Vor gut einem Jahr erschienen die Thüringer ISGALDER auf der Bildfläche und legten mit ihrer Debüt-EP „To the hall of the stars“ eine ziemlich beeindruckende Veröffentlichung vor. Was natürlich auch kein Wunder war – schließlich sind die Mitglieder keine Unbekannten mehr und haben mit Grimwald von Dauþuz auch ein recht umtriebiges Mitglied an Bord. Anders als diese gehen ISGALDER jedoch wesentlich atmosphärischer ans Werk und unterlegen ihren Black Metal zusätzlich noch mit recht sphärisch anmutenden Keyboards, was sich wunderbar ergänzt. So durfte man ziemlich gespannt auf das am letzten April-Wochenende erschienene Full-length-Debüt „The red wanderer“ sein, das wir uns im folgenden einmal genauer anschauen werden.
Beim Studieren der Tracklist fällt als erstes auf, dass es den Titeltrack sowohl in einer englischen als auch in einer etwa eine Minute längeren deutschen Version gibt. Das weckt bereits die Neugier und lässt den Hörer gespannt das erste Mal auf Play drücken. Der sphärische Einstieg in das Intro „Isthro“ ist dabei schon sehr gut gelungen und legt eine solide Grundlage für den Opener „Funeral fire“. Die atmosphärischen Keyboards erinnern zu Beginn immer wieder mal an die Zeit, in der Klassifizierungen wie Atmospheric Black Metal oder Symphonic Black Metal eher untergeordnete Rollen spielten, solange der Soundteppich dicht genug war und man sich tief in diesen versenken konnte. Das gelingt ISGALDER außerordentlich gut, wozu auch die sehr basische Produktion ihren Anteil beiträgt. Der Sound ist differenziert genug, damit man wirklich jedes Detail heraushören kann und die immer wieder eingestreuten Bathory-Gedächtnis-‚Ohohoo‘s fügen den letzten Schliff hinzu, was man zu Beginn von „Soaring mountains“ auch ausgiebig auskostet. Generell lässt sich sagen, dass das Songwriting durch die Bank gelungen ist: Anleihen am klassischen Black Metal finden sich gleichberechtigt neben Strukturen, die man sowohl im zeitgenössischen Atmospheric Black Metal findet als auch auf den epischeren Alben der schon erwähnten Bathory. Das alles fügt sich zu einer sehr atmosphärischen Stimmung zusammen, die auch dem Titeltrack „The red wanderer“ sehr gut zu Gesicht steht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stellt man fest, dass das Album am besten als Ganzes funktioniert. Einzelne Tracks lassen sich zwar ohne Weiteres auch separat genießen – der volle Genuss entfaltet sich jedoch erst, wenn man sich während der siebzig-minütigen Spielzeit konzentriert unter die Kopfhörer verkriecht und Tracks wie „Sirius ablaze“, „Ulterior worlds“ und „Empire of ice“ einfach auf sich wirken lässt. Die große Überraschung ist im Anschluss an dieses Triple jedoch „Der rote Wanderer“, das komplett akkustisch vorgetragen wird und besonders durch die tollen, fast schon hymnisch agierenden Vocals sehr sphärisch wirkt und einen wohltuenden Gänsehautmoment beschert. Da stimmt es schon etwas wehmütig, dass man für das annähernd zwanzig Minuten lange Outro „Galthro“ doch noch ordentlich Sitzfleisch benötigt, da es nach den ersten drei sphärischen Minuten in ein von Naturgeräuschen und rituellen Trommeln unterlegtes, ruhiges Klanguniversum mündet, das immer wieder mit sphärischen Sounds den Nachthimmel zum Leuchten bringt. Diese letzten sechzehn Minuten sind auch mein einziger Kritikpunkt an „The red wanderer“, wenn auch auf hohem Niveau. Sicher mag es in das Konzept des Albums passen, aber ich bin mir nicht sicher, ob wirklich jeder Hörer diesen ausladenden Abschluss eines großartigen Releases auch zu schätzen weiß…
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Hörer nur der Besetzung wegen Vergleiche mit Dauþuz ziehen werden, obwohl diese meiner Ansicht nach nicht gerechtfertigt sind. Zu unterschiedlich geht man ans Songwriting heran und zu sehr unterscheidet man sich auch stilistisch, obwohl beide Bands im Black Metal verhaftet sind. ISGALDER stehen jedoch für sich selbst, was in dieser überfrachteten Szene schon schwer genug ist, und haben mit „The red wanderer“ erneut ein wundervolles Stück Musik geschaffen, das jeden begeistern sollte, der großen Wert auf atmosphärisch dichte Songs legt. Ich bin sehr beeindruckt und so wird mich das Album wohl auch noch eine lange Zeit begleiten. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Wer noch eines der schicken A5-Digipacks ergattern möchte, sollte jetzt zügig ordern, da diese so gut wie ausverkauft sind. Ansonsten bleibt noch die Wahl zwischen regulärer CD und/oder der digitalen Version. Übrigens, Naturmacht Productions: Bitte, bitte veröffentlicht das Album alleine schon des Covers wegen noch auf Vinyl und legt es als großes Poster bei!
ISGALDER – The red wanderer
Black Metal from Germany
Naturmacht Productions
Running time: 70:37 minutes
Release date: April 26th, 2019 (all formats)
Naturmacht Productions Webshop
Naturmacht Productions Bandcamp
Isgalder Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation
Das Album ist nun tatsächlich als LP erschienen. Rotes Vinyl mit einem A3 Poster, limitiert auf 100 Stück.
Auf der CD ist noch ein Hidden Track, was digital wohl mit Absicht weggelassen wurde. Ein netter Coversong, der auch auf Isgalders YT Kanal zu hören ist. Aber auch abseits des Albums, als gehöre er nicht dazu.