Black Metal aus Australien gehört selbst in unserer globalisierten Welt immer noch zu den kompromisslosesten Ausdrucksformen extremer Musik. Unabhängig davon, ob man von Schädelspaltertruppen wie Deströyer 666 spricht, von sehr auf den Mitt-Neunziger-Sound fixierten Bands wie Nocturnes Mist oder selbst in symphonischeren Gefilden agierende wie ADVENT SORROW. In aller Regel darf man davon ausgehen, dass sich so sehr auf den eigenen Stil konzentriert wird, dass kaum noch Einflüsse aus anderen Richtungen zu finden sind. Ja, denkste… Denn die zuletzt genannten haben zwar im symphonischen Black / Death Metal begonnen, ihr Soundspektrum auf dem bereits im Mai in Eigenregie veröffentlichten zweiten Album „Kali Yuga crown“ um zahlreiche Elemente aus dem Depressive Black Metal erweitert, was ein ziemlich spannendes Erlebnis darstellt. Die weltweite Veröffentlichung via Werewolf Records in wenigen Wochen ist Grund genug, sich des Albums einmal anzunehmen und den willigen Lesern und Hörern zu zeigen, dass depressive Elemente nicht zwangsläufig zu Trauerweiden-Musik oder hoffnungsloser Monotonie führen müssen.
Mit dem Opener „Verminblood“ dürfte jedoch zunächst eine starke Irritation einhergehen, ist dieser doch DSBM par exellence. Beinahe Funeral-Doom-artige Soundkaskaden wabern durch die Boxen und stellen rein musikalisch einen starken Kontrast sowohl zu eigenen älteren Veröffentlichungen als auch zum Cover dar, welches auf den ersten Blick eine ganz andere Marschrichtung erwarten lässt. Allerdings ist bereits dieser Track recht abwechslungsreich, finden sich doch auch Spuren alter Shining wieder, sobald der Keyboardteppich sich auflöst. „Wolfhook and weapon“ ist im Anschluss der Konterpart und beinahe klassischer Black Metal. Gerade der Mix aus leicht angezogenem Tempo und flirrenden Riffs, unterlegt von fantastischen Melodieführungen zeigt erstmals die große Stärke der Band: Keine Angst vor relativ leicht zugänglichen Parts zu haben. Der symphonische Hintergrund mag hierbei eine große Rolle spielen, denn diesen spürt man immer wieder heraus, selbst wenn es ein wenig düsterer zugeht wie in „Spearhead“. Die Verquickung der symphonischen mit den depressiven Elementen kommt hier erstmals vollständig zum Tragen und wird im Folgenden immer weiter ausgebaut. So ist der Titeltrack „Kali Yuga crown“ einer jener Tracks, die aus der Zeit stammen könnten, als DSBM noch gar kein eigenständiges Genre war (hallo, Shininig!), sondern nur eine sehr doomige Variante im Black Metal. Der nahtlose Übergang zu „Pestilence shall come“ unterstreicht dies noch, wartet dieses doch mit äußerst guten Leads auf, die unglaublich emotional wirken können. Böse und gewaltig kriecht „Caesar“ aus den Boxen – definitiv einer der Höhepunkte der Scheibe und ein wenig der Wendepunkt, da man sich von nun ab auf die eher düstere Seite der Band einstellen muss. Mit „Wells of poison water“ sowie dem fantastischen „Majesty enshrined“ bietet man zwei weitere Tracks, die dunkel und majestätisch gleichermaßen daherkommen und dem Album stets kleine Nuancen hinzufügen, die man in anderen Tracks mal mehr, mal weniger offensichtlich entdeckt. „With conviction“ zieht das Tempo kurzzeitig noch einmal an, bevor man im Albumcloser „Death in magic antagonism“ noch einmal sämtliche Register zieht und das Album gewaltig und melancholisch ausklingen lässt.
Würde man mich fragen, was mich am meisten an „Kali Yuga crown“ begeistert, dann wäre die spontanste Antwort wohl, dass die 53 Minuten wie im Fluge vergehen und zu keiner Zeit langweilen. Doch auch musikalisch können ADVENT SORROW von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen, wobei aus den immer noch spürbaren Symphonic-Black-Metal-Wurzeln in Verbindung mit den nun sehr dominanten Elementen aus dem Depressive Black Metal etwas ganz Eigenes entsteht. Und auch, wenn ich mich vielleicht ein wenig weit aus dem Fenster lehne, so empfinde ich dieses Album als eines der besten im Subgenre und deutlich überzeugender als alles, was bspw. Shining in den letzten 10 Jahren veröffentlicht haben. Großartig! Wem also die Zeit nicht zu schade ist (und die braucht das Album definitiv), der wird wird mit einem intensiven Hörerlebnis belohnt werden, das er in dieser Form vielleicht nur ein- oder zweimal wiederfinden wird. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Bereits jetzt kann man sich das Album digital via Bandcamp zulegen. Bestellungen der CD sowie der 12″-LP auf schwarzem Vinyl sind dort ebenfalls möglich. Am offiziellen Releasetag selbst gibt es alle Infos dazu auch noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
ADVENT SORROW – Kali Yuga crown
Black Metal from Australia
Self-released / Werewolf Records
Running time: 52:53 minutes
Release date: May 3rd, 2019 (digital & Digipack-CD) / September 27th, 2019 (CD & LP)
Werewolf Records Bandcamp
Werewolf Records Facebook
Advent Sorrow Bandcamp
Advent Sorrow Facebook
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation