Alter Schwede – da hätte ich doch eines der besten Alben in diesem Jahr beinahe ignoriert: Als vor einigen Monaten „The seven spirits“ in meiner Promo-Inbox aufschlug, konnte ich so gar nichts mit dem Epic Doom anfangen. Und das kann ich mir bis heute nicht erklären, denn mittlerweile hat sich das dänische Quintett so dermaßen in meinen Gehörgängen eingenistet, dass ich die Musik einfach nicht mehr aus meinem Kopf bekomme! Und das will was heißen, bei der ganztäglichen Inhalation von Musik. Aufmerksame Leser wissen wahrscheinlich, dass ich nicht grundlos eine Band abfeiere, im Falle von ALTAR OF OBLIVION ist das jedoch gerechtfertigt. Und wenn mir jetzt einer kommt von wegen, „hier findet doch eigentlich nur Black und Death Metal statt“, dann antworte ich gerne mit einem gepflegten „So what!?“ Anstatt rumzunölen lieber mal das Album auschecken dürfte der sinnvollere Weg sein, das zu verstehen. Denn neben einer exzellent drückenden Produktion gibt es vor allen Dingen eines zu hören: verdammt starke Songs.
Das beginnt schon mit dem Opener „Created in the fires of holiness“, das neben einem sehr dominanten Bass auch fantastische Riffs zu bieten hat. Und ich habe keine Ahnung, wann ich das letzte Mal im klassischen Metal einen gleichermaßen so nach vorne treibenden wie auch epischen Eröffnungstrack genossen habe (und nein, selbst die fantastischen Visigoth schafften das nicht). Dabei ist der Wechsel vom energetischen zum doomigen Teil so fließend, dass es dazu nicht einmal Breaks bedarf. Große Klasse! Das akkustische Ausfaden sowie der damit verbundene Einstieg in „No one left“ ist einer der Momente, die mich nach wie vor begeistern. Denn schon nach wenigen Sekunden peitscht der Track unbarmherzig nach vorne, baut in die Hälfte ein akkustisches Break ein, nur um dieses wieder in einen schweißtreibenden Midtempo-Stamper zu wandeln. Schweißtreibend ist übrigens auch ein treffenes Stichwort für das gesamte Album, denn mit „Gathering at the wake“ stellt man direkt im Anschluss ein weiteres Mal unter Beweis, dass man diesen Stil einfach perfekt beherrscht und einen Headbanger an den anderen reiht, wobei sich die doomigen Parts immer wieder wunderbar einschmiegen und dem Album einen extrem dichten Sound und einen ganz eigenen Flow verpassen. So ist der wieder akkustisch und sehr ruhig gehaltene Beginn des Titeltracks „The seven spirits“ der komplette Gegensatz zum vorigen Track. Zwar entwickelt er durchaus noch Power, allerdings auf eine epische und fast schon balladeske Art und Weise, die ihm verflixt gut zu Gesicht steht. Da ist es schon schade, dass nach etwas mehr als vier Minuten schon Schluss ist. Dann heißt es jedoch erst einmal: die Anlage bis aufs Maximum aufreißen. Denn mit „Language of the dead“ eröffnet der wohl stärkste Track neben dem Opener die B-Seite des Albums: Mit extrem viel Druck wird der Hörer entweder an die Wand gepresst oder geht vollkommen in der unbändigen Energie auf, die hier aufgebaut wird. Wenn es für ungeübte Ohren eines Anspieltipps bedarf, dann wäre dieser Song die perfekte Wahl. Punkt. Bemerkenswert auf diesem Album ist jedoch eines: Auch die relativ ruhigen Passagen strotzen nur so von dieser Energie, wie man unschwer in „Solemn messiah“ feststellen kann, der tempomäßig zwischen Titeltrack und dem Rest des Albums steht. Hier merkt man auch, wieviel Arbeit in den Songs und insbesondere in den Riffs steckt, die für sehr viel Abwechslung sorgen und die Songs auch nach Dutzenden von Durchläufen immer noch spannend machen. Und spannend ist auch der Albumcloser „Grand gesture of defiance“, der schlicht und einfach der perfekte Abschluss für diese 40 Minuten währende Reise darstellt: Ein klassischer, doomiger Einstieg geht über in die Essenz von ALTAR OF OBLIVION, die treibenden Riffs und wunderschönen, melodischen Leads und fadet schließlich akkustisch aus. Und selten genug passiert es, dass einen die folgende Stille mit einem glückseligen Lächeln zurücklässt. Weil man dankbar dafür ist, dass es solch intensive Alben gibt. Weil man dankbar ist, ein Teil dieses Kosmos zu sein, der sich METAL nennt!
Seit Wochen kreist das Album bereits auf Dauerrotation durch meine Anlage und je öfter ich es höre, desto mehr Charme entwickelt es: Zum einen der tollen Produktion, zum anderen des ausgezeichneten Songwritings wegen. „The seven spirits“ ist nicht perfekt, es hat Ecken und Kanten und gerade durch die nicht immer punktgenauen Vocals dürften sich einige Hörer ziemlich irritiert an den Kopf fassen. Aber genau das macht Metal doch aus: Unperfektheit in Perfektion! Und damit können ALTAR OF OBLIVION an den genau richtigen Stellen aufwarten, was sie mit ihrem Epic Doom Metal auf einen Schlag auf eine Stufe mit Bands wie Atlantean Kodex, Cirith Ungol oder auch Candlemass katapultiert. Ich bin extremst begeistert! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Da das Review nur einen Tag vor Release erscheint, ist der Hinweis auf eine Pre-order wohl eher sinnlos. Daher: Das Album ist erhältlich als reguläre CD, digital, als 12″-LP auf schwarzem Vinyl (limitiert auf 100 Stück) sowie auf orange-farbenem Vinyl (400-mal) und auch als Tape (limitiert auf 100 Exemplare).
ALTAR OF OBLIVION – The seven spirits
Epic Doom Metal
Shadow Kingdom Records
Running time: 40:53 minutes
Release date: April 26th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation