Ein Album, dass ich in den letzten beiden Jahren immer mal wieder aufgelegt habe, ist das Debüt der Pariser ACEDIA MUNDI, „Speculum humanae salvationis“, dem ich Anfang 2018 eine Wertung von 8,5 Punkten verpasste. Die sind auch heute noch voll gerechtfertigt, so dass ich mich sehr freue, dass gerade eine neue EP erschienen ist: „Selfhatred.Addiction“ ist diese betitelt und ist mit seinen zwei neuen Songs sowie zwei Coverversionen quasi der nachzüglerische, garstige kleine Bruder zum Album, das ja nun auch schon wieder drei Jahre alt ist.
So sind die beiden neuen Tracks „Nemo me impune lacessit (I will kill you)“ und „Dic(k)hter“ zwei fordernde Titel, die sich trotz ihrer Aggressivität nicht gleich beim ersten Durchlauf erschließen. Die leichten Dissonanzen im Riffing, die Tempiwechsel sowie der immer noch schön rohe, aber differenzierte Sound benötigen ihre Zeit, bis sich die Songstrukturen im Hirn festfräsen. Dann öffnet sich jedoch eine Black-Metal-EP, die nicht nur sehr abwechslungsreich arrangiert ist, sondern vor allen Dingen aufzeigt, wie man modernen und rohen Black Metal zeitgemäß interpretiert, ohne dabei Kompromisse einzugehen.
Die beiden heimlichen Sahnehäubchen sind allerdings die beiden Coverversionen, zum einen „666 (Hohelied der Wiedererweckung)“ der Kult-Truppe Katharsis, zum anderen „I wanna be your dog“ von The Stooges. Zu ersterem muss man wohl nicht mehr viel sagen, haben die Zwickauer anno 2000 mit „666“ doch eines der besten Alben im heimischen Black Metal auf Band gerotzt. ACEDIA MUNDI’s Version des Titeltracks fängt den Spirit wirklich gut ein, natürlich ohne die ursprüngliche Räudigkeit zu erreichen. Jedoch ist das kein Makel, böllert diese Version doch beinahe ebenbürtig aus den Boxen. Großartig! Daass sich Punk auch gut im Black Metal macht, wissen wir ja nicht erst seit Darkthrone oder Carpathian Forest; dass sich jedoch auch The Stooges in Black Metal Punk verwandeln lassen, ist mir neu. Nichtsdestotrotz ist auch dieses Cover schön räudig und angepisst und macht schlicht und einfach Spaß. So darf man eine EP gerne beenden!
Ich mag EPs: So sind sie nicht nur eine Möglichkeit, die Band aktuell zu verorten oder älteres Material aufzubereiten, sondern können auch Songs abseits des üblichen Bandkosmos einfangen, die man nicht auf die Alben packen kann oder will. ACEDIA MUNDI haben mit „Selfhatred.Addiction“ ein Paradebeispiel abgelierfert, wie man 19 Minuten extrem gut nutzen kann: Zwei hervorragende neue Songs und zwei starke Coverversionen bieten einen Überblick zum momentanen Stand der Band sowie deren Einflüsse und sind besonders ob des rohen und abwechslungsreichen Songwritings wegen jedem Hörer zu empfehlen, dem purer Black Metal – ob nun klassisch oder zeitgemäß – sein Ein und Alles ist. Denn eines sollte man nicht vergessen: Die Franzosen verbinden beides sehr sinnig, ohne sich irgendwo anzupassen. Und das gefällt zumindest mir äußerst gut! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Erhältlich ist die EP im Webshop des Labels als auf 200 Exemplare limitierte CD und als Tape, limitiert auf 100 Exemplare. Digital kann man die EP via Bandcamp erwerben.
ACEDIA MUNDI – Selfhatred.Addiction
Black Metal from France
MusikÖ_Eye
Running time: 19:08 minutes
Release date: May 5th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation