Satte neun Jahre mussten wir warten, bis uns das finnische Black / Thrash-Kommando URN wieder mit einem neuen Longplayer beehrt. Die lange Pause zwischen den Alben drei und vier hat dem Quartett sichtlich gut getan, was man nun mit „The burning“ sehr eindrucksvoll unter Beweis stellt. Schon das vorab vorgestellte „Sons of the Northern Star“ zeigte, dass man nichts verlernt hat, sondern im Gegenteil eine gewaltige Steigerung verzeichnen kann. Aggressiver als in der Vergangenheit und absolut kompromisslos gibt es zehn Tracks feinsten angeschwärzten Thrash Metals auf die Ohren. Die Gitarren sind dabei nur angezerrt, so dass man jeden Anschlag hört und sich die ganze Riffgewalt mit einer wahnsinnigen Power entfaltet. Das zumeist in sehr hohen Tempiregionen angesiedelte Drumming wird vor allen Dingen songdienlich eingesetzt. Die Doublebass gefällt neben der einigermaßen tief gestimmten Snare am besten: Stets spürbar aber nicht aufdringlich im Vordergrund, was man ebenso vom Bass behaupten kann. Die rauen, Thrash-typischen Vocals veredeln schließlich den Bandsound zu einem echten Monster, das dich gnadenlos niederwalzt.
Nach einem kurzen, passenderweise „Resurrection“ getauften Intro ist auch bereits Feueralarm angesagt. Denn der Opener „Celestial light“ bläst mal eben so ziemlich das Meiste an ähnlich gelagerten Combos weg: Bang-kompatibles Midtempo mit immer wieder eingestreuten Hochgeschwindigkeitspassagen lassen in den ersten Minuten schon die Nackenmuskulatur ordentlich arbeiten. Diese Energie nimmt man dann auch gleich mit hinüber in „Hail the king“, dass einen verdammt geilen Rock ’n‘ Roll-Vibe versprüht und im Chorus mit 80er-Jahre ‚Gang-Shouts‘ aufwartet. Unüblich für Black / Thrash, aber hier passt es einfach wie Arsch auf Eimer. Mit wieder angeschwärztem Riffing wechselt man zu „Morbid black sorrow“, dass zudem eines der schönsten melodischen Leads auf der Platte hat. Das schon bekannte „Sons of the Northern Star“ ist wahrscheinlich der ‚eingängigste‘ Track und war somit als Appetizer eine gute Wahl: Gnadenloses Midtempo im Wechselspiel mit schnelleren Parts fügen den Song zu einem weiteren Nackenbrecher zusammen. Wer nicht spätestens jetzt die ersten Stiche in der Muskulatur spürt, ist entweder noch vor dem Intro eingeschlafen oder hört wohl gerade irgendwelchen verkopften Prog-Kram. Was für ein Abschluss der A-Seite!
„Nocturnal demons“ startet jedoch mit dem gleichen Energielevel und auch mit einem ähnlichen Grundtempo und ist einfach nur ein böser Bastard von Black Metal-Riffs aus den Achtzigern und nach vorne drückendem Thrash-Drumming. Saugeil! Das ungewöhnlichste Stück ist im Anschluß „Wolves of radiation“. Etwas schleppender als die restlichen Tracks finden sich hier zusätzlich noch Harmonien und Leads, die eher an klassischen Metal denken lassen. Das tut der Abwechslung und dem Spannungsbogen verdammt gut und gönnt dem Hörer wenigstens einmal eine kurze Pause vom Dauerbangen. „All will end in fire“ beschwört den Weltuntergang; dazu passt das wieder angezogene Tempo und wartet auch im Chorus wieder mit einem unwiderstehlichen Lead sowie einem Solo mit anschließendem Nackenbrecherpart auf. Die schon erwähnten ‚Gang-Shouts‘ finden sich hier ebenfalls wieder und was schon für „Hail the king“ galt, lässt sich nun wieder sagen: Es passt einfach. Mit dem Abschlussdoppel „Falling paradise“ sowie dem Titeltrack macht man es dem Hörer durch ein nochmaliges Steigern der sowieso ständig vorhandenen Atmosphäre nicht gerade einfach, denn ersteres thrasht einem unbarmherzig die schwarze Seele aus dem Leib, während der Album-Closer zum Abschluss nochmals alle Register zieht. Fast schon episch wird hier ein Album beschlossen, das ich bereits jetzt schon einfach mal als eine der wichtigsten Referenzen im Genre für die nächsten Jahre deklarieren möchte.
Großartig, absolut großartig, was die Finnen in diesen 40 Minuten auf „The burning“ gepackt haben! Nicht nur das extrem aggressive Songwriting, das konsequent hohe Tempo inklusive einiger Midtempo-Parts sprechen für die hohe Qualität. Denn mit generell viel Abwechslung und einer mörderischen Produktion ist das Album mal eben das Beste aus dem Hause Iron Bonehead in diesem Jahr, dass ja schon nicht gerade arm war an hochklassigen Alben in deren Rooster (Cult of Eibon, Disharmony, Blood Moon, Front Beast etc.). Da bleibt eigentlich nur noch zu sagen: PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Eines steht fest: Wer sich dieses Album nicht in dem einen oder anderen Format zulegt, dem ist definitiv nicht mehr zu helfen. Also, ab in den Webshop von Iron Bonehead und sich „The burning“ entweder auf CD oder aber auf LP zugelegt (limitiert auf 500 Exemplare; 300 auf schwarzem, 200 auf gelb-rotem Splatter-Vinyl). Alternativ dazu holt man es sich digital im Bandcamp-Shop des Labels.
URN – The burning
Black / Thrash Metal from Finland
Label / Vertrieb: Iron Bonehead Productions (CD + LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 40:27 minutes
Release date: 28.07.2017