Es kommt nicht sehr oft vor, aber so manches mal frage ich mich schon, was sich der eine oder andere denkt, der die Stilbenennungen von Bands auf Metal Archives einfügt oder ändert. Aktuelles Beispiel: das dänische Ein-Mann-Projekt AFSKY, das seit 2015 auf eine EP, eine Single sowie ein Album zurückschauen kann. Man wird dort als Depressive Black Metal verortet, was ich so gar nicht verstehe. Sicher, die Songstrukturen sind meistens sehr melancholisch und aus den Riffs trieft pure Todesromantik. Jedoch finden sich auch immer mal wieder Folk-Einsprengsel, die eher an frühe Ulver denken lassen denn an Armritzer wie Shining und Konsorten. Auch der lyrische Unterbau, der sich eher von sozialkritischeren .dänischen Autoren wie Andersen, Aakjær und Aarestrup beeinflusst zeigt und deren teils poetische Kompositionen in musikalische Form gießt, ist alles andere als depressiv veranlagt, wie auf dem neuen, in wenigen Tagen erscheinenden zweiten Album „Ofte jeg drømmer mig død“ zu hören ist.
Mit einem kurzen akustischen Intro startet man in den Opener „Altid veltilfreds“, dessen rasende Melancholie pure Kraft ausstrahlt. Durch die sehr raue Produktion gewinnt man den stets den Eindruck, dass trotz der schon genannten Todesromantik jede Menge Lebenskraft aus den Songs schimmert. Der Tod mag unabwendbar sein und einen zu oft zu schnell erreichen, man stellt sich immer mal wieder im Traum die Frage, wie es wäre, tot zu sein; und dennoch ist da stets der kleine Funke Lebenskraft, ohne den keine Kreativität möglich wäre. „Tyende sang“ ist etwas konzentrierter als der Opener: Nicht durchgehend mit dem Fuß auf dem Gaspedal, sondern öfters auch mit kleinen, ein wenig dissonanten Akustikintermezzi gespickt, zieht man die Atmosphäre noch ein gutes Stück dichter zusammen. „Imperia“ ist als Abschluss der A-Seite perfekt gewählt, geht doch das flirrende Riffing zusammen mit dem straighten, zwischen Midtempo und Raserei wechselnden Drumming Hand in Hand und lockert die Atmosphäre dadurch gleichsam auf, wie sie auch einen ersten Höhepunkt im Songwriting bildet. Das folgende „Bondeplage“ nimmt diesen Faden schließlich auf, fügt beim Snarespiel einige Breaks ein, was dem Hörgenuss sehr zugute kommt und dank des anhaltend hohen Tempos macht sich auch kein stilistischer Bruch bemerkbar, zumal auch hier die akustischen Parts zu den großen Stärken zählen, die den Songs immer etwas Eigenes geben. Das Abschlussdoppel „Stemninger I & II“ und „Angst“ überzeugt in dieser Hinsicht gleich doppelt: Zum einen, weil die Melancholie und deren Intensität gerade bei Erstgenanntem durch dessen partiell schleppenden Rhythmus ins Unermeßliche gesteigert werden, zum anderen, da man dem Schlusstrack dann doch noch eine Spur Bitterkeit heraushören kann, die das eingewebte Akustikoutro umso stärker nachwirken lässt. Ein großartiger Abschluss für ein großartiges Album.
In dieser schnelllebigen Zeit ist es nicht sonderlich einfach, Alben mit einem Qualitätslevel zu veröffentlichen, dass den Hörer für lange Zeit bei der Stange halten kann. Wenn man sich dann noch die Zersplitterung gerde der Genres im extremen Metal in Unter-Unter-Unter-Unter-Genres vor Augen führt, tut es mehr als gut, wenn ein straightes, keine Kompromisse eingehendes Album wie „Ofte jeg drømmer mig død“ auf dem Plattenteller rotiert, dass in seiner melancholisch wie rasenden Einfachheit ein Black-Metal-Album präsentiert, das Post-Black-Metal-Geister beschwört und dennoch ganz, ganz weit von diesen entfernt ist. Ich bin sehr begeistert von dem, was AFSKY auf ihrem zweiten Album hier präsentieren und kann es jedem Hörer nur empfehlen, sich dieser nordischen Schönheit anzunehmen. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Das Album ist schon jetzt als Pre-order im Webshop des Labels sowie auf der Bandcamp-Seite der Band erhältlich. Am Releasetag wird es alle Infos rund um die Formate auch noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation geben.
AFSKY – Ofte jeg drømmer mig død
Black Metal from Denmark
Vendetta Records
Running time: 45:36 minutes
Release date: May 12th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation