Der Prophet gilt immer am wenigsten im eigenen Land: So ist es kein Wunder, dass ein großer Teil der Black-Metal-Gemeinde derzeit gespannt auf das neue Watain-Album wartet (so wie es ausschaut, jedoch zu Recht), obwohl gerade mit „Devil, Stone & Man“ das vierte Album der Rheinland-Pfälzer CHAOS INVOCATION erschienen ist. Stilistisch ist man bekanntlich gar nicht mal so weit voneinander entfernt und auch qualitativ steht man am oberen Ende der Skala. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass man zusammen mit Ascension die Speerspitze im heimischen Black Metal bildet. Halten wir die Vorrede daher so knapp wie möglich und stürzen uns mit Feuereifer in das Album selbst!
Zunächst sticht natürlich der sehr prägnante, klare wie düstere Sound hervor. Den verantwortet diesmal V. Santura, der erneut ein hochklassiges Ergebnis abgeliefert hat. Wuchtig und mit viel Druck ballern die neun Songs aus den Boxen und hinterlassen nichts als verwüstete Erde. Und ich bleibe dabei: Erstklassige Musik lebt nicht nur von exzellentem Songwriting, sondern entfaltet seine Wirkung nicht zuletzt durch eine ebenso starke Produktion.
Was auch direkt der eröffnende Doppelschlag aus „Strike of the Dominator’s Fist“ und „A Stranger’s Pale Hand“ demonstriert: So bricht der Opener im rasenden Tempo hervor, nur um dieses gleich darauf unmerklich und fließend in leicht kontrolliertere Regionen zu senken. Dieser Übergang fällt dabei auch nicht sofort auf, sondern erschließt sich erst mit dem zweiten oder dritten Durchlauf. Auch das folgende Stück ist in seiner Geschwindigkeit sehr variabel gestaltet und begeistert vor allem mit seinen Leads, die näher als jemals zuvor puren Heavy Metal atmen, ohne dabei in klassische Metal-Gewässer zu driften. Mit „Diabolical Hammer“ sinkt man zunächst ins Downtempo hinab und entfaltet damit wahre Bösartigkeit, die auch nichts von ihrem Biss verliert, sobald die Band im letzten Drittel die Geschwindigkeit wieder ordentlich anzieht. Generell strotzt das Songwriting nur so vor Abwechslung: Egal, ob man sich gemäßigt und melodisch gibt wie in „Odonata Fields“, in „Where We Have Take the Cross“ purer Aggression ihren Lauf lässt oder in „Triple Fire“ gar ein klein wenig mit cleanen Vocals arbeitet – an erster Stelle steht immer die Songdienlichkeit des jeweiligen Elements. Das hebt Album und Künstler nicht nur von der Masse an stumpf vor sich hinballernden Truppen oder „trven“ Underground-Fetischisten ab, sondern zeigt vor allem, dass sich musikalisches Verständnis und Underground-Spirit nicht ausschließen. „Curses Upon You“ und „The Revolting Abyss“ machen den Sack mit derselben Intensität schließlich zu und wecken zugleich den Wunsch, dem Album einen weiteren Durchlauf zu gönnen. Das Akustik-Outro „Sacrifices“ ist da nur noch der nötige Ruhepol – sowohl um den vorangegangenen Sturm zu beruhigen, als auch um ihn ein weiteres mal anzufachen…
Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals dem neuen Release einer anderen Black Metal-Band als Watain oder Kampfar so hibbelig entgegenfiebern würde, wie dies in den letzten Wochen bei CHAOS INVOCATION nun geschehen ist. Doch genau dies war der Fall – und zwar vom ersten Höreindruck der Promo an. Denn „Devil, Stone & Man“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man ausgereiftes Songwriting mit einer starken Produktion verbindet und sich dabei weder seiner Wildheit noch seinem Underground-Spirit entledigen muss. Definitiv eines der wichtigsten Black Metal-Alben in diesem Jahr! Ich bin extrem begeistert!! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Erschienen ist „Devil, Stone & Man“ am 24.03.2022 via W.T.C. Productions als Digipack-CD, 12″-LP, Tape sowie digital.
CHAOS INVOCATION – Devil, Stone & Man
Black Metal from Germany
W.T.C. Productions
Running time: 44:14 minutes
Release date: March, 24th, 2022 (all formats)
W.T.C. Productions Webshop
W.T.C. Productions Facebook
Chaos Invocation Bandcamp
Chaos Invocation Facebook
Review © 2022 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation