Disclaimer:
Wer von Anfang an auf Black Salvation dabei ist, weiß, dass WATAIN die Band ist, die mir musikalisch und emotional am nächsten steht und dass ich dieses Review daher nur bedingt objektiv gestalten kann, was ich in der Vergangenheit zumindest versucht habe. Ich werde das Folgende daher einfach aus mir heraus fließen und den Moment für sich sprechen lassen. Da ich diesen Release zudem zum Anlass nehme, in den nächsten zehn bis vierzehn Tagen mal wieder ein persönliches Bandspecial über die für mich in den letzten 15 Jahren so wichtige Band zu veröffentlichen, lege ich den Fokus nur auf das aktuelle Album.
Weit über vier Jahre hat es gedauert, bis in Form von „Trident wolf eclipse“ das sechste Studioalbum der schwedischen Black Metal-Legende WATAIN nun endlich veröffentlicht wurde. Und die Warterei hat sich definitiv mehr als gelohnt. Zwar brachte man seit dem umstrittenen Vorgänger von 2014, „The wild hunt“, die eine oder andere Veröffentlichung unter das Volk; so recht konnte man damit die Lust auf einen vollwertigen Longplayer aber nicht befriedigen. Lediglich die „Tonight we raise our cups and toast in angels blood: A tribute to Bathory“-LP aus dem Februar 2015 war so etwas wie ein Ersatz.
Und was für ein Album da nun vor mir liegt! Obwohl ich bei jeder noch so kleinen WATAIN-Veröffentlichung das Sabbern kriege (sehr ladylike), habe ich seit „Lawless darkness“ auf nichts so sehr gewartet, wie auf auf „Trident wolf eclipse“. Sicher, ich halte „The wild hunt“ auch heute noch für ein gutes Album, das zum damaligen Zeitpunkt ganz einfach das Wesen der Band (besonders natürlich Eriks) reflektierte. Aber nicht wenige sagten, dass es besser gewesen wäre, wieder mehr in Richtung „Sworn to the dark“ zu gehen. Es soll sogar Leute geben, denen selbst schon „Lawless darkness“ zu anspruchsvoll war. Dabei ist gerade „Waters of Ain“ der wohl beste Track von WATAIN ever…
Aber um es gleich zu bestätigen: Ja, man ist mit „Trident wolf eclipse“ wieder zurück gegangen. Ich wage sogar zu behaupten, dass es mehr von „Casus Luciferi“ sowie „Sworn to the dark“ in sich vereint, als von den beiden unmittelbaren Nachfolgern. Das ist jetzt natürlich sehr subjektiv, aber dass ich diesen Ansatz für das Review wähle, erwähnte ich weiter oben. Mit dem bereits von der gleichnamigen 7″ bekannten Opener „Nuclear alchemy“ steigt man so furios ein, wie seit „Sworn to the dark“ nicht mehr. Mit einer wahren High-Speed-Attacke legt man los, nur um eines der besten Breaks hinzulegen, die man je in einem WATAIN-Song gehört hat. Der folgende Midtempo-Part sowie das sich wieder überschlagende Finale verwandeln diese insgesamt drei Minuten zu purer schwarzer Magie. Dass man trotz aller Kompromisslosigkeit nichts von seinem Abwechlsungsreichtum eingebüßt hat, beweist man im Anschluss mit „Sacred damnation“, das vor einigen Wochen ebenfalls schon als Lyric-Video vorgestellt wurde und in diesen ersten Minuten bereits einen Höhepunkt darstellt. Nicht ganz so aggressiv wie der Opener, aber nichtsdestotrotz intensiv wie die Hölle spielt man die größte Stärke als Band aus: Die Fähigkeit, in vier-einhalb Minuten so viele Elemente miteinander zu verbinden und daraus ein schlüssiges Ganzes zu machen. Die Tempiwechsel funktionieren hervorragend und der Track ist einfach nur pure Atmosphäre!
„Teufelsreich“ nimmt für WATAIN-Verhältnisse beinahe alles Tempo zu Beginnn raus. Dass man lyrisch und musikalisch stets eine Einheit bildet, wird auch hier wieder deutlich. Ein komplett durchgeblasteter Song wäre der Thematik definitiv nicht gerecht geworden. Und selbst wenn auch hier das Tempo einmal anzieht, so doch nur in den textfreien Momenten. Ganz groß! Höhepunkt Nummer Zwei! Das komplette Gegenstück dazu bildet „Furor diabolicus“: Mal legt zunächst wieder verdammt schnell los, nur um nach und nach das Tempo herauszunehmen. Zum Ende hin das Break und der Furor wird in einer Musik gewordenen Eruption wieder entfesselt!
Als das Eröffnungsriff zu „A throne below“ beginnt, war mein erster Gedanke ‚oh, ein verschütt‘ gegangener Mayhem-Song von ’94…‘. Und wären nicht Erik’s Vocals sowie die für WATAIN so typischen Breaks, bliebe die Illusion noch eine ganze Weile erhalten. Genau diese Songstrukturen sind es, die WATAIN seit Beginn immer wieder für mich vereinnahmen und die den Track zu Höhepunkt Nummer Drei machen. Die ersten vier Tracks waren ja schon verdammt stark; mit diesem spielt sich das Album endgültig in meine Seele. Der nächste Schlachtruf „Ultra (Pandemoniac)“ lässt auch nicht lange auf sich warten. Richtig gut ist das leicht breaklastige (!) Drumming im ersten Drittel. Die Schweden haben einfach so viel Selbstvertrauen, dass sie sich das auch einfach mal erlauben können. Tempomäßig bleibt man in „Towards the sanctuary“ wieder im oberen Midtempo hängen, was WATAIN, wie ich persönlich finde, am stärksten repräsentiert. Fantastische Gitarrenleads, ein generell spannender Songaufbau und einer der Tracks auf dem Album, die durchaus einmal ganz, ganz groß werden könnten! Und schon ist man beim regulären Album-Closer „The fire of power“. Man nimmt die Atmosphäre des vorigen Tracks mit und fügt dem Ganzen noch einen guten Schuss Bathory aus ihrer Viking-Phase hinzu und macht mit diesen beiden weiteren Höhepunkten „Trident wolf eclipse“ nun endgültig zum nächsten unverzichtbaren Album in der Discographie.
Die Digipack-Version sowie die CD-Version der Limited Deluxe Edition Box haben noch einen Bonustrack spendiert bekommen: „Antikrists mirakel“. Im Grunde genommen ein Instrumental, dem im Hintergrund noch eine lange Spoken-word-Passage beigemischt wurde. Sehr spannend und vor allem durch das sehr langsame Tempo äußerst intensiv. Unabhängig davon, ob nun mit diesem Track oder mit „The fire of power“ das Album beschlossen wird: Besser hätte man es auf keinen Fall machen können!
Was bleibt also noch großartig zu sagen? Die Produktion ist rau und brutal, aber differenziert (lediglich die Bassdrum klickert ab und an etwas zu aufdringlich für meinen Geschmack), instrumental spielt man sich komplett in einen Rausch und Erik ist mit seinen Vocals der Derwisch wie eh und je. Das Album ist abwechslungsreich und hat trotz aller Bezüge zu älteren Alben etwas absolut Eigenständiges vorzuweisen. Es ist brutal, okkult und erfüllt von schwärzester Finsternis, an die keine andere Band herankommt. Mit seinen 34 Minuten Spielzeit (in der Standard-Ausführung) ist es zwar das kürzeste Album in der Bandgeschichte. Aber: Für solch ein Album ist diese Spielzeit genau richtig! Um es in wenigen Worten zu sagen: „Trident wolf eclipse“ ist das ‚Reign in blood‘ des Black Metal! ABSOLUT ESSENTIELL!!! +++ 9,5 / 10 Punkten
Da das Album bei allen einschlägigen Mailordern erhältlich ist, setze ich diesmal nur noch den Link zum Shop des Labels Century Media Records, wo eine nur dort erhältliche, limitierte LP-Version in transparentem Petrolgrün erhältlich ist. Die erhältlichen Formate sind:
– CD im Standard-Jewelcase
– CD im limitierten Digipack
– LP in schwarzem Vinyl
– auf 500 Exemplare limitierte Picture-Disc
– Limited Edition Deluxe CD / LP Box; limitiert auf 3.000 Exemplare
WATAIN – Trident wolf eclipse
Black Metal from Sweden
Label / Distribution: Century Media Records (all formats)
Running time: 34:43 minutes (regular editon) / 41:52 minutes (limited editions)
Release date: 05.01.2018 (all formats)