Durch puren Zufall bin ich gerade über dieses Album gestolpert; und obwohl es bereits im September 2017 veröffentlicht wurde, konnte ich nicht widerstehen, ihm doch noch ein Review zuteil werden zu lassen. Denn die Italiener MASCHARAT haben mit ihrem gleichnamigen Debüt einen sehr interessanten Release erschaffen, der seinen im Großen und Ganzen sehr puristischen Black Metal mit vielen atmosphärischen Parts auflockert und auch textlich ein interessantes Konzept zu bieten hat. „Atmosphäre“ sollte man jetzt allerdings nicht in dem Sinne assoziieren, als ob es hier schwülstige Instrumentalpassagen, naturverbundenes Blätterrauschen etc. zu hören gibt. Nein, die Atmosphäre entsteht in diesem Falle duch herausgenommenes Tempo, akkustische Passagen und sehr variables Riffing. Hinzu kommt eine Produktion, die keine Wünsche offen lässt. Klar und nuanciert und dennoch mit viel Wucht kommt die Instrumentierung zur Geltung und auch die Vocals stehen im genau richtigen Mischverhältnis daneben. Erwähnenswert ist noch das Konzept, das wie eine symbolische Erzählung strukturiert ist und einen Initiationsritus beschreibt. Dabei führt der Weg über den Verfall der moralischen und sozialen Werte über die Zerstörung der eigenen Identität bis hin zum Bekennen einer neuen Wahrheit.
Ins Album selbst startet man mit dem sehr ruhigen, nur von Klavierklängen getragenen „Intro“, bevor der eigentliche Opener „Bauta“ einsetzt, der musikalisch sehr an alten norwegischen Black Metal zu Beginn bis Mitte der Neunziger angelehnt ist. Hochgeschwindigkeit trifft auf Midtempo, unterlegt von sehr moderatem Kreischen, dass sich eher in den unteren Stimmlagen hält. Das hört und fühlt sich verflixt gut an, denn gerade die im Tempo gezügelten Passagen tragen viel zur Atmosphäre bei. Hervorzuheben ist auf alle Fälle der Elfeinhalb-Minüter „Médicin de peste“, der nicht nur den einzigen französisch-sprachigen Text beinhaltet (die anderen Texte sind auf italienisch verfasst), sondern im Grunde ein Mini-Album innerhalb eines Albums ist. Denn sämtliche in den folgenden Tracks verarbeiteten Elemente finden hier bereits ihren Platz. Der große Knackpunkt ist jedoch, dass man ausgerechnet so früh das Tempo innerhalb des Tracks extrem drosselt, da dieser sich dadurch doch als ziemliche Länge inmitten meist schnellerer Tracks anfühlt. Was ein wenig schade ist, denn auch „Mora“, „Vestibolo“ oder „Simulacri“ sind starke Songs (besonders „Mora“ hat es mir angetan), die allesamt von ihrem Wechelspiel aus rasendem Black Metal sowie den zurückgenommenen Passagen leben. Und bevor man mit dem „Outro“ stimmungsvoll aus dem Album geleitet wird, gibt es noch zwei weitere Male mit „Iniziazione“ sowie „Rito“ ordentlich eins um die Ohren gepfeffert. Was am Ende schließlich zurückbleibt, ist das Gefühl, ein starkes Album genossen zu haben, dessen Höhepunkt einfach viel zu früh einsetzt…
Wenn ich an „Mascharat“ eines zu kritisieren habe, dann ist es die etwas zu lange Spielzeit. Zehn oder fünfzehn Minuten kürzer und es wäre optimal gewesen, was den Flow des Albums angeht. Wir reden hier allerdings von einem Debüt, da kann man in der Hinsicht schon mal ein Auge zudrücken, da man sich in dieser Phase ruhig austoben sollte. Ansonsten liegt hier ein Album vor, dass eine tolle Produktion, gute Songs, eine stimmige Atmosphäre und auch ein textlich interessantes Konzept aufweisen kann. Wer ein solches Package zu schätzen weiß, für den ist dies der perfekte Release! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Das Album erhaltet ihr nach wie vor sowohl auf CD also auch auf Tape unter den weiter unten angegebenen Links. Digital natürlich auch.
MASCHARAT – Mascharat
Black Metal from Italy
Séance Records (CD) / Morbid Chapel Records (Tape)
Running time: 50:07 minutes
Release date: September 15th, 2017 (CD, digital) / July 6th, 2018 (Tape)
Séance Records Webshop
Mascharat Bandcamp
Morbid Chapel Records Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation