Selbst sporadischen Besuchern dieser Seite dürfte schon aufgefallen sein, dass mir Bands aus dem einen oder anderen Landstrich mehr zusagen als andere. Vor allen Dingen Québec, Frankreich und Griechenland haben es mir angetan (in fast dieser Reihenfolge), so dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis ich mir die erste EP der Athener YOTH IRIA vornehme. Und da die Truppe aus Magus Wampyr Daoloth (Necromantia, Thou Art Lord, zig anderes) und Jim Mutilatör (Medieval Demon, ex-Rotting Christ) besteht, bedarf es hier auch keiner großen Vorrede mehr, da die beiden in der dortigen Szene quasi Legenden-Status genießen und generell jedem Black-Metal-Fan etwas sagen sollten, der sich länger als fünf Minuten mit den Südländern beschäftigt.
Die drei Tracks auf „Under his sway“ laufen überraschenderweise extrem eingängig ins Ohr, beim ersten Durchlauf macht sich sogar ein wenig Beliebigkeit breit. Das täuscht jedoch (ansonsten würde es das Review hier schließlich nicht geben): Denn obwohl man durchaus an aktuellere Rotting Christ erinnert (besonders der Opener und Titeltrack „Under his sway“ ist ein perfektes Beispiel dafür), ist besonders das melodische und relativ clean angezerrte Riffing mit seinen schönen, ebenso melodischen Leads ein absoluter Volltreffer, der nur noch durch das eher klassische Metal-Solo getoppt wird. Somit ist dies düsterer, epischer Heavy Metal mit einem Black-Metal-Fundament, das sich an dem ureigenen griechischen Stil orientiert – und das ist verdammt gut so, da man beim folgenden „Sid ed Djinn“ stellenweise ordentlich die Axt kreisen lässt und einen Midtempo-Brecher auf den Hörer niederschmettert, der es in sich hat. Die arabischen Elemente sind dabei das Tüpfelchen auf dem i; zwar nicht sonderlich neu für das Genre, aber so harmonisch eingebaut, dass die Wechsel im Tempo und die sich ständig im Fluß befindliche Atmosphäre von düsteren Passagen zu fast schon erhabenen weiblichen Gastvocals eine wohltuende Gänsehaut verursachen.
Mit dem Rotting-Christ-Cover „Visions of the dead lovers“ knüpft man abschließend an die Vergangenheit an und stellt somit unter Beweis, wie zeitlos vieles aus dieser Zeit bereits vor gut 25 Jahren war.
Ich mag dieses Gefühl, wenn sich etwas, dass man zunächst als ganz okay abgetan hat, sich schließlich als sehr wertiger Release entpuppt. YOTH IRIA haben mit „Under his sway“ definitiv eine EP vorgelegt, die die volle Aufmerksamkeit der Szene verdient – und zwar unabhängig von den Mitwirkenden. Schließlich kommt man gerade in Bezug auf die Einzigartigkeit im Sound der griechischen Bands schnell in Versuchung, Referenzen zu den Originatoren zu suchen (auch ich bin davon nicht frei, wie man dem einen oder anderen Review entnehmen kann). Die große Kunst ist es jedoch, aus diesen Stilelementen stets etwas Neues zu kreieren, dass den Hörer früher oder später packt und ihn bzw. sie unweigerlich in den Bann schlägt. Dies gelingt hier vorzüglich und ich für meinen Teil bin schon extrem gespannt darauf, was wir von dieser Truppe noch erwarten dürfen. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Erhältlich ist die EP auf digitalem Wege via Bandcamp bzw. im Webshop von Repulsive Echo Records als MC und 10″-LP sowie bei Cult Never Dies als CD.
YOTH IRIA – Under his sway
Black Metal from Greece
Repulsive Echo Records (Digital, Tape & Vinyl) / Cult Never Dies (CD)
Running time: 17:18 minutes
Release date: January 13th, 2020 (digital) / March 1st, 2020 (CD & Tape) / March 13th, 2020 (Vinyl)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation