Das wirklich spannende am heutigen Black Metal ist – meiner bescheidenen Meinung nach -, dass es durch die sowohl genre- als auch länderübergreifende weltweite Szene gar nicht immer so einfach ist, den Herkunftsort einer Band zu bestimmen. Selbst, wenn man in 80 Prozent der Fälle richtig liegen sollte, sind davon aber immer auch rund die Hälfte nur gut geraten. Diese Mühe habe ich mir sogar gleich gespart, als ich das Promomaterial zum bald erscheinenden Debüt der Schweden ULTRA SILVAM gesichtet habe. Zum besseren Verständnis: An Bands, die ich nicht kenne, gehe ich komplett ahnungslos heran, ohne zunächst den Promotext zu lesen. Ich will mich überraschen lassen – und das ist „The spearwound salvation“ definitiv gelungen!
Denn obwohl die schwedischen Wurzeln unverkennbar sind, schlägt immer auch ein hörbarer finnischer Einfluss durch. Dabei werden gerade diese Akzente zunächst nur punktuell gesetzt: Die ersten Takte des Openers und Titeltracks „The spearwound salvation“ klingen in bester schwedischer Manier nach frühen Watain, was gerade bei denen, die deren letzten Alben nicht mögen, für hochgezogene Augenbrauen sorgen wird. Auch wenn man etwas straighter als die Landsmänner arbeitet, so hätte der Track aber auch auf deren ersten beiden Alben stehen können. Den Eindruck vertieft man noch mit dem folgenden „Ödesalens uppenbarelse“, das so dermaßen nach Anfang der 2000er klingt, wie kaum etwas in letzter Zeit. Dass man allerdings nie auf den ersten Eindruck bauen sollte, zeigt das Break hin zu einem langsamen Mittelpart, der das folgende, erneute Explodieren umso wuchtiger macht. Am meisten erstaunt schon jetzt, wie druckvoll das Album trotz der relativ rohen Produktion ist. Schade nur, dass ein Teil der Gitarrenspuren ständig in einem Rauschen enden und auch den Drums etwas Dynamik fehlt. Mit „Birth of a mountain“ ziehen dann endlich die finnischen Einflüsse deutlich hörbar ein: Mit immer wieder eingestreuten melodischen Passagen ist dieser Track ein verdammt gelunger Hybrid aus beiden Subgenres und zudem einer der stärksten auf dem Album. „Förintelsens andeväsen“ wischt alles genrefremde gleich mal wieder konsequent vom Tisch – jedenfalls soweit der Grundsound dies zulässt. Wie schon gesagt, schweben die finnisch angehauchten Parts immer mal wieder im Hintergrund. Dieser zwei Minuten kurze Track ist allerdings eines: Ein brutales Zerstörungskommando, dass unbarmherzig über einen hinwegrollt. Am besten funktioniert man jedoch in Momenten wie „Wings of burial“, die die Einflüsse der Band offensichtlich zeigen und gerade dadurch abwechslungsreich werden und dem Album einen ganz eigenen Flow verpassen. „A skullfull of stars“ ist dafür nur der nächste Beweis, dessen Riffing wieder so typisch finnisch ist und dennoch immer wieder die Herkunft der Band betont. Mit seinen sechs Minuten ist der Closer „The first wound“ nicht nur der längste Track, sondern auch der intensivste, was eindeutig am ganz und gar nicht eintönigen Riffing liegt. So muss man einen Einstand wie diesen beenden und als Hörer diesen nicht ganz 30 Minuten direkt einen weiteren Durchlauf gönnen.
Ich war bei den ersten ein, zwei Durchläufen auf Grund der Produktion doch ein wenig skeptisch, ob das Album bei mir wird zünden können. Nachdem ich dieses subjektive Empfinden aber erst einmal zur Seite geschoben und mich vollends auf die Musik eingelassen habe, hat sich – schon wieder – ein verdammt starkes Debüt vor mir aufgetan, dass in seiner Intensität, seiner rohen Gewalt, schlichtweg atemberaubend gut ist. Die Songs sind abwechslungsreich und dynamisch arrangiert und mit etwas weniger Rohheit in der Produktion, aber mit demselbem Druck wie hier auf „The spearwound salvation“ könnten ULTRA SILVAM schon bald nach ganz oben aufschließen. Verdammt starkes Debüt! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Da das Album zu den wenigen Fällen gehört, in denen ich sage, dass man es unbedingt in seine Sammlung stellen sollte, hier noch der Hinweis, dass es bereits als Pre-order erhältlich ist. Sowohl regulär als CD, als auf 500 Exemplare limitiertes schwarzes Vinyl sowie als Tape, ebefalls in einer limitierten Anzahl von 100 Stück. Ach ja, als Download gibt es das Album natürlich auch, aber diese Art von Musik hört man nun wirklich nicht digital!
ULTRA SILVAM – The spearwound salvation
Black Metal from Sweden
Shadow Records / Helter Skelter Productions
Running time: 27:57 minutes
Release date: March 22nd, 2019 (all formats)
Helter Skelter Productions Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation