Zu den beliebtesten Spielarten im Black Metal gehört definitiv die melodische Variante, die vor allem Bands aus Schweden und Finnland bis zur Perfektion brachten und die bis heute – seien diese Bands noch aktiv oder nicht – einen großen Einfluss auf die Szene ausüben. Davon zeugt auch der Erstling des russischen Ein-Mann-Projekts MALIST, das in zwei Wochen via Northern Silence Productions veröffentlicht werden wird. „In the catacombs of time“ ist diesen Titel und einen besseren hätte man auch kaum finden können.
Dabei wird man vom Intro „Venture into life“ zunächst noch auf eine falsche Fährte geführt, da dieses mit seinen zunächst akkustischen Gitarrenklängen sowie des nach der Hälfte des Tracks einsetzenden verstärkten Parts eher an Atmospheric Black Metal-Intros erinnert. Mit den ersten Riffs des Openers „Agony (to no avail)“ ändert sich dies jedoch schlagartig, da man direkt in Zeiten zurück katapultiert wird, in denen man bei atmosphärischem Black Metal noch eher an Summoning oder die erste Dimmu Burgir dachte. Nein, hier regiert eindeutig Melodic Black Metal vom Feinsten! Dabei ist es völlig unerheblich, ob man an die finnische oder schwedische Variante denkt, da MALIST es verstehen, beide Spielarten so zu verknüpfen, dass diese wie aus einem Guss klingen. „Spiritual oppression“ hätte genauso gut auf dem ersten Album von Sacramentum oder den ersten beiden Mörk Gryning-Platten seine Existenzberechtigung gehabt, und das will rein qualitativ etwas heißen. Allerdings wäre es unfair, jetzt eine Referenzband nach der anderen zu nennen; denn zum einen sollte man auch unabhängig von diesen Einflüsen die Qualität für sich sprechen lassen und zum anderen gibt es heute nur eine Handvoll neuer Bands, die diesen Stil so überzeugend und frisch darbieten können, dass das Alter des Genres ebenfalls keine Rolle spielen sollte (siehe Nornír). Schön auch, dass man „Forlorn and cold“ nach dem vorigen Track einfaden lässt, was man ja mittlerweile auch viel zu selten hört, obwohl sich der Stil dafür geradezu anbietet. Und, meine Herren, was für eine Melodieführung und was für ein Headbang-Potential (nicht nur) dieser Track hat! „Uniformity“ hat regelrechtes Hymnenpotential, dass bei einer vollständigen Bandbesetzung live wahrscheinlich ordentlich knallen würde, trotz des relativ ruhigen Mittelparts. Auch „Food for the flames“ hält dieses Energielevel, bevor man mit „En bitter längtan“ das Tempo ziemlich weit herausnimmt wird und man zeigt, dass man auch die etwas ruhigere Gangart beherrscht. „Hymn of the karst realm“ und „Violated by nothingness“ sind schließlich die beiden Tracks, die das Album zum Ende führen. Das Tempo wird wieder angezogen, was dem Energielevel noch einen letzten Schub gibt, bevor das Outro „Ever after“ akkustisch und besinnlich diesen Ritt in die Vergangenheit beendet.
Ich gehe mittlerweile mit einer sehr großen Erwartungshaltung an Veröffentlichungen von Northern Silence heran und ich wurde noch nie enttäuscht – unabhängig davon, ob die Releases jetzt zu Black Salvation passen oder nicht. Auch MALIST bilden da keine Ausnahme, denn „In the catacombs of time“ ist einfach die perfekte Reminiszenz an alte Zeiten, in denen in der Szene noch kein Hahn nach vermeintlich „trve“ agierenden Musikern gekräht hat, in erster Linie die Musik im Vordergrund stand und die Stilausrichtung dabei erst einmal völlig egal war. Und auch, wenn ich sonst die Meinung vertrete, Musik, Konzept und optische Präsenz müssen Hand in Hand gehen, so bin ich dennoch in Fällen wie diesem Melodic Black Metal-Kunststück überzeugt davon, dass musikalische Klasse manchmal eben doch ausreicht, um wieder zu den Wurzeln zurück zu finden. Bleibt zu hoffen, dass das Genre bald wieder so stark wird wie einst, damit die doch sehr lästigen Rückblicke auf alte Zeiten ein Ende haben. MALIST jedenfalls hätten es mit diesem Release verdient, Teil von etwas Neuem zu werden. DEFINITIVE KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Das Album wird als auf 500 Exemplare limitierte CD erscheinen, wobei man Northern Silence-typisch fix bei der Sache sein sollte, da deren Releases bekanntlich zu einem guten Teil relativ schnell vergriffen sind (und das nicht ohne Grund). Auch digital wird es zu erwerben sein, aber glaubt mir: Diesem Release tut ihr mehr Ehre wenn ihr ihn in eurer Anlage rotieren lasst und deren Boxen die hymnischen Riffs herausbrüllen!
MALIST – In the catacombs of time
Melodic Black Metal from Russia
Northern Silence Productions
Running time: 50:26 minutes
Release date: January 25th, 2019 (all formats)
Northern Silence Productions Webshop
Northern Silence Productions Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation