Ich finde es jedesmal extrem aufregend, wenn unbekannte Bands an mich herantreten und mir ihr Material zur Sichtung überlassen. Oftmals denke ich mir dann zwar, dass „dank“ der Zwölftich Trillionen Bands da draußen kaum noch viel spannendes dabei sein kann, jedoch kommt es auch vor, dass ich mich da gewaltig irre. STRICK aus dem schönen München sind ein Beispiel dafür, wie ich das meine: Mit gerade einmal zwei EP’s, die nicht mal die halbe Stunde Gesamtspielzeit voll machen, lotet man musikalisch noch relativ neue Ufer aus und sorgt somit dafür, dass man sich mit der Band befassen MUSS. „Selektion“ ist EP Nummer zwei, die im vergangenen September digital, sowie im Dezember auf Tape, veröffentlicht wurde, sechs Songs in nicht ganz neun Minuten bietet und sich textlich mit eher sozialen Themen sowie Eigenerfahrungen befasst.
Die Grundlage für den Bandsound ist eindeutig Black Metal und ich sehe jetzt förmlich die hochgezogenen Augenbrauen und die runzligen Stirnen vor mir, weil sich der eine oder andere fragen wird, was das für eine Mischung sein könnte. STRICK spielen Black/Grind, der sich aber auch Anleihen unter anderem aus dem Death Metal holt. Dass diese Symbiose funktioniert, zeigen bereits Bands wie Unru und Ancst, ja selbst im Bestial Black Metal ist Blackgrind angekommen, wenn man sich eine Truppe wie Necroholocaust (die kanadischen) anschaut. Die Münchner allerdings bieten hier kein stumpfes Geprügel oder kurz und knapp gehaltene Wutausbrüche. Die Tracks, die sich zwischen 44 Sekunden und zwei Minuten Länge bewegen, haben alle eine erkennbare Struktur, so dass die kurze Gesamtspielzeit nicht einfach mal eben so durchrauscht. Am meisten überrascht jedoch, dass man wirklich mehrere Durchläufe benötigt, bis sich die einzelnen Tracks im Hirn festsetzen, was gerade hinsichtlich des Grindanteils schon bemerkenswert genug ist. Doch wie schon gesagt, ist der nur ein Element unter vielen: Im Riffing beispielsweise findet man Anleihen aus dem kompletten extremen Metal-Spektrum, was für viel Dynamik hinsichtlich des jeweiligen Songaufbaus sorgt. Egal, ob nun Grind, Black oder Death, die einzelnen Elemente gehen so fließend ineinander über, dass es schwer fällt, irgendwo einen genaue Linie zu ziehen, wo das eine beginnt und das andere aufhört. Selbst Djent findet sich sporadisch, besonders in einzelnen Drumpatterns. Apropos Drumming: Das musste zwar aus der Not heraus programmiert werden, wirkt aber ganz und gar nicht so. Zumindest in den allermeisten Passagen hat man das Gefühl, es hier mit einem Drummer aus Fleisch und Blut zu tun zu haben. Weitere Pluspunkte sind die herrlich herausgekeiften Vocals sowie die Produktion, die trotz Homerecording einen enormen Druck hat.
Eines sollte klar sein: Nur wenn man stilistisch so offen wie die Bandmitglieder an die ganze Sache herangeht und genügend Neugierde für Neues mitbringt, wird man wirklich Freude an diesem Release haben. Wer jedoch ohne Scheuklappen durchs Leben – oder in diesem Falle durch die Szene – geht, wird richtig viel Spaß mit „Selektion“ haben. Ich für meinen Teil werde die Jungs im Auge behalten und kann daher nur die Empfehlung aussprechen, sich die EP auf Bandcamp zu ordern. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Die EP findet ihr entweder im Bandcamp-Shop der Band als Download oder beim Würzburger Label Coxinha Records als Tape.
STRICK – Selektion
Black Metal / Grind from Germany
Self-released / Independent (digital) / Coxinha Records (Tape)
Running time: 8:50 minutes
Release date: September 12th, 2018 (digital) / December 23rd, 2018 (Tape)
Strick Bandcamp
Coxinha Records Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation