Vier Jahre müssen wir nun schon auf neues Material von Forteresse warten, eine DER kanadischen Black-Metal-Bands und Namensgeber für ein ganzes Untergenre, Métal noir québécois. Um jedoch nicht ganz auf dem Trockenen zu sitzen, gibt es in Kürze zumindest schon mal das Debüt von SERMENT zu hören, dem neuen Nebenschauplatz von Moribond, Gitarrist bei Forteresse. Wirklich vergleichen lassen sich beide Projekte allerdings nicht, da „Chante, ô flamme de la liberté“ doch um einiges roher und symphonischer im Sound ist als der große Bruder. Aber nicht nur deswegen stürzen wir uns jetzt voller Enthusiasmus in das Album, schließlich ist es ja fast eine liebgewonnene Verpflichtung, sich neuen Veröffentlichungen aus der für mich spannendsten Szene zu widmen.
Los geht es mit dem Intro „Ouverture“, einem sich langsam aufbauenden, sphärischen Track, unterlegt von Windgeräuschen, die die winterliche und raue Atmosphäre des Covers sehr gut einfangen, bevor man nahtlos in den Opener „Sonne, le glas funèbre“ einsteigt. Und der ist trotz des schon oben angesprochenen sehr rohen Sounds richtig atmosphärisch, stehen die symphonischen Synths doch zentral im Songwriting. Zwar könnte man es durchaus schade finden, dass somit ein ziemlich undifferenziertes Soundbild entsteht, schließlich ist man Raw Black Metal aus Quebec nicht gerade gewohnt. Führt man sich jedoch vor Augen, dass es hier nicht um den rohen Sound an sich geht, sondern man vielmehr das Konzept eines Pakts mit dem Teufel und die Suche nach einem verlorenen Erbe, alles vor der Kulisse Quebecs, vertont, nimmt die ganze Sache gleich ganz andere Formen an. Und spätestens, wenn im folgenden „Par-delà collines et rivières“ die Synths herzergreifende Melodien anstimmen, die einen so krassen wie wunderschönen Kontrast zum rohen Rest darstellen, ist jegliche Kritik eh Makulatur. Alleine schon die Visionen winterlicher, bergiger Landschaften, die vor dem inneren Auge beschworen werden, führen zu einem gänzlich anderen Eindruck. Das symphonische Gewand passt daher perfekt, um einem im Kern recht aggressiven Track wie „Flamme hivernale“ die nötige Erhabenheit zu verpassen. Die zieht sich im Grunde auch durch das komplette Album, so dass die sehr weit in den Hintergrund gemischten Vocals eher als Untermalung dienen. „Avant que ne meure la gloire“ sowie „Hymne pour la patrie“ (schwieriger Titel hierzulande, ich weiß) bilden schließlich ein grandioses Schlussdoppel durch die unbändige Energie und Leidenschaft, die beiden Tracks innewohnt. Besonders letzterer als Schlusstrack und Outro, das ausschließlich symphonisch instrumentiert ist, und sphärisch und getragen aus dem Album herausleitet.
Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment leicht irritiert vom Sound auf „Chante, ô flamme de la liberté“ war, kam mir der doch für Quebecer Verhältnisse zu roh vor. Doch mit der Zeit blendet man das einfach aus, schließlich ist die symphonische Komponente so dominant, dass der Rest dagegen eher schmückendes Beiwerk ist. Natürlich ist auch dieses sehr ausgefeilt, so dass die 40 Minuten sehr rauen, aber ausgezeichneten Symphonic Black Metal der alten Zeit beinhalten, die man sich nicht entgehen lassen sollten. Chapeau, SERMENT! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Schon jetzt kann man sich das Album im Webshop des Labels vorbestellen. Erhältlich sein wird es als CD sowie digital. Am Releasetag gibt es alle Infos noch einmal gebündelt auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
SERMENT – Chante, ô flamme de la liberté
Black Metal from Quebec, Canada
Sepulchral Productions
Running time: 40:44 minutes
Release date: June 24th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation