Mit australischem Black Metal asoziiert man auch heutzutage immer noch am ehesten Bands in der Nachfolge von Sadistik Execution oder Bestial Warlust: ungestümer, roher, wilder Black Metal mit zahlreichen Anleihen aus Death und Thrash. Natürlich ist das auch irgendwo Klischee, denn Down Under tummeln sich ebenso Bands aus dem Melodic Black Metal, dem Symphonic-Bereich oder auch der schwedischen Schule, die Anfang der Nuller Jahre den Black Metal zurück in den Underground führte. Die aus Melbourne stammenden ORDER OF ORIAS nun haben sich unverkennbar letzteren Weg auf ihre schwarzen Flaggen geschrieben und können in den bisher 11 Jahren Bandgeschichte auf eine Demo, eine EP, ihr 2011 erschienenes Debüt „Inverse“ sowie eine Split zurückblicken, die qualitativ alle ganz weit oben anzusiedeln sind. Mit „Ablaze“ steht nun das Zweitwerk in den Startlöchern – und ob dieses das bisherige Niveau halten kann, klären wir im Folgenden.
Um das Fazit ein wenig vorwegzunehmen: Aber hallo! Nicht nur ist der Sound um einiges kraftvoller als noch auf „Inverse“, auch geht man eine ganze Ecke zackiger zu Werke. So ist der Opener „Blood to dust“ eine Midtempo-Granate ohnegleichen, die sofort klar macht, dass hier alles andere als Dilletanten zugange sind. Der eingeschobene ruhige Mittelpart sorgt zudem dafür, dass sich eine dichte Atmosphäre entwickeln kann, die auf allen bisherigen Releases der Band zu spüren ist. Der nahtlose Übergang in das deutlich schnellere „Gleaming night“ zeigt anschließend, wie variantenreich man sein Songwriting gestaltet, auch der kurzen und knackigen Soloarbeit wegen, die in einen fast schon doomigen Part mündet, bevor sich die schon genannten schwedischen Einflüsse erstmals richtig durchsetzen. „Raging idols“ folgt dieser Gangart und ist ein wildes Biest im Midtempo mit einem Anflug von Raserei, das dich im Null-komma-Nichts zerfetzt. Spätenstens an dieser Stelle gibt es kein Zurück mehr und man versinkt willenlos in dem Mahlstrom, den das Duo Schicht um Schicht erzeugt. Tempomäßig geht es in „Snares and thornes“ wieder in Richtung des eher langsamen Debüts, was dem Albumflow jedoch keinen Abbruch tut. Alles wirkt wie aus einem Guss, nichts ist hier Stückwerk. Und alleine schon das melodische Ausfaden des Tracks ist zum Niederknien! Mit „Crowned in brass“ zieht man die Zügel zumindest kurzfristig wieder an, bevor die zweite Trackhälfte erneut beinahe Downtempo-Regionen streift. Das treibende „Dawning light“ bildet schließlich den Abschluss eines großartigen Albums, dem man sich ohne zu zögern sofort wieder widmet. Ich bin begeistert!
Achteinhalb Jahre Wartezeit zwischen zwei Alben dürfte für die meisten Bands fast so etwas wie ein Todesurteil darstellen, da sich in dieser Zeit nicht nur die Musik weiterentwickelt, sondern auch so manche Hörgewohnheit. Daher ist es natürlich besonders schön zu sehen, wenn sich eine sowieso schon sehr gute Band innerhalb ihres Stils um gleich mehrere Facetten im Sound bereichert und dem Hörer somit genügend Anreiz gibt, sich intensiv einem Album zu widmen. Denn so eingängig „Ablaze“ auf den ersten Blick auch sein mag, so erschließen sich gerade die feineren Facetten erst nach mehreren Durchläufen. ORDER OF ORIAS haben somit ein Album vorgelegt, dass sich jeder Schwarzheimer glücklich zu Gemüte führen wird. Eine Vorliebe für okkulten, schwedischen Black Metal mag von Vorteil sein, ist jedoch kein Muss. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Erhältlich sein wird das Album als CD, als 12″-LP sowie digital. Am Releasetag gibt es alle Infos dazu wie gewohnt noch einmal gebündelt auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
ORDER OF ORIAS – Ablaze
Black Metal from Australia
W.T.C. Productions
Running time: 39:36 minutes
Release date: April 30th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation