Review: UDÅNDE – Life of a purist

UDÅNDE – Life of a purist // © 2021 Vendetta Records / Udånde

Ungefähr einmal pro Woche denke ich mir, „eigentlich hast du dich am Black Metal doch wirklich sattgehört“. Doch fast jede Woche gibt es zumindest einen oder zwei Releases, die mich dann doch wieder so begeistern, dass ich wirklich froh über die musikalische Vielfalt bin, in der ich mich mittlerweile bewege. Klar, wenn man gut 28 Jahre im Black Metal auf dem Buckel hat, versteht man diesen Stil, seine Bedeutung für die Szene und auch die Intentionen, die sich in jeder neuen Welle, in jedem neuen Jahrzehnt herausbilden. So essentiell wichtig ich auch beispielsweise eine Band wie Abigor für den Black Metal erachte (musikalisch und ideologisch; dazu irgendwann in den nächsten Wochen mehr), so ist anno 2021 auch die ideologiebefreite Strömung von großer Bedeutung. Wenn eine Band (oder meinetwegen auch ein Soloprojekt) es schafft, ein atmosphärisch dichtes Album zu veröffentlichen, das unverkrampft und mit intelligenten Texten versehen an die Sache herangeht, finde ich das eine knappe Woche vor dem 42. Geburtstag stehend dann doch spannender als stumpfes Ziegenbock-Gedöns.

An dieser Stelle kommen UDÅNDE ins Spiel, die gerade mit „Life of a purist“ nicht nur ihr Debüt, sondern mal eben so auch schon ein frühes Highlight dieses Jahres veröffentlicht haben. Nicht nur musikalisch agiert man auf extrem hohem Niveau, auch die textliche Basis steht auf ehernen Füßen: So sind die Lyrics zwar stilgemäß von Themen wie Vergänglichkeit und Misanthropie durchzogen und arbeiten auch mit bekannten Natur-Metaphern – doch die Schlichtheit und gleichzeitig der Anspruch, sich mit den Texten auseinandersetzen zu müssen, ist eine Kombination, die man nicht allzu oft antrifft. Wo Mgla eine zum Teil wirklich anspruchsvolle philosophische Komponente besitzen, die man alles andere als leicht durchschauen kann, arbeitet man hier mit klaren Versatzstücken, deren Bedeutung sich jedoch erst zwischen den Zeilen erkennen lässt.

An erster Stelle steht allerdings natürlich die Musik; und die ist atemberaubend schön. Wenn man „schön“ überhaupt im Kontext von Black Metal verwenden darf… Ich habe eben schon eine gewisse polnische Band erwähnt und so weit von diesen sind UDÅNDE gar nicht mal entfernt. Denn auch hier wird der Schwarzkunst in ihren dunkelsten Regionen gehuldigt, versehen mit immer wieder eingestreuten melodischen Leads und der trotz aller Schwärze auch stets spürbaren Erhabenheit, wie sie eigentlich nur die Osteuropäer und aktuell auch immer mehr dänische Bands hinbekommen. Die Art und Weise, wie aggressive Parts sich mit flirrenden Passagen vereinen, stets getragen von einer gewissen Melancholie im Songwriting, die immer hart an der Grenze zu absoluter Niedergeschlagenheit agiert, ist in diesen sieben Tracks bis fast zur Perfektion ausgereizt. Je weiter das Album voranschreitet, desto weiter zieht es den Hörer hinab in schwärzeste Tiefen, ohne jedoch im puren Nihilismus zu versinken. Die relativ raue Produktion passt dabei sehr gut, da sie immer noch differenziert genug ist, um wirklich alles herauszuhören. Die einzige Sache, die mich in den ersten paar Durchläufen gestört hat, waren die doch sehr in den Hintergrund gemischten Vocals. Je öfter das Album allerdings läuft, umso besser wirken diese im Ergebnis. Jedes einzelne Teil des Albums wird exakt so eingesetzt, dass sich am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt. Und das ist ein Album, dass hoffentlich nur der Beginn einer lange andauernden Reise ist, die letztlich nur an einen Punkt führen kann: Nach ganz oben…

An und für sich bin ich ja ein recht visueller Mensch, da ein Album neben toller Musik eben auch ein ansprechendes Äußeres bieten muss, um mein Interesse zu wecken. Speziell natürlich bei Newcomern wie UDÅNDE ist solch ein Punkt beinahe schon lebenswichtig, um aus der riesigen Masse an Veröffentlichungen herausragen zu können. Als ich das Cover zum ersten Mal sah, war der erste Impuls: „Muss ich haben!“ Umso erfreuter war ich dann auch, dass der Inhalt in keinster Weise hinter dem tollen Artwork zurückstecken muss, sondern im Gegenteil das Topping auf der Sahnetorte ist. „Life of a purist“ ist neben der aktuellen Beltez das Aufregendste, was im modernen Black Metal geboten wird und ist ein absolutes Muss für jeden, der sich dunklen Tonkünsten fernab ideologischer Gatekeeper verschrieben hat. Warum dann keine Höchstwertung? An und für sich ist der Release natürlich perfekt, persönlich möchte ich mir für die Zukunft aber Luft nach oben lassen, da ich noch Großes von dem Projekt erwarte. Wer sich darum nicht schert, der fügt meiner Wertung einfach noch ein Pünktchen hinzu. In diesem Sinne: PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Erschienen ist „Life of a purist“ am 05.02.2021 via Vendetta Records als Digipack-CD, als auf 70 Exemplare limitiertes Tape, digital sowie als 12″-LP auf schwarzem und auf rotem Vinyl (je 100 Exemplare). Das Vinyl ist jedoch bereits restlos vergriffen. (Verfluchter Mist!!!)

UDÅNDE // © 2021 Udånde

UDÅNDE – Life of a purist
Black Metal from Slovakia & Denmark
Vendetta Records
Running time: 38:41 minutes
Release date: February 5th, 2021

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Review © 2021 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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