Einer der größten Vorteile, den die letzten zehn Jahre mit sich brachten, war die sich nach und nach öffnende stilistische Bandbreite im Black Metal. Sprich, neben den schon lange verwendeten Einflüssen aus Death, Thrash und Doom wuchs auch der Anteil an purem Heavy Metal im Sound vieler Schwarzheimer, was mal mehr und mal weniger ausgeprägt war bzw. ist. Natürlich gab es auch vorher schon eine Handvoll Bands, die solches mit in ihren Stil einbrachten, wobei Denial of God wahrscheinlich die prägendste Band ist. Ein Blick in die Untiefen des Genres lohnt sich da natürlich immer wieder und ganz aktuell richten wir unseren Blick jetzt einmal nach Griechenland, wo sich seit 2006 einer der nach wie vor am besten gehüteten Geheimtipps verbirgt: SERPENT NOIR. Auf bisher zwei Alben, einer EP sowie zwei Splits konnte die Band stets mit ihrer Mischung aus zutiefst okkultem Black Metal sowie einer gehörigen Dosis klassichen Metals in den Melodien und Leads überzeugen. Und wie wohl wenigen anderen Bands gelingt ihr diese Zusammenführung zweier im Grunde völlig verschiedener Stile zu etwas absolut Eigenständigem, was auch auf das Anfang Februar erscheinende dritte Album „Death clan OD“ zutrifft.
Das kurze Intro „The black knighthood of OD“ vermittelt dies bereits sehr anschaulich, obwohl es nur ein kurzes Gitarrenlead ist. Denn der sich nahtlos anschließende Opener „Cutting the umbilical cords of Hel“ nimmt die aufgebaute Atmosphäre mit und fügt dieser eine brachiale Soundwand aus treibendem Black Metal hinzu. Aufgelockert durch geschickt gesetzte Tempiwechsel, variable Vocals von Screams zu Growls und immer mal wieder eingestreute kurze Leads machen die Marschrichtung des Albums sofort klar. Dass man dabei sowohl nach schwedischer als auch griechischer Schule klingt, ist ebenfalls nicht gerade die schlechteste Wahl, verbinden sich beide Stilarten doch zu etwas wirklich Spannendem. Gerade das Songwriting hat ein beeindruckend hohes Niveau, so dass sich jeder Song eigenständig anfühlt. Nach dem furiosen Opener schiebt man mit „Hexcraft“ einen Track nach, der im Tempo noch etwas variabler und gezügelter daherkommt, was der Abwechslung gut tut und dem Album einen Spannungsbogen verleiht. Den Leads wird hier ebenfalls mehr Raum gegeben, so dass sich deren Melodieführung erstmals entfalten kann. Brachialität und Melodik gehen hier Hand in Hand, verfallen jedoch nie in ein planbares Schema: Man gibt dem jeweiligen Song das, was er braucht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. So passen sich die orientalischen Anklänge in „Asmodeus: The sword of Golachab“ kurz und stimmig ein, ohne alles zu überlagern. Im Vordergrund steht stets okkulter Black Metal. Und dem wird trotz der stilistischen Offenheit gebührend gehuldigt, wofür besonders die reduzierteren Passagen gute Beispiele bieten. Und auch rasende Ausbrüche wie „Astaroth: The jaws of Gha’Agsheblah“ mit seinen dominanten melodischen Melodieführungen klingen in ihrer Gesamtheit düsterer als so manch andere Truppe. Da erscheint ein Track wie das erneut etwas gezügeltere „Necrobiological chant of Talas“ wie die logische Konsequenz, sind Aggression und bedachteres Vorgehen doch zwei Seiten einer Medaille, die man hier bis fast zur Perfektion ausspielt. Mit „GOEH RA REAH: Garm unchained“ gipfelt das Album schließlich in einem Finale, für das man nicht nur Thomas Karlsson (Gründer des Order of Dragon Rouge und Verfasser der Lyrics nicht nur für Serpent Noir sondern auch u.a. für Therion) für die Spoken-Word-Passagen einbindet, sondern das auch die melodischsten Riffs des Albums aufbietet und somit einen runden Abschluss zum Intro darstellt. Ich bin schwer begeistert…!!!
Was mich am meisten an „Death clan OD“ und insbesondere an SERPENT NOIR begeistert, ist die Kompromisslosigkeit, mit der man all den Facetten im Bandsound geradezu huldigt: Seien es nun die brachialen Passagen oder die melodischen – hinter jeder Note spürt man die Passion der Musiker für ihre Kunst. Und das macht dieses Album auch so spannend und abwechslungsreich. Das Gesamtkonzept steht hier im Vordergrund, die Verwirklichung der eigenen Visionen und Überzeugungen, ohne diese jedoch dem Hörer mit aller Macht ins Gesicht drücken zu wollen. Dass dies im Black Metal nicht alltäglich ist, in Verbindung mit den klassischen Metal-Leads jedoch Sinn ergibt, ist neben dem sehr starken und ausdrucksfähigen Songwriting eine weitere große Stärke, die dieses Album auch in Zukunft noch relevant machen wird. Es bleibt zu hoffen, dass der Band endlich die gebührende Aufmerksamkeit zuteil wird. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Ab dem Releasetag wird das Album im Webshop des Labels sowie auf Bandcamp als CD, digital und als 12″-LP erhältlich sein. Die Infos dazu gibt es dann natürlich wie immer auch auf der Facebook-Seite von Black Salvation noch einmal zu lesen.
SERPENT NOIR – Death clan OD
Black Metal from Greece
W.T.C. Productions
Running time: 37:34 minutes
Release date: February 7th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation