Zu den Geheimtipps der jüngeren Black-Metal-Bands zählt das irische Duo SCÁTH NA DÉITHE (übersetzt Schatten der Götter), das seit der Bandgründung 2015 bisher eine EP sowie ein Album vorweisen kann. Beiden Veröffentlichungen wohnt eine pechschwarze Atmosphäre inne, die den Hörer in einen Strudel finsterster Hoffnungslosigkeit hinabzieht. Mit dem Ende Januar erscheinenden Zweitwerk „The dirge of endless mourning“ steht nun der nächste Brecher bereit, um genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Als erstes fällt auf, dass man die auf den beiden Vorgänger-Releases noch eingestreuten Intros weggelassen bzw. in die Tracks selbst integriert hat, so dass sich nur noch vier davon auf dem aktuellen Album befinden. Die sind dafür jedoch alle recht lang ausgefallen: drei um die zehn Minuten, der Schlusstrack gut 14 Minuten. Die Produktion ist auch diesmal wieder extrem drückend, lässt aber trotzdem genügend Luft, um eine gewisse Differenziertheit durchzulassen. Gut gefallen hierbei die trockene Snare sowie die sehr dominanten Gitarren; auch der Bass ist, was in diesem Genre nicht wirklich selbstverständlich ist, recht prominent in Szene gesetzt. Die variablen Vocals zwischen Screams und Growls sorgen für Abwechslung und sind ein Spiegelbild der instrumentellen Umsetzung, da trotz des übermächtigen Black-Metal-Überbaus auch Elemente aus Death und Doom Metal zu finden sind. Alleine schon der Opener „The maligner’s tongue“ pendelt unablässig zwischen diesen Stilen hin und her, was eben zu der schon erwähnten Atmosphäre führt. Melodische Einsprengsel lockern dies jedoch immer mal wieder auf, was bereits auf dem Vorgänger eine große Stärke war. Dass sich dieser Kontrastreichtum auch auf der anderen Seite des Spektrums zeigt, sollte klar sein, führt man sich nur einmal die ersten Minuten von „Misery beyond time“ zu Gemüte. Mit einem fast schon in Funeral-Doom-Regionen wildernden Intro und dem folgenden, extrem Bass-lastigen Hauptpart zeigt man im Grunde beide Gesichter. Rohheit und Anmut verbinden sich auf diese Weise zu einer eigenständigen Klangwelt, die man aus dem üblichen Einheitsbrei ohne Schwierigkeiten heraushören kann. Dass ein solch dichter Sound nicht zu einem teils unhörbaren Soundbrei verkommen muss, wie dies andere, in ähnlichen Gewässern heimische Bands, gerne vormachen – dafür gibt es auf diesem Album wohl kein besseres Zeugnis als „Ochón“, das beide Extreme des Bandsounds so gewaltig und andererseits so ruhig herausstellt, dass man als Hörer unwillkürlich tief ins Geschehen gezogen wird, wozu auch die sehr vom Doom/Death beeinflusste zweite Hälfte des Tracks beiträgt und somit die klangliche Übersetzung des Albumtitels darstellt („The dirge of endless mourning“ = Das Klagelied der endlosen Trauer). Mit dem Albumcloser „Remnant understanding“ bietet man schließlich die Kulmination all dieser Elemente in einem epischen Finale. So und nicht anders muss sich das Ende eines Albums anfühlen. Großartig!
Zugegeben: Etwas zugänglicher als das erste Album ist „The dirge of endless mourning“ sicherlich. Jedoch bedeutet das nicht, dass man in irgendeiner Form Kompromisse geschlossen hat. Nein, man hat viel eher das Songwriting verfeinert, so dass sich die jeweiligen Parts an den jeweils richtigen Stellen befinden. Finsternis und lichte Momente sind so über das gesamte Album hinweg zu finden und fügen die vier Songs zu einer aufregenden Reise zusammen, auf die man sich bereits nach dem ersten Durchlauf immer wieder gern begibt. Dass SCÁTH NA DÉITHE dabei nicht strikt im Black Metal verhaftet sind, sondern auch zahlreiche andere Elemente zulassen, kommt den recht langen Songs dabei sehr zugute. Wer nach genau dieser Art von Musik sucht, wird hier sowieso zuschlagen, allen anderen sei zumindest das Reinhören dringend empfohlen! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Ab dem Releasetag wird das Album im Webshop des Labels sowie digital auf Bandcamp verfügbar sein. Alle Infos dazu gibt es dann natürlich auch noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
SCÁTH NA DÉITHE – The dirge of endless mourning
Black Metal from Ireland
Vendetta Records
Running time: 43:45 minutes
Release date: January 31st, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation