen, denn sonst könnt ihr es bald nur noch digital erwerben.
DAUþUZ – Die Grubenmähre
Black Metal from Germany
Label / Distribution: Naturmacht Productions (CD, LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 49:04 minutes
Release date: 28.10.2017
Vielen Dank für die gelungene Rezension! Als kleine Anmerkung will ich nur kurz bemerken, daß wir bisher in keinem Lied einen Synthesizer oder ein Keyboard verwendet haben. Das sind nur Gitarren und chorale Gesänge mit einer Portion Hall aus der finstren Teufe. Beste Grüße Syderyth
Das rechtfertigt die Wertung nur noch mehr! Vielen Dank für die Anmerkung… 🙂