Dänemark entwickelt sich immer mehr zu einem der neuen Hotspots für aufregenden und spannenden Black Metal. Ähnlich wie bei den isländischen Bands ist die Qualität dabei fast immer auf einem sehr hohen Niveau, das so manche alteingessene Band schon lange eingebüßt hat. Die Kopenhagener GLEMSEL gehören zu dieser Spezies, die im März 2020 aus dem Nichts erschienen und mit ihrer Debüt-EP „Unavngivet“ vom Schlag weg begeistern konnten. Und selbst jetzt, Ende Januar 2021, lässt sich mit etwas Abstand und zahllosen Durchläufen sagen: Diese 28 Minuten sind ein Volltreffer!
Dass man sich stilistisch zudem nicht in ein festes Korsett zwängen lässt, macht die ganze Angelegenheit erst richtig interessant: Reißt man dem Hörer mit dem Opener „Dødsværk“ mit einem Mix aus Black/Thrash und norwegischer Schule erst einmal den Schädel herunter, fällt man im folgenden „Ligegyldigheden“ komplett davon ab und präsentiert einen schleppenden, im unteren Midtempo vor sich hin riffenden Track, der eher an „Stormblåst“ erinnert. Das eingestreute akustische Zwischenspiel macht dabei besonders viel Spaß, gibt man dem Album dadurch doch schon nach kurzer Spielzeit ein schönes Stück Dynamik mit. Auch die tolle Produktion verdient ein lobendes Wort, denn dieser ist es ebenso zu verdanken, dass man sich von der ersten Sekunde an zuhause fühlt. Kräftig produziert, mit ordentlich Wumms und jedem Instrument seinen Platz einräumend, gibt es hier absolut keinen Kritikpunkt anzumerken. Ein schön rauher Unterton verleit den Songs die nötige Authentizität, so dass sich auch der stets kritische Underground nach diesem Release eigentlich die Finger lecken müsste.
Tempomäßig legt man in „Efterårsvinde“ einen ordentlichen Zacken zu und behält die für den skandinavischen Black Metal so typische melancholische Note bei. Das großartige Riffing in „Moders Gråd“ spricht dabei Bände: Stellenweise wähnt man sich direkt in Geschichten voller Trauer und Zorn versetzt, auch wenn man kein Wort Dänisch versteht. Eine Wuteruption wie „Afsked“ zerstört schlichtweg alles, obwohl der Titel übersetzt „Abschied“ bedeutet, womit man vielleicht nicht nicht gerade eine solche Energie implizieren würde. Wie Darkthrone wohl klängen, wenn sie heutzutage ihre drei prägenden Black Metal-Alben veröffentlichen würden, darauf gibt „En Sidste Bøn“ die Antwort: Ein aus purer Aggression und Kälte bestehender Track, dessen Hauptriff wohl nicht ganz grundlos an „Transilvanian hunger“ erinnert. Im Gegensatz zu denjenigen Bands, die auf Teufel-komm-raus versuchen, die damalige Atmosphäre einzufangen und zu kopieren, herrscht hier ein sehr schöner Flow im Songwriting vor. Einerseits scheut man sich nicht, diese Einflüsse zu verarbeiten, andererseits bettet sich auch dieser Track ganz natürlich in den Rest des Albums ein. Das abschließende „Rædsel“ behält die hohe Geschwindigkeit bei und beschließt mit einem Knall diese kurze, aber dafür sehr intensive akustische Reise.
Zuweilen finde ich es ganz angenehm, wenn man die Musik komplett für sich alleine stehen lassen kann, ohne viele Worte darüber verlieren zu müssen. Denn GLEMSEL gehören zu der Sorte von Bands, die offensichtlich so sehr in dem aufgehen, was sie tun, dass man dies als Hörer sofort spürt. Von daher gehört „Unavngivet“ zu den ehrlichsten Black Metal-Releases und es stört zu keiner Sekunde, dass die EP eigentlich nichts Neues oder Innovatives bietet. Die Wurzeln zu bewahren, ohne zu kopieren, und authentisch und glaubwürdig für das einzustehen, was man für sich als seinen Weg definiert hat. Und das ist mir persönlich wesentlich sympathischer, als der x-te Klon irgendeines beliebigen Subgenres. Daher führt an der Wertung für dieses Kleinod auch kein Weg vorbei: KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
„Unavngivet“ ist ursprünglich zunächst als rein digitaler Independent-Release auf Bandcamp am 18.03.2020 erschienen. Vendetta Records veröffentlichten das Album im August 2020 als CD und im Oktober 2020 als 12″-LP auf schwarzem sowie braunem Vinyl.
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GLEMSEL – Unavngivet
Black Metal from Denmark
Vendetta Records
Running time: 28:19 minutes
Release date: March 18th, 2020 (digital, Independent) / August 19th, 2020 (CD) / October 15th, 2020 (Vinyl, both from Vendetta)
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Review © 2021 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation