Mit zu den ersten Black-Metal-Bands, die ich Anfang 2017 auf Black Salvation vorstellte, gehörten die Flensburger VERHEERER, die zu diesem Zeitpunkt gerade einmal eine EP im Repertoire hatten („Archar“, ursprünglich im September 2015 rein digital erschienen), deren Re-release durch Vendetta Records eine willkommene Möglichkeit war, sich die damals noch als Duo agierende Truppe genauer anzuschauen. Der Blick lohnte, hat sich das mittlerweile zum Quintett angewachsene Bandgefüge zu den außergewöhnlichsten heimischen Bands gemausert und mit seinem Anfang 2018 erschienenen Debüt „Maltrér“ direkt einen der absoluten Höhepunkte des vergangenen Jahres abgeliefert. Den Status innerhalb der Szene konnte man somit relativ schnell festigen, was die Erwartungshaltung auf das in einigen Tagen erscheinende Zweitwerk „Monolith“ nicht gerade gering ausfallen ließ.
Und bereits bei Beginn der ersten Albumhälfte „Unterwerfung“ mit seinem Intro „Subiectio“ wird deutlich: Diese Erwartungshaltung wurde nicht betrogen. Schon in diesen zwei Minuten baut man eine regelrechte Soundwand auf, die von den meisten Bands nicht mal auf einem kompletten Album erreicht wird. So stellt der nahtlose Übergang in den Opener und Titeltrack „Monolith“, dessen Varianz aus klassischem Neunziger-Black-Metal und Elementen aus der dritten Welle sowie dem ganz eigenen, für VERHEERER so typischen Riffing von Beginn an mitreißt, genau das dar: Ein Monolith aus tiefschwarzer Atmosphäre – rasend, intensiv und absolut kompromissbefreit. Das Pendeln zwischen wütenden und immer wiederkehrenden, cleanen Riffs, den düsteren, herausgeschrieenen Vocals und einem extrem soliden, nach vorne peitschenden Drumming ist die Essenz dessen, was auf dem Album zu finden ist, auch wenn es sich in stets anderer Form manifestiert. So ist das im treibenden Midtempo startende und sich stets steigernde „He who sowed the poisoned seeds…“ ein Paradebeispiel dafür, wie Tempiwechsel ohne Breaks funktionieren sollten und wie viel Energie ein solches erzeugen kann. Das Soundgebilde, das hier erzeugt wird, sucht seinesgleichen und wird dennoch immer weiter gesteigert, wie das hypnotisch mahlende und dich in den Abgrund stoßende „The fatalist“ beweist. Der Track erzeugt eine solche Immersion (die auf dem Album generell nicht gerade klein ist), die sich sowohl in den energetischen als auch in seinem etwas zurückgenommeneren Moment mehr und mehr manifestiert, bis sie dich komplett umschließt. Beinahe leicht nimmt sich im Gegensatz dazu das rasende „The eskapist“ aus, das einen gelungenen Kontrapunkt zur Schwere der vorigen Tracks darstellt, jedoch immer noch diesen stets allgegenwärtigen, drückenden Sound im Rücken hat. Der nimmt in der zweiten Albumhälfte „Erhebung“ in „…he shall reap a thousandfold“ erneut feste Form an und drückt den Hörer brutal gegen die Wand und lässt die Finsternis vollends ausschwärmen. Das Downtempo sowie die stellenweise extrem reduzierte Instrumentierung verstärken diesen Effekt noch, bis die einsetzende Raserei alles zerfetzt, was ihr in den Weg kommt. Und wer an dieser Stelle glaubt, es könnte nicht mehr besser kommen, der darf sich in „Serpent grave“ eines Besseren belehren lassen. Seien es wieder die spannenden Tempiwechsel oder die nur kurz aufblitzenden Gitarrenharmonien: Mit jedem neuen Track kommt ein weiteres Element hinzu, das den Wiederspielwert erhöht. Mit jedem neuen Track verstärkt sich das Gefühl, es hier mit etwas ganz Großem zu tun zu haben. Und dieses Große beweist der Albumcloser „Theios aner / Irrisio“, der in seinen zehn Minuten all diese Elemente zu etwas ganz Eigenem macht – Diese brutale, düstere Intensität hätten auch Celtic Frost auf ihrem Höhepunkt nicht besser hinbekommen – und das ist wohl das größte Kompliment, das man der Band machen kann. Aus dem Schatten der Großen treten, seinen eigenen Weg verfolgen und die Welt in die ihr zustehende Dunkelheit hüllen. Das ist das, was dieses Album schafft; das ist es, was es so großartig und unwiderstehlich macht. Ich bin extremst begeistert!
Wäre ich gezwungen, „Monolith“ auf drei Attribute herunterzubrechen, dann wären das mit ziemlicher Sicherheit: Energie, Atmosphäre und eine alles verschlingende Soundwand. Die war bei VERHEERER ja schon immer ein wichtiges Element, wird hier jedoch bis zur Perfektion getrieben. Das Songwriting ist dermaßen immersiv und bildgewaltig geworden, das den Hörer wortwörtlich die Finsternis durchdringt , je tiefer man sich in das Album hineinwagt. Monolithisch – anders kann man dieses Meisterwerk nicht beschreiben. Auf lange Sicht gesehen, darf man dieses Album schon jetzt zu den wichtigsten im Black Metal der Zweitausender zählen – so viel steht fest. MEISTERWERK!!! +++ 10 / 10 Punkten
Wer sich diesen Brocken schon jetzt sichern möchte, kann das entweder über den Webshop des Labels tun oder aber via Bandcamp. Das Album wird als CD, digital sowie als 12″-LP auf schwarzem Vinyl und limitiert auf 150 Exemplare auf silberfarbenem Vinyl erhältlich sein. Am Releasetag selbst gibt es alle Infos dazu noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
VERHEERER – Monolith
Black Metal from Germany
Vendetta Records
Running time: 50:00 minutes
Release date: October 4th, 2019 (CD + digital) / October 15th, 2019 (LP)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation