Das Vorurteil, dass Black Metal aus Deutschland keine eigenen Impulse setzen kann und sich lediglich schamlos aus dem reichhaltigen Fundus besonders der skandinavischen Bands bedient, ist einfach nicht tot zu kriegen. Natürlich, so könnte man einwerfen, gibt es Ausnahmen wie Nagelfar, Lunar Aurora, Ultha oder Secrets of the Moon – aber die sind so selten, dass es nicht ins Gewicht fällt. Doch seien wir einmal ehrlich: Der Prophet gilt im eigenen Lande ja generell nichts und ob man sich nun auf Spurensuche nach Norwegen, Finnland oder sonst wohin begibt, überall findet man Bands, die sich entweder stark am Sound ihrer Region oder gleich komplett an dem orientieren, was man gemeinhin als „landestypisch“ deklariert (siehe finnischer Black Metal). Und zumindest in den Augen der Rezensentin ist es am Ende völlig egal, woher eine Band ihre Einflüsse bezieht, solange man ehrlich bemüht ist, daraus etwas Eigenes zu kreieren. Das trifft ganz sicher auf die seit 2015 aktiven Niedersachsen ARCANE FROST zu, die bereits 2017 ein recht ordentliches Demo veröffentlichten, dem in Kürze nun die erste EP folgen wird. „Dragged into the void“ bezieht seine Einflüsse besonders aus dem norwegischen und finnischen Black Metal, was hinsichtlich der Tempiwechsel und Breaks äußerst gut funktioniert.
Produktionstechnisch – dies zu Beginn – wartet man mit einem sehr trockenen Sound auf, der zwar nicht übermäßig dynamisch ist, aber doch sehr wuchtig aus den Boxen kommt. Gerade das ohne jeden Hall aufgenommene Drumming sowie die stets klar erkennbaren Riffs drücken das Ganze ordentlich nach vorne. Ein wenig klarer abgemischte Becken hätten dem jedoch noch etwas mehr Punch verleihen können, auch wenn mir natürlich klar ist, was man – vermutlich – mit dem Sound erreichen will. An den Tracks selbst gibt es jedoch nichts zu mäkeln, die konsequent die auf dem Demo eingeschlagene Richtung fortsetzen. Sprich: Man bewegt sich tempomäßig in eher gemäßigteren Bahnen, ohne in Doomgefilde abzudriften. Der Sound ist somit sehr vom Nidrosian Black Metal beeinflusst, was durch die wenigen etwas zackigeren Momente noch unterstrichen wird. So ist der schleppende Opener „Shattered thrones“ ein gut gewählter Einstieg, der schon eindrucksvoll das Spektrum umreißt, in dem ARCANE FROST agieren, während man im folgenden Titeltrack „Dragged into the void“ das Riffing etwas melodischer ausfallen lässt und auch das Tempo stellenweise ganz ordentlich anzieht. Hinsichtlich der hier erkennbaren finnischen Einflüsse darf man zudem dankenswert konstatieren, dass diese sich auf die Ursprünge dieses Subgenres beziehen (sprich, eher alte Sargeist oder Horna). Den melodischen Riffs wird somit gerade soviel Raum gegeben, dass sie nicht der über allem schwebenden Aggression den Rang ablaufen, wie das viele andere Bands – leider – viel zu oft praktizieren. Und selbst ein rein vom Gefühl her noch drückenderer Track wie „Under a starless sky“ kann nichts daran ändern, dass eben jenes Attribut „Aggression“ wie ein Leuchtfeuer über den vier Songs schwebt, was man mit dem EP-Closer „Flayer“ nochmals unterstreicht.
Zieht man das Demo als unmittelbaren Vergleich heran, so fällt im Prinzip nur auf, dass man dort mit wesentlich mehr Hall auf den Vocals gearbeitet hat. Den kann man vermissen, muss es aber nicht. Denn der auf „Dragged into the void“ gefahrene, sehr trockene Sound unterstreicht das Aggressionspotenzial verdammt gut und ist damit eine starke Grundlage für weitere (Un-)Taten der Truppe. Wer Wert auf kompromisslosen Black Metal legt, der dennoch über genügend Abwechslung verfügt, ist hier genau richtig. Denn ARCANE FROST gehören zu den neueren Bands im heimischen Underground, die man definitiv im Auge behalten sollte. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Das Album wird sowohl als auf 100 Exemplare limitiertes Tape erhältlich sein, als auch in einer Auflage von 300 Stück als Digipack-CD, die als Bonus noch die drei Tracks des Demos enthält (die in diesem Review natürlich nicht in die Wertung einfließen). Wer möchte, kann es sich schon jetzt entweder im Webshop des Labels oder aber auf Bandcamp bestellen, wo man zusätzlich das digitale Format erwerben kann. Am Releasetag selbst gibt es alle Infos dazu natürlich wie gewohnt auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
ARCANE FROST – Dragged into the void
Black Metal from Germany
Bleeding Heart Nihilist Productions
Running time: 17:50 minutes (Tape & digital) / 32:45 minutes (CD)
Release date: September 6th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation