Es ist ja kein Geheimnis, dass ich musikalische Abwechslung sehr zu schätzen weiß und mich äußerst gerne mit Bands oder einzelnen Alben beschäftige, die man nicht streng in ein Genrekorsett zwängen kann. Auch erfüllt es mich immer wieder mit Freude, wenn sich Bands aus dem (vermeintlichen) Mainstream auf eher unbekannte Bands beziehen und diese als Einfluss bezeichnen. Wie zum Beispiel Metal-Urgestein und Primordial-Fronter Alan Averill, für den die seit 1991 aktiven Finnen BLACK CRUCIFIXION eine große Quelle der Inspiration sind. Was nicht verwundert, da diese ein breites Spektrum an Genres bedienen und somit einen unverwechselbaren Sound gefunden haben. So sind Elemente aus Black Metal, Doom Metal und selbst aus dem Gothic Metal zu finden. Dabei ist man releasemäßig nicht einmal sonderlich aktiv: So existieren seit 1992 gerade mal eine Demo, eine EP, ein Live-Album, eine Compilation aus Demo und Live-Album sowie vier reguläre Alben. Die letzte Full-length datiert aus dem Jahr 2018 und ist mit „Lightless violent chaos“ wieder passend betitelt. Leider wurde es nur in sehr limitierter Auflage in Finnland veröffentlicht, so dass viele sicherlich nicht einmal wissen, dass es existiert. Dank Séance Records wird diesem Umstand nun abgeholfen, da das australische Label Anfang Juni den weltweiten Release realisiert. Zeit also, ihm auch hier auf Black Salvation die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Mit dem Intro „Five-pointed eye“ zeigt man bereits sehr stimmungsvoll, dass man es hier nicht mit der 08/15-Metal-Kapelle von nebenan zu tun hat. Mit der Mischung aus Doom- und Gothic-artigen Klängen, die zudem sehr ambient-beeinflusst klingen, legt man auch direkt einen krassen Gegensatz zum energischen Einstieg in den Opener „Black hole Metal“. Dieser Titel kann auch als Synonym für das stehen, was sich nicht nur hier, sondern über das gesamte Album verteilt immer wieder findet: Grundlage ist stets das schwere Riffing, untermalt von treibendem Drumming und Vocals, die kraftvoll herausgepresst werden. Der folgende Zehnminüter „Free of light“ ist wohl am deutlichsten in seinen Gothic-Referenzen, gerade hinsichtlich der Gitarrenarbeit. Jedoch ist dessen Pendeln zwischen ebendiesem Stil sowie den Gothic- und den nicht zu verleugnenden Proto-Black-Metal-Anleihen so wunderbar ineinander integriert, dass man einen ganz eigenen Klangkosmos auf einem sowieso schon abwechslungsreichen Album erschaffen hat, was ihn zur perfekten Hörprobe für alle Uneingeweihten macht. Eine wahre Hymne an die Finsternis! „Deathless be me“ ist im Anschluss vor allem eines: Ein echter Rocker, der gerade seiner repetitiven Lyrics wegen unheimlich gut funktioniert und einen Gegensatz zum epischen Riffing eines „Of the godless and brave“ darstellt. Ich bin ja zudem eher selten sprachlos, aber dieser Track schafft es, mich (und wahrscheinlich auch jeden anderen Hörer) so sehr zu fesseln, dass man nur noch mit erhobener Faust dasteht und sich die Seele aus dem Leib bangt. Großartig! Das Album lebt absolut von seiner Abwechslung und so ist das extremst reduzierte „Discipline“ ein fast rein akkustischer Ambient-Spielplatz, der den Albumcloser „Intiution“ wieder sehr stimmig vorbereitet. Dieser ist schließlich eine Bündelung aller Stärken der Band und beendet somit würdig ein Album, das man jedem – und wirklich jedem! – nur ans Herz legen kann…
Wer anhand der vielen auf „Lightless violent chaos“ enthaltenen Stilelemente denkt, es hier mit einem wirren Mischmasch zu tun zu haben, der irrt sich ganz gewaltig. Denn alle Elemente greifen fließend ineinander über und bilden somit einen unverkennbaren Sound, der es unmöglich macht, dieses Album nicht zu mögen. Egal, ob es nun die Black-, Doom- oder Gothic-Anteile sind, die man unwillkürlich hervorheben möchte – letzten Endes zählt nur das Gesamtergebnis. Und das ist BLACK CRUCIFIXION in Form dieses wundervollen, in schwarze Tonkunst gegossenen Werkes eindeutig gelungen. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Anhand des Promo-Materials ist leider noch nicht klar ersichtlich, in welchen Formaten das Album nun veröffentlicht werden wird. Alle Infos dazu findet ihr allerdings spätestens am Releasetag auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
BLACK CRUCIFIXION – Lightless violent chaos
Black / Gothic / Doom Metal
Spinefarm Records / Séance Records
Running time: 38:48 minutes
Release date: June 1st, 2018 (Spinefarm Records) / June 3rd, 2019 (Séance Records)
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation