Review: ANTE-INFERNO – Fane

ANTE-INFERNO – Fane // © 2020 Vendetta Records / Ante-Inferno

Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob es „den einen“ Sound im UK-Black Metal gibt, der ihn eindeutig als solchen identifiziert. Die einen sagen ja, ich sage nein. Im Jahre 2021 von einem landestypischen Stil zu sprechen, kommt mir dann doch sehr anachronistisch vor. Natürlich, auch Bands aus dem UK haben Erkennungsmerkmale; zum Beispiel versprühen viele Bands eine ganz eigene Atmosphäre gerade in den Leads. Die meisten Bands holen sich ihre Einflüsse eben aus den unterschiedlichsten Richtungen und im Idealfall entsteht daraus etwas Neues und Frisches, dass durchaus seine Wurzeln zu erkennen gibt, aber nicht als bloße Kopie abgetan werden kann. ANTE-INFERNO aus Scarborough (England) sind ein solcher Fall, wie das im vergangenen Jahr erschienene Debüt „Fane“ zeigt.

Beim eröffnenden Titeltrack hebt man sich direkt von der üblichen Konkurrenz ab, ist dieser doch lediglich ein tribalistisches Intro, das immerhin schon das Hauptriff für den Opener „Oath“ vorgibt. Dieser ist dann eine extrem nach vorne treibende Mischung aus atmospährischem und meldodischem Black Metal finnischer Schule, jedoch ohne deren melancholischen Unterton. Na gut, diesen spürt man zwar hier und da, allerdings geht man für meine Begriffe dann doch deutlich aggresiver und auch verpielter zu Werke. Dafür spricht, dass man im zweiten Drittel des Zehnminüters das Tempo komplett herausnimmt und statt dessen relativ zurückhaltend agiert, nur um dem starken Schlusspart wieder mit mehr Energie zu begegnen. Bemerkenswert ist, wie gut die Band es versteht, diese Parts flüssig ineinander übergehen zu lassen, ohne dass man dafür ein Break benötigt. Sehr schönes Songwriting!

„Passing“ ist da allerdings wesentlich direkter: Zu Beginn weniger direkte Melodien, mehr ursprünglicher Black Metal und das Ganze mit unverschämt hohem Tempo dargeboten, fühlt sich der melodischere Mittelteil sehr schlüssig und natürlich an. Auch, dass man instrumental mehr als nur fit ist, verdeutlicht der kurze breaklastige Einschub kurz vor Ende des Tracks. In „Return“ dreht man wieder ein wenig in Richtung melodischer Leadriffs; das mag sich auf den ersten Blick nicht sonderlich abwechslungsreich lesen – das täuscht jedoch. Betrachtet man das Album als Ganzes, dann fällt auf, wie gut sich die einzelnenTeile zusammenfügen. Würde man die kurzen Pausen zwischen den Tracks eliminieren, dann klänge das Ergebnis wie ein einziger, großer Song. Und dafür müssten sich die meisten Bands wohl extrem querlegen, um dahin zu kommen. Und nicht nur die finnischen Einflüsse kommen zum Tragen, auch der kalte, norwegische Sound in seinen menschenverachtensten Phasen wird eingebunden.

Mit dem akustischen Interludium „Absence“ baut man einen Ruhepol vor dem Schlussdoppel ein, so dass man als Hörer kurz Luft holen kann, bevor das Gewitter in Form von „Worship“ wieder über einen hereinbricht. Und in dieses steigt man mit einem der aggressivsten Parts auf dem Album ein, das jetzt wirklich nicht gerade zartbeseitet mit den Ohren der Hörerschaft umgeht. Der Albumcloser „Fragments“ führt abschließend noch einmal vor Augen, wie gut sich Aggression, Melodien und dazu passendes starkes Songwriting zu einem spannendes Album bilden können. Da ist es auch eher unwichtig, dass manche Einflüsse hier und da vielleicht zu präsent sind. Im Endeffekt zählt das Endergebnis. Und das macht verdammt viel Spaß!

Man möge es mir nachsehen, dass ich in der Einleitung einen typischen UK-Sound im Black Metal verneinte. Mir ist natürlich bewusst, dass viele Bands aus dem vereinigten Königreich einzigartig klingen und durch gotische oder folkloristische Elemente den Black Metal an sich auch ein Stück weit erweiterten. Allerdings finden sich diese Stilmittel eben auch in anderen Szenen, so dass es schwierig fällt, von einem sofort erkennbaren „englischen Sound“ zu sprechen. Jedoch – und damit widerspreche ich mir sogar ein Stück weit selbst – sind UK-Bands oftmals wesentlich aggressiver und kompromissloser, was selbst einem doch sehr melodischen Album wie „Fane“ zugute kommt. Ähnliche Melodieführungen mag man schon oft gehört haben, jedoch fehlen diesen oftmals der nötige Biss. Und da kommen ANTE-INFERNO ins Spiel, die genau diesen Makel beheben und mit hoher Spielfreude, tollem Songwriting und mächtig viel Wut einen sehr starken Release auf die willige Meute losgelassen haben. Wenn man in Zukunft noch ein wenig eigenständiger wird, dann steht auch einer größeren Bekanntheit in der Szene nichts mehr im Wege. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten

Ursprünglich erschienen ist „Fane“ am 01. Mai 2020; in England via UKEM Records und den Staaten auf Life After Death. Vendetta Records veröffentlichten das Album hierzulande am 29.11.2020 als CD, 12″-LP sowie digital. Das schwarze Vinyl ist immer noch zu haben, ebenso wie die CD-Pressung.

ANTE-INFERNO // © 2020 Ante-Inferno

ANTE-INFERNO – Fane
Black Metal from the United Kingdom
Vendetta Records
Running time: 38:56 minutes
Release date: May 1st, 2020 (CD, LP, Tape, digital (UKEM Records / UK) / Tape, digital (Life After Death / USA)) / November 29th, 2020 (CD, LP, digital (Vendetta Records))

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Review © 2021 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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