ULCERATE – Stare into death and be still

ULCERATE – Stare into death and be still // © 2020 Debemur Morti Productions / Ulcerate

Technischer und ziemlich anspruchsvoller Death Metal ist ja nichts, was sich bisher auf Black Salvation findet. So habe ich Ende 2018, Anfang 2019 auch davon abgesehen, Reviews der damals gerade aktuellen Scheiben von Sulphur Aeon und Chapel of Disease zu veröffentlichen, obwohl sie vorbereitet waren. Ich hatte das Gefühl, dass sie weder thematisch zur Seite passen, noch dass ich dem hohen musikalischen Anspruch der Musik mit meinem Schreibstil wirklich entsprechen könnte. Seitdem ist jedoch einiges passiert, was mich in diesem Denken hat schwanken lassen. Nicht nur finden sich hier mittlerweile Rezensionen aus dem Speed-, Thrash-, Doom- und klassischen Metal, auch meine eigene Herangehensweise an Musik generell hat sich verändert, so dass die Aufnahmebereitschaft und auch der Wille zur Analyse komplexerer Songstrukturen gewachsen sind. Wer jetzt denkt, ich würde auswimpen oder richtig abgefahrene progressive Sachen reviewen, den kann ich beruhigen: Eine gewisse Düsternis im Sound muss stets gegeben sein, damit ich Musik aus dieser Sparte überhaupt interessant finde (was nicht bedeutet, dass ich abseits dieser Plattform keinen Progressive Metal höre; ich liebe zum Beispiel die ersten drei Fates-Warning-Platten sowie alles von Psychotic Waltz abgöttisch). Die Neuseeländer ULCERATE passen daher wie die Faust aufs Auge, was man nicht nur am aktuellen Label Debemur Morti festmachen kann, auch der erste Höreindruck des in Kürze erscheinenden, sechsten Album „Stare into death and be still“ festigt dies.

Eines muss man unbedingt mitbringen, und das ist Zeit. Denn so leicht das Album auch ins Ohr läuft, ist dies dennoch ein Trugschluss. Die Riffs sind komplex und verschachtelt aufgebaut, so dass sich viele der Songstrukturen erst nach einem guten halben Dutzend Durchläufen langsam entschlüsseln lassen. Hinzu kommen die zwar nicht bis zum Äußersten ausgereizten, aber extrem anspruchsvollen Drumpatterns, hinter deren Rhythmiken (sofern diese vorhanden sind) man auch erst einmal steigen muss. Unterlegt von genretypisch halbwegs gut verständlichen Vocals ergibt dies in der Summe ein unglaublich dichtes Songwriting, das niemals in übermäßige Frickeleien ausartet (Solos sucht man hier vergeblich), sondern seine Komplexität hinter einer dicken Atmosphäre versteckt. Auch die Produktion steht dem in nichts nach, ist diese doch weniger klar als bei vielen anderen Vertretern im technischen Bereich. Was nicht heißen soll, dass hier ein Soundbrei zu erwarten wäre. Auch „Stare into death and be still“ wabert nicht einfach so vor sich her, sondern bietet jedem Instrument genau den Raum, den es benötigt. „Kompakt“ trifft es da wohl ganz gut. Auf der anderen Seite ist man zwar immer mal wieder versucht, sich ein etwas strukturierteres Soundbild zu wünschen – dann kommt ein Break mit minimaler Instrumentierung, was beinahe Funeral-Doom-würdig wäre und der Wunsch ist vergessen. Trotz – oder gerade wegen der Mischung aus halbwegs leichtem Zugang und intensivem Zuhören entwickeln die Songs nach einer gewissen Zeit eine wahrliche Sogwirkung, die man in diesem Bereich nicht allzu oft zu hören bekommt.

In einem Interview im aktuellen Deaf Forever sagt die Band, dass sie die Bezeichnung Technical Death Metal gar nicht so sehr mag. Wenn man sich mit „Stare into death and be still“ über längere Zeit beschäftigt (und im Idealfall auch mit dem Backkatalog), versteht man das. Denn nicht das unbestreitbare musikalische Können wird bei ULCERATE in den Mittelpunkt gerückt, sondern über allem steht in erster Linie ein schlüssiges und dabei düsteres Songwriting. Und das ist auch gut so, denn so bekommen die Songs in der guten Stunde Spielzeit die nötige Luft zum Atmen und lassen ein Death-Metal-Album entstehen, das zwar nichts für die Stumpf-ist-Trumpf-Fraktion ist, aber allen anderen Hörern mit ein wenig Zeit sehr gut reinlaufen wird. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten

Wer sich das Album schon jetzt sichern möchte, kann dies entweder im Webshop des Labels oder über dessen Bandcamp-Page tun. Erhältlich sein wird das Album als Digipack-CD, digital sowie als 12″-Doppel-LP im Gatefold auf schwarzem Vinyl. Am Releasetag wird es alle Infos dazu noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation geben.

ULCERATE // © 2020 Ulcerate

ULCERATE – Stare into death and be still
Technical Death Metal from New Zealand
Debemur Morti Productions
Running time: 58:23 minutes
Release date: April 24th, 2020 (all formats)

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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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