Manchmal trifft es einen völlig unerwartet: Da erscheint wie aus dem Nichts ein Album, dass dich trotz moderner Produktion mit einem Schlag in die Zeit Anfang / Mitte der Neunziger versetzt, ohne dich dabei vergessen zu lassen, dass diese Zeitperiode unwiderruflich vorbei ist. So ging es mir vor einigen Wochen, als ich dank Bandcamp zufällig auf das Debüt dieses Ein-Mann-Projekt aus Finnland stieß (vorab erschien im vergangenen Jahr die EP „Kuolevaisen kirous“). Grundsätzlich ermüden mich Bands, die das x-tausendste „Hvis lysset tar oss“-Gedächtnisriff immer wieder und in immer neuen Variationen spielen (und das liegt ganz sicher nicht an meinem sonstigen „De mysteriis…“-worshipping).
AUTHOR gehören da zu den wenigen Ausnahmen, denen es wirklich gelingt, diese ganz spezielle Atmosphäre der alten Burzum-Alben in das Hier und Jetzt zu transformieren. Und das sind vielleicht – wenn es hochkommt – fünf Releases im Jahr. Und AUTHOR gehören da definitiv dazu: Wer sich komplett auf das Album einlässt, der sieht beim Hören desselben die nordfinnische Landschaft in einer eisigen Winternacht an seinem geistigen Auge vorüberziehen. Trotz der überdurchschnittlich vielen Melodien im Gesamtsound (ohne dass man hierbei von „Melodic“ Black Metal reden müsste) versprüht „Lopun alku“ in allen sechs Tracks eine Kälte, die man nur meisterhaft nennen kann. Viele Bands scheitern nämlich an genau dieser Kombination, die Burzum Anfang der Neunziger für viele so interessant gemacht hat. AUTHOR gelingt nun dieses Kunststück; die 36 Minuten sind viel zu schnell vorbei und zurück bleibt einerseits tiefste Befriedigung über ein fantastisches Album, andererseits jedoch eine große Leere, da es dich im Grunde komplett leer und erschöpft zurück lässt. Musikalisch ist alles Top: kein eintöniges Drumming, starke Riffs und richtig starkes Black-Metal-Gekreische in den passenden mittleren Tonlagen. Das Songwriting ist abwechslungsreich und egal ob nun wilde Raserei oder fast schon episches Midtempo: jeder Track hat nach einer gewissen Zeit auch Wiedererkennungswert (hört euch einfach nur mal „Ei ikinä enää“ an). Finish Black Metal at its very best!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
(Und falls sich jetzt jemand beschweren will, weil ich das eingangs erwähnte Gefühl beim Entdecken dieser Band ja auch bei STYGIAN TEMPLE hatte: Nein, da ging es viel, viel tiefer. Alleine schon rein vom Stil her lassen sich die beiden Bands kaum vergleichen. Näheres dazu folgt irgendwann demnächst in einem separaten Blog-Artikel.)
Ihr erhaltet „Lopun alku“ sowohl als auf 300 Exemplare limitiertes Digipak bei Naturmacht Productions oder als Download über Bandcamp.
AUTHOR – Lopun alku
Black Metal from Finland
Naturmacht Productions
Running time: 36:13 minutes
Release date: January 28th, 2017
Naturmacht Productions Webshop
Naturmacht Productions Bandcamp
Review © 2017 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation