Für Fans des Québecois Black Metal ist es ein wirklich ausgezeichnetes Jahr: Neue EP’s von Délétère und Monarque und außerdem ein verdammt starkes Debüt einer Newcomer-Band namens OSSUAIRE, das vom Start weg die Messlatte extrem hoch legte. In wenigen Wochen erscheint mit „Derniers chants“ bereits das zweite Album und die Fortsetzung des auf dem Vorgänger begonnenen, auf zwei Alben angelegten Konzepts über den Sturz des Christentums. Die Erwartungshaltung ist enorm, steht die Québecois-Szene doch für eine ganz besondere Art des Black Metal, deren bisherige Veröffentlichungen nie unter ein gewisses Niveau gefallen sind, das sich stets mindestens im oberen Mittelfeld befindet.
Allerdings kann man ohne mit der Wimper zu zucken, Entwarnung geben: Bereits der Opener „Pestilence rampante“ macht es mehr als deutlich, dass sich an der aggressiven Grundausrichtung und der dazu passenden etwas raueren Produktion nichts geändert hat. Im Gegenteil, eher hat man sich noch gesteigert, was die Bösartigkeit des Bandsounds betrifft. Das für den Landstrich so typische Riffing trifft auf extrem treibende Drums, ausdrucksstarke Vocals irgendwo zwischen Black und Death Metal und das Ganze unterstützt durch sehr intensives Songwriting. Bedingt durch das zugrundeliegende Konzept darf man hier keine großen Sprünge erwarten, allerdings stellt man recht schnell fest, dass es um einiges dichter wirkt und den Songs einen erstaunlich brutalen Drive verleiht. Tracks wie „À l’ombre du Très-Haut“ oder das folgende „Sous l’autel des immaculés“ sind dafür weitere perfekte Beispiele. Dass man mit bekannten und im Grunde auch nicht mehr neuen Stilelementen eine so gewaltige Immersion erschaffen kann, ist zudem die große Stärke der Band, deren Leidenschaft für diesen Stil man aus jeder Note heraushört und deren antichristlicher Ansatz wohl alles andere als reines Klischee ist. Dafür sind die Songaufbauten schlichtweg zu gewaltig, worüber auch das kurze akkustische Interludium „Elévation“ hinwegtäuschen kann. Denn die zweite Albumhälfte wird von zwei Tracks eingenommen, die beide jeweils jenseits der elf Minuten angesiedelt sind. Ist „L’oeil-sang“ ein zunächst mahlendes, bösartiges Monster, steigert es sich nach und nach ins angezogene Midtempo und baut einen Sog auf, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Durch die akkustische Ausleitung aus dem Song sowie das ebenfalls akkustisch arrangierte Intro zum Albumcloser und Titeltrack „Derniers chants (Un monde dépourvu de Dieu)“ wird dies noch intensiver erlebt, da die Kulmination in den schließlich erfolgenden Ausbruch dem Freisetzen eines furiosen Triumphes gleicht und man somit nicht nur ein Statement setzt, sondern auch jedem einzelnen Hörer klarmacht, dass man es hier mit einer gewaltigen Macht zu tun hat. Eingestreute Akkustikpassagen sowie das ruhig instrumentierte Ende beschließen somit ein wieder einmal fantastisches Album, das sich seiner Dauerrotation sicher sein darf. Und zwar für sehr lange Zeit. Ich bin extrem begeistert!
So manch einer wird sich vermutlich fragen, warum dieses Review doch etwas kürzer ausgefallen ist, als man es möglicherweise von mir gewohnt ist. Die Antwort ist einfach: Manchmal genügen schon wenige Worte, um der Begeisterung für ein Album Ausdruck zu verleihen, dessen Aggression und fantastisches Songwriting schlichtweg für sich selbst sprechen. OSSUAIRE haben mit „Derniers chants“ einen würdigen Nachfolger ihres Debüts vorgelegt, das jedem Fan des Québecois Black Metal auf der Zunge zergehen wird und auch alle anderen Jünger der schwarzen und unheiligen Künste in ihren Bann ziehen dürfte. Definitiv ein weiterer PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Bereits jetzt kann man sich das Album im Webshop des Labels als Pre-order sichern. Erhältlich wird es als CD sein und vermutlich auch digital. Am Releasetag gibt es alle Infos dazu wie gewohnt gebündelt auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
OSSUAIRE – Derniers chants
Black Metal from Québec / Canada
Sepulchral Productions
Running time: 45:29 minutes
Release date: October 15th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation